Bei Dax 10.000 scheiden sich die Geister

Nachhaltige Stimmungsverschlechterung am Aktienmarkt? Im Moment ganz schwer zu beantworten, jedenfalls: Die Artisten in der Börsenkuppel: ratlos. Ich bin auf diesen leicht veränderten Titel eines preisgekrönten Spielfilms („… Zirkuskuppel“) der späten 60er gekommen, weil die Meinungsvielfalt so groß ist wie lange nicht mehr. Nicht wenige Strategen geben zumindest zwischen den Zeilen zu erkennen, dass sie nicht so recht wissen, wie es weiter geht. Der 10.000er Gipfel ist doch nicht „geknackt“, wie es die Medien bis vor kurzem in die Welt posaunt hatten. Für mich die wichtigste – positive! – Beobachtung: Selbst bei oder nach nervösen Schwankungen gab es nie Verkaufsdruck. Mögen viele Bullen allmählich frustriert sein, weil ihr Leitindex bisher doch noch nicht endgültig in den fünfstelligen Bereich vordringen konnte – den Bären geht es ähnlich, denn sie warten vergeblich auf deutlich niedrigere Einstandskurse.

Wer die Zuckungen der zurückliegenden Tage allein mit den geopolitischen Einflüssen (Ukraine, Irak) in Verbindung bringt, macht es sich zu leicht. Auffallend ist nämlich auch, dass die allgemein stark beachteten Frühindikatoren ungewöhnlich oft die Vorzeichen wechseln oder endgültigen Zahlen gegenüber den vorläufigen deutlich korrigiert werden. Solche Überraschungen mögen die Börsianer nicht. Gestern ein besonders markantes Beispiel: Bei den Konjunkturdaten standen frische Zahlen zum US-BIP auf der Tagesordnung. Die amerikanische Wirtschaft ist im ersten Quartal viel stärker geschrumpft als bislang angenommen. Das Bruttoinlandsprodukt sank von Januar bis März mit einer auf das Jahr hochgerechneten Rate von 2,9 Prozent – das schlechteste Ergebnis seit fünf Jahren. Das Ministerium berichtigte den Wert damit zum zweiten Mal nach unten, und das gleich so stark wie seit 1976 nicht mehr: Eine erste Schätzung hatte noch ein Mini-Wachstum von 0,1 Prozent ergeben, sie wurde im Mai auf minus 1,0 Prozent revidiert. Als Hauptgrund für den Einbruch gilt die Kältewelle zu Jahresbeginn.

Was zählt da schon die kurze Nachricht, dass das von State Street auf Basis tatsächlicher Finanztransaktionen gemessene Anlegervertrauen im Juni insgesamt leicht gestiegen ist. Der Investor Confidence Index legte leicht zu, weil die verbesserte Stimmung europäischer und nordamerikanischer Investoren eine geringere Risikobereitschaft asiatischer Anleger auffing.