Konjunktur und Börsen (2): Die Einflüsse von Geldpolitik und Realwirtschaft vermischen sich

Zum ersten Mal seit Jahren hat sich die Fragestellung der Anleger verändert: Auf der Deutschen Anlegermesse am vergangenen Wochenende kam kein einziger Besucher mit dem früher üblichen „Wohin geht der Dax?“ auf mich zu. Die Frage lautete allenfalls „Wie geht es denn weiter?“ Doch, ein Unterschied! Die ungezählten Gespräche in „Mainhattan“ haben mir nämlich gezeigt, dass selbst fortgeschrittene Privatanleger mit der Beurteilung und Gewichtung der verschiedenen Börsenfaktoren überfordert sind (Gilt das nicht auch für die Experten?). Und das genau in der aktuellen Phase, die bisher zwar alles andere als dramatisch verläuft, aber wie ein unentschiedenes Spiel der Kräfte aussieht. Das gab mir die Gelegenheit, die Zuhörer mit meiner neuen, provozierenden Lieblingsthese zu konfrontieren: Für den Privatanleger ist das Wann wichtiger als das Warum. Das heißt, ich empfehle eine weitgehende Fokussierung auf Kurstrends und ihre Veränderungen, statt Zeit und Energie mit dem wenig erfolgversprechenden Versuch zu verschwenden, die Gründe der aktuellen Tendenzen zu verstehen. Interessant, dass sich dazu an beiden Messetagen kein Widerspruch regte.

Die Analysen und Vorhersagen prominenter Strategen der vergangenen Tage bestätigen, dass es bei der Einschätzung der Inflations- und Zinsentwicklung sowie der Aktienkurse nicht mehr um einen Ansatz geht. Was meine ich damit? Bis vor einigen Monaten war die Geldpolitik der Notenbanken dominierend; sie war die einzige starke Treibkraft für die Finanzmärkte. Mit den ersten deutlichen Signalen für einen allmählichen, behutsamen Richtungswechsel der Federal Reserve rückten auch die fundamentalen Entwicklungen wieder ins Blickfeld. Und jetzt lässt sich so etwas wie eine totale Vermischung dieser Elemente feststellen. So grübeln die Vordenker seit Jahresbeginn nicht nur darüber, wie sich die Weltwirtschaft unter dem Einfluss der monetären Kräfte und der politischen Initiativen entfaltet, sondern grübeln umgekehrt auch über den Einfluss von Konjunkturdaten auf die Geldpolitik – Amerika spielt auf dieser Bühne naturgemäß die Hauptrolle.

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