Aktienmärkte: Es gibt noch mehr als die EZB

22.01.15

Nur eines ist in den Stunden vor der weltweit mit Hochspannung erwarteten heutigen EZB-Sitzung klar: Was die Zentralbank auch immer beschließen, bekanntgeben und kommentieren wird – Europa bleibt zunächst noch ein Problemfall für die Weltwirtschaft. Die Politik muss endlich liefern, das Wachstum massiv fördern. Alle wissen und fordern das, sind bisher bei Merkel & Schäuble aber auf taube Ohren gestoßen. Wie auch immer die Börsen heute und morgen reagieren werden – abhängig von den Details der Liquiditätsmaßnahmen –, es gibt ein Nach-dem-EZB-Tag. Damit will ich zum Ausdruck bringen, dass selbst stärkere spontane Kursbewegungen keine Garantie für deren Fortsetzung beinhalten.

Sie kennen die anderen gewichtigen Themen, geschätzte Anleger: Die Beurteilung der wirtschaftlichen Perspektiven Chinas fällt immer schwerer, ein besonders schwerwiegender börsenrelevanter Faktor. Welche Folgen hat die Preissturz des Rohöls, wann wirkt sich die Euro-Schwäche spürbar positiv auf die lahmende Konjunktur bei uns aus? Droht Europa doch eine Deflation? Welche Richtung nehmen die internationalen Kapitalströme? Diese und andere Fragen werden die Aktienstrategen weiterhin beschäftigen, vom unberechenbaren Einfluss geopolitischer Krisen ganz zu schweigen.

Ich warne also vor Euphorie für den Fall, dass lauter Jubel auf die EZB-Beschlüsse ausbrechen sollte und sich der Dax dann fulminant immer höher schwingt. Damit will ich meine eindeutig „bullishe“ Position für unseren Aktienmarkt keineswegs aufgeben, sondern angesichts der aus mehreren Gründen attraktiven Wall Street unterstreichen: Die EZB allein wird es nicht schaffen – die Politik ist gefordert. Wie gesagt: Europa muss liefern, nur die EZB tut es bisher.

Dass der Aktienmarkt die seit langem erwarteten Schritte der Notenbanker vorweggenommen hat, ist typisch für die Börse. Dass dabei – selbst beim jüngsten Gipfelsturm – keine Hochstimmung aufgekommen ist, darf als positives Zeichen interpretiert werden. Letztlich ist dies auch Ausdruck fehlender Anlagealternativen – ein Zustand, der sich so schnell auch nicht ändern wird. Wer aber ist für den Anstieg von Dax & Co. verantwortlich? Die Sentiment-Analysten an der Frankfurter Börse sind sich auch nicht sicher, wie sie nach der wöchentlichen Umfrage gestern berichteten: „Die deutlichen Kursgewinne des Dax während der vergangenen beiden Wochen, verbunden mit einem gleichzeitigen Rückgang des Optimismus bei institutionellen und privaten Anlegern, sollten uns Rätsel aufgeben. Denn es ist nicht gesichert, ob der Dax von längerfristigem ausländischem Kapital profitiert hat, das allein eine solche starke Aufwärtsbewegung hätte auslösen können.“

Ein anderer Indikator, die jüngste Umfrage unter globalen Fondsmanagern von BofA Merrill Lynch (9. bis 15. Januar), zeigt nämlich, dass zwar 20 Prozent der Befragten europäische Aktien und vor allem deutsche übergewichtet haben. Dennoch ist dieser Wert für die Eurozone gegenüber dem Vormonat etwas zurückgegangen. Immerhin: Zwei Drittel der Befragten glauben, dass Aktien im Jahre 2015 besser als alle anderen Anlageklassen abschneiden werden. Davon scheint ein großer Teil der Frankfurter Marktteilnehmer allerdings nicht überzeugt zu sein. Laufen also viele deutsche Anleger dem Dax auf seinem Weg nach oben hinterher?

„boerse.de-Aktienbrief: Warum 2015 ein Super-Aktienjahr wird

In der druckfrischen neuen Ausgabe des „boerse.de-Aktienbrief“ spricht Herausgeber Thomas Müller eine klare Sprache, bekräftigt im Editorial seinen bekannten Optimismus. Auszüge daraus „Eine Korrektur wie 2014 steht für 2015 nicht auf der Agenda. Natürlich kann es immer zu breiteren Rücksetzern kommen, doch im vergangenen Jahr hatte es markttechnisch (nach den deutlichen Kursgewinnen von 2012/2013) und genauso aus zyklischer Sicht eine solche Bereinigung einfach gebraucht. Da die Indizes momentan nur knapp über ihren 200-Tage-Linien notieren, ist das Trendpotenzial erheblich, wobei beste Chancen auf positive Überraschungen bestehen.

Ich meine: 2015 dürfte aus vielerlei Hinsicht ein tolles Börsenjahr werden. Denn die Aktienmärkte „lieben“ 5er-Jahre, und da 2016 in den USA wieder ein neuer Präsident gewählt wird, befinden wir uns in einer Hausse-Konstellation, zu der es nur alle 20 Jahre kommt. ‚Das Börsenbuch‘ zeigt Ihnen: Mit einem Plus von durchschnittlich 12,3% im Dow Jones sind Vorwahljahre die erfolgreichste Phase im US-Präsidentschaftszyklus. Die Gewinn-Wahrscheinlichkeit beträgt hier 83%, wobei alle Vorwahljahre seit 1939 (!) positiv beendet wurden… Es bestehen gute Chancen, dass die Dax-Jahrestiefs bereits hinter uns liegen und die Jahreshochs – deutlich darüber – erst zum Jahresende entstehen. 2015 sind wieder prozentual zweistellige Kursgewinne wahrscheinlich, womit sich die Kernzielzonen auf 12.000 im Dax und 22.000 im Dow Jones stellen!“

Machen Sie langfristig weiter mit – und machen Sie’s gut!