Börsenprognosen 2015 (3): Nur die Schwankungsanfälligkeit gilt als sicher

Die Ereignisse und Kursentwicklungen der vergangenen Woche haben den überwiegend vorherrschenden Optimismus unter den Analysten und Anlagemanagern zwar nicht vertrieben. Doch sind zuletzt an den Börsen selbst besorgte Zweifel aufgekommen. Dabei geht es nicht allein um die Folgen des ungehemmten Absturzes der Ölpreise. Sie, geschätzte Leser, sollten möglichst genau beobachten, ob die vorliegenden Prognosen für 2015 schon bald korrigiert werden (müssen). Zu recht hat die DekaBank formuliert: Eine hohe Ereignisdichte von politischen, geopolitischen und wirtschaftlichen Themen trifft im kommenden Jahr auf unsichere Erwartungen. Das macht die Kapitalmärkte erneut schwankungsanfällig. Das Resümee ist aber durchaus zuversichtlich: „Trotzdem bleiben die fundamentalen Trends für Aktien – mit Einschränkungen auch für Anleihen – positiv.“

Für die Aktie spricht auch die Argumentation von Robert Beer Investment: Kaum hatten sich die Investoren mit einer Jahresendrally angefreundet und neue Jahreshöchstkurse vor Augen, setzten die Kurse an der Wall Street zur Korrektur an und strahlten negativ auf die Europäischen Märkte aus. Als Hauptgrund wurde unter anderem der eingebrochene Ölpreis genannt, der viele schwergewichtige Firmen im S&P 500 belastet. Das ist sicher richtig. Allerdings entlastet der schwache Ölpreis auch weltweit die Verbraucher und die Wirtschaft generell. Auf Europa bezogen kommt der schwache Euro hinzu, der den exportorientierten Unternehmen Wettbewerbsvorteile und höhere Gewinnmargen beschert. Und mit Blick auf die Anleger heißt es dann: „Die extrem niedrigen Zinsen verstärken den Druck, in Aktien zu investieren. Alles in allem sollten die Aktienkurse künftig weiter nach oben tendieren. Allerdings wird auch verstärkt Volatilität in die Märkte kommen und immer wieder für kurze scharfe Korrekturen sorgen.“

Die Strategen von Credit Suisse bleiben bei ihrer seit langem gehegte Einstellung, schalten aber einen Gang zurück: „Wir sehen Aktien 2015 immer noch als beste Anlagekategorie. Nach jüngster Rally sind unsere Indikatoren zurzeit jedoch gemischt. Wir wechseln auf Neutral und bekräftigen Underperform-Einschätzung für Schwellenmärkte.“

Das Metzler Asset Management spricht als Folge des dramatischen Ölpreisrückgangs davon, dass in den kommenden Quartalen mit einem „signifikant positiven Wachstumseffekt“ gerechnet werden kann. Vor diesem Hintergrund könnte das Wirtschaftswachstum im Jahresverlauf 2015 zunehmend positiv überraschen. Die Konjunkturdaten in der Eurozone zeigten in den vergangenen Monaten ein eher uneinheitliches Bild. Auch waren bisher die potenziell positiven Effekte der Euro-Abwertung und des Ölpreisverfalls nicht in den Konjunkturindikatoren sichtbar. Mit großer Spannung wird daher die erste Schätzung der Einkaufsmanager-indizes (Dienstag) erwartet, ebenso der ZEW-Index (Dienstag) und der ifo-Index (Donnerstag). Eigentlich müssten alle drei Indikatoren im Dezember gestiegen sein.

Die Volatilität der globalen Finanzmärkte dürfte im Jahr 2015 deutlich ansteigen. Diese Ansicht vertreten auch AXA Investment Managers: „Vor der Marktkorrektur im vergangenen Oktober teilten viele Marktteilnehmer den Eindruck, dass die Volatilität an der Börse zu niedrig sei. Die negativen Befürchtungen zur globalen Wirtschaftsentwicklung ließen dann aber die Schwankungen wieder auf ein Niveau wie im Jahr 2012 ansteigen.“ Allerdings verwundere es nach wie vor, dass sich die Volatilität in den verschiedenen Anlageklassen momentan sehr ähnlich verhalte, zumal dies sonst eher in Krisenzeiten vorkomme. Doch in einer solchen Situation befänden sich die Märkte derzeit nicht … Eine größere Risikoscheu der Anleger führe zu häufigen und teilweise brutalen Stimmungsschwankungen und ziehe so ein stärkeres Herdenverhalten mit höheren Korrelationen in den Anlagen nach sich.

Nach dem Urteil der Stubenrauch & Hölscher Fondsberatung deuten die Aktienmärkte in den Industrieländern auf einen überkauften Zustand hin. Mittelfristig seien die Perspektiven jedoch aussichtsreich: „Aus diesem Grund könnte die Aktienquote bei entsprechenden Kursrücksetzern auch wieder erhöht werden. Aktuell erscheinen insbesondere europäische und asiatische Aktien aus Bewertungsgesichtspunkten attraktiv, da die Ausschüttungen dividendenstarker Aktien deutlich über den Zinszahlungen bonitätsstarker Staatsanleihen liegen.“

Und laut ING Investment Management sind EWU-Aktien im Vergleich zu US-Titeln momentan „außerordentlich attraktiv“. Das liege u. a. an Bewertungsaufschlägen in Rekordhöhe. So habe die KGV-Lücke zwischen den Aktienmärkten der beiden Regionen konjunkturell bereinigt jetzt den höchsten Stand seit 30 Jahren erreicht. Angesichts der guten Berichtssaison im dritten Quartal in Europa dürfte sich dieses Verhältnis jetzt verschieben.

Neue Ausgabe des „boerse.de-Aktienbrief“

Zu guter Letzt wieder mein empfehlender Hinweis auf den „boerse.de-Aktienbrief“, dessen neue Ausgabe vorliegt – mit vielen konkreten Tipps insbesondere für die 100 internationalen Champions-Aktien. Herausgeber Thomas Müller unterstreicht einmal mehr: „Suchen Sie nicht nach Trendbegründungen, sondern folgen Sie den Trends konsequent. Gewinne sollten ganz einfach so lange wie möglich laufen gelassen werden, und wenn Verkäufe anstehen, dann sind stets die gerade schwächsten Champions (gemessen am Abstand zur 200-Tage-Linie) glattzustellen. Der Champions-Oszillator zeigt uns, mit wie viel Prozent unseres Depots wir gerade investiert sein sollten, so dass wir in der Hausse eine hohe Aktienquote halten und in der Baisse eine hohe Liquidität. Dementsprechend interessiert uns kein ‚teuer‘ oder ‚billig‘, sondern nur die Trendbreite (gemessen am Oszillator) und die jeweilige Trendsituation unserer Champions.“

Machen Sie also langfristig weiter mit – und machen Sie’s gut!