Aktienmarkt: Frisches Blut für die Liga der Champions

Hochfrequenzhandel und extrem kurzfristiges Trading verändern den Charakter des Aktienmarkts. Das erschwert die Analyse der aktuellen Kursentwicklung ebenso wie die Formulierung einer Prognose. Seit Wochen rätseln nicht nur die Privatanleger, was die ständigen Stimmungs- und Kursschwankungen zu bedeuten haben. Nicht nur deshalb hatte die ARD-Ausstrahlung des schon legendären Dokumentarfilms “Der Banker – Master of the Universe“ am späten Dienstag ein glückliches Timing. Darin erzählt Rainer Voss, ein früher hochrangiger Investmentbanker: „Ich habe eine Zahl in einem Buch gelesen, dass vor 20 Jahren die durchschnittliche Haltedauer einer Aktie bei vier Jahren lag – heute bei 22 Sekunden … Für eine Beteiligung an einem Unternehmen … Das kann mir keiner erklären.“ Wie wahr! Deshalb scheitern auch die Versuche, jede Tendenz mit neuen Nachrichten zu erklären.

Wie schwer es selbst für ständige, erfahrene Beobachter ist, sich ein klares Bild zu verschaffen, bestätigen letztlich auch die wöchentlichen Stimmungserhebungen an der Frankfurter Börse. Im gestrigen Bericht der hochkarätigen Analysten hieß es u.a.: Gemessen an den geopolitischen Entwicklungen der vergangenen Tage hat sich der Dax ziemlich ruhig verhalten. Aber nicht nur beim Dax selbst lässt sich immer noch eine gewisse Gelassenheit gegenüber negativen Nachrichten beobachten. Auch die Stimmung der mittelfristig orientierten institutionellen Anleger erweckt zumindest vordergründig den Eindruck von Gelassenheit, denn der Börse Frankfurt Sentiment-Index steht hier auf einem Wert von +4 und hat sich damit sogar leicht positiv entwickelt.

Als das eigentliche Highlight der jüngsten Erhebung wird jedoch bezeichnet, dass der Anteil der neutral gestimmten Investoren mit einem Wert von 34 Prozent der Befragten den höchsten Stand seit Beginn dieser Aufzeichnungen im Jahre 2002 erreicht hat. Der Anteil derjenigen Akteure, die sich derzeit nicht im Aktienmarkt positionieren möchten, lag bereits in der Vorwoche weit über seinem langfristigen Mittelwert, so dass man nicht von einer ausgeprägten Angst vor so genannten Ereignisrisiken („event risks“) sprechen kann.

Anders das Bild bei den Privatanlegern. Hier waren eine vergleichsweise hektische Betriebsamkeit und eine gewisse Unsicherheit unter den Akteuren festzustellen. Der Optimismus der Vorwoche scheint bei den Privaten schon wieder verschwunden zu sein. So haben sich 8 Prozent der Befragten fast vollständig aus dem „Bullen-Lager“ zu den Pessimisten verzogen. Deswegen bleibt vom Optimismus des Börse Frankfurt Sentiment-Index der Vorwoche von +17 Punkten, nicht mehr viel übrig: Er liegt gerade noch bei +2.

Interpretieren die Sentiment-Analysten: „Dieser fehlende Positionierungswille mag als Indiz dafür gelten, dass sich hierzulande wahrscheinlich keine allzu hohen

Schieflagen im Markt befinden, die Auslöser größerer Kursbewegungen sein könnten. Vielmehr dürften diese Bewegungen derzeit vor allem durch langfristige Kapitalströme ausgelöst werden, wobei festzuhalten bleibt, dass die Nachfrage aus diesen Quellen während der vergangenen Wochen vermutlich langsam zum Erliegen gekommen ist.“

CN und McKesson künftig unter den Top-100

Jetzt kann ich die beiden neuen Champions-Aktien auch namentlich nennen – Sie wissen ja, dass diese Auswahl zu den Herzstücken des „boerse.de-Aktienbrief“ gehört. Chefredakteur Jochen Appeltauer erläutert: „Die Performance-Analyse hilft uns, aus der Vielzahl der weltweit notierten Aktien die 100 langfristig besten herauszufiltern. Dafür werden aus der Kurshistorie Kennzahlen berechnet, mit denen sich die Chance-Risiko-Profile vergleichen lassen. Da sich diese Kennzahlen ständig ändern, gilt es, die Champions-Zusammensetzung regelmäßig zu überprüfen.“

Canadian National Railway, kurz CN (WKN 897879), wird per 1. August in den Kreis der Champions aufsteigen. Das Unternehmen ist der größte Bahnbetreiber in Kanada, dessen Streckennetz sich zudem bis an den Golf von Mexiko erstreckt. Für die Aktie errechnet sich in der Zehnjahresbetrachtung ein unterdurchschnittliches Anlagerisiko (Verlust-Ratio 1,74). Dem stehen ein jährliches Kursplus von im Mittel 16% (Gewinn-Konstanz 88%) sowie aktuell 1,4% Dividendenrendite gegenüber. Die Kurs-Performance dürfte insbesondere Bill Gates regelmäßig erfreuen. Denn mit einem 10,5%-Anteil ist der reichste Mensch der Erde größter CN-Aktionär. Das zweite neue Gesicht wird künftig McKesson sein (WKN 893953). Der US-Konzern sorgte hierzulande zuletzt durch die Celesio-Übernahme für Schlagzeilen. McKesson wurde bereits 1833 gegründet und hat sich auf den Vertrieb von Medikamenten und medizinischen Geräten sowie IT-Dienstleistungen für die Gesundheitsbranche spezialisiert. Alles weitere in der neuen Ausgabe des „boerse.de-Aktienbrief“.

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