Wer die verbale Zuspitzung übers Wochenende verfolgt hat – die undurchsichtigen militärischen Bewegungen vor Ort einmal außer Acht gelassen –, kann die Entwicklungen in Osteuropa und ihre möglichen geopolitischen Folgen nicht mehr mit unbeschwerter Gelassenheit kommentieren. Wenn besorgte Spitzenpolitiker das Wort „Kriegsgefahr“ in den Mund nehmen, weil eingestehen müssen, dass es auf diplomatischem Weg bisher keinerlei Fortschritt gegeben habe, dann wäre es keine Überraschung, wenn sich die Anleger nun doch stärker beeindrucken ließen. Ich teile die Beobachtung der Helaba-Analysten, die in ihrer Wochenvorschau zu folgendem Resümee kommen: Die Stimmungsschwankungen bei Aktienanlegern haben zwar sichtbar zugenommen, doch weder die Währungsturbulenzen in den Schwellenländern noch die Spannungen in der Ukraine haben bislang deutlichere Spuren am Aktienmarkt hinterlassen. Ist das Gros der Anleger zu gelassen oder stehen Dividendentitel tatsächlich auf einem derart soliden Fundament?
Hinter den Erwartungen bleibende Unternehmensergebnisse, mehrheitlich negative Gewinnrevisionen und inzwischen recht ambitionierte Bewertungsrelationen sprechen dafür, dass bei Aktien kaum noch etwas zu holen ist. Auch der hohe Anteil von Insiderverkäufern ist ein klares Warnsignal. Zudem haben in den letzten Monaten sehr viele Private Equity- und Venture Capital-Unternehmen ihre Beteiligungen an der Börse versilbert. Soweit das Frankfurter Institut, dessen Research seit Wochen schon auf der pessimistischen Seite des Aktienmarkts steht. Meine Interpretation ist anders. Denn die „Bären“ haben die Börsen bisher nicht besetzt. Die Volatilität (VDax) als Angstbarometer der marktbestimmenden Kräfte ist vor dem Hintergrund der politischen Krise zwar gestiegen, aber doch nicht in besorgniserregende Höhen. Und dass der Dax Jo-Jo spielt, ist doch Ausdruck von kurzfristig wechselndem Kaufinteresse mit Gewinnmitnahmen. Positiv ausgedrückt: Unser Aktienmarkt präsentiert sich als widerstandsfähig...
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