Aktienbörse: Noch ist nichts passiert

22.06.15

Griechenland und Europa, Zinswende in Amerika, Unsicherheit an den Finanzmärkten – noch gibt es keine sicheren Antworten auf die zahlreichen kursrelevanten Fragen. Die Rahmenbedingungen haben sich auch noch nicht verändert, wobei Ölpreise und Eurokurse ihre Tiefpunkte schon gesehen haben könnten – möglicherweise. Die angespannte Situation am Rentenmarkt ist der einzige Fakt, der eine veränderte Marktlage signalisiert. An den Aktienbörsen ist die Volatilität als Ausdruck nervöser Stimmung zwar gestiegen; die Kurskorrekturen der vergangenen Wochen zwingen aber nicht zum Umdenken.

„Griechen-Gipfel entscheidet über Wohl und Wehe der Börse“ – diese Headline vom Sonntag ist nach meiner Einschätzung definitiv falsch. Klar, die Lage hat sich zugespitzt und die Zeit für die Regierung in Athen wird knapp. Und vielleicht ist den Staats- und Regierungschefs der Eurozone am heutigen Montag doch ein Kompromiss gelungen, wenn Sie, geschätzte Anleger, meine Zeilen lesen. Aber ich bleibe dabei: Die entscheidende Bewährungsprobe für die Aktienmärkte ist in der amerikanischen Zinswende zu sehen, die man nun mehrheitlich für September erwartet. Dabei gibt es ja den bekannten Zusammenhang zwischen den US-Wirtschaftsdaten und dem ersten Zinsschritt der Fed nach oben.

Dazu die folgenden Gedanken: Auch wenn einige Strategen die näher rückende US-Zinswende als Beginn einer Normalisierung der jahrelang anormalen monetären und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ansehen – man darf davon ausgehen, dass die Währungshüter sehr genau ihren Einfluss auf das globale Marktgeschehen kennen (was Fed-Chefin Janet Yellen auch wiederholt betont hat). Deshalb wird es nur langsame, vorsichtige Zinsschritte nach oben geben. Zweitens steigen die aktuellen Mini-Inflationsraten wie gewünscht nur dann weiter, wenn die Hyperliquidität zunehmend auch die Realwirtschaft erreicht. Das Wichtigste ist wahrscheinlich aber die Vorbereitung der Finanzmärkte, wie sie durch die Notenbanker beiderseits des Atlantiks mit geschickter Rhetorik längst geschieht: Handel und Investoren werden nicht mehr überrascht, sondern haben sich längst auf eine Zinswende eingestellt. Allein das entschärft das Risiko nachhaltiger Kursturbulenzen, obwohl kein Mensch weiß, wie die tatsächlichen Reaktionen am Tag X sein werden.

Natürlich wird es heute extrem spannend, vielleicht dramatisch. Aber auch abseits des Hellas-Dramas stehen in der neuen Woche zahlreiche wichtige Konjunkturdaten dies- und jenseits des Atlantiks auf der Agenda. Die Einkaufsmanagerindizes aus dem Euro-Raum (Dienstag) werden Anleger vor allem daraufhin abklopfen, ob die Wirtschaft weiter an Fahrt gewinnt. Analysten gehen allerdings nicht von einer starken Aufwärtsbewegung aus. Ebenfalls Beachtung finden dürfte der Ifo-Index am Mittwoch – zuletzt hatte sich die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Firmen erstmals seit Oktober leicht eingetrübt. In den USA richtet sich die Aufmerksamkeit unter anderem auf die Auftragseingänge langlebiger Güter (Dienstag), das US-BIP (Mittwoch) wie auch auf die Zahlen zum US-Einkommen und zum Konsum (Donnerstag). Wie gesagt, deutliche Anzeichen einer nachhaltigen wirtschaftlichen Erholung gelten als Grundvoraussetzung für die geplante Zinswende. Die Konjunkturdaten der zurückliegenden Woche überraschten ja mehrheitlich positiv und zeigten, dass die US-Wirtschaft wieder auf einen soliden Wachstumskurs zurückkehrt.

Nach meiner Beobachtung wird der Aspekt, dass steigende Inflation und Zinsen eine Stabilisierung der Weltwirtschaft reflektieren, bei der analytischen Betrachtung der Aktienkurse oft vernachlässigt – noch. Denn die Kritiker der Liquiditätshausse waren es doch, die eine Verbesserung der fundamentalen Entwicklung und damit in erster Linie steigende Unternehmenserträge eingefordert haben. Diese Perspektive öffnet sich jetzt immer deutlicher auch mit Blick auf 2016. Eine fundamentale Verbesserung müsste den Aktienmärkten letztlich den Rücken stärken. Gleichzeitig bleiben Zinsinvestments auf absehbare Zeit keine attraktive Anlagealternative.

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