Aktienmärkte: Was die nächsten Kurs-Wellen verursacht

13.07.15

Obwohl von manchen ein Zerfall der Europäischen Gemeinschaft befürchtet wird und amerikanische Börsendienste sogar vor einem bevorstehenden Dritten Weltkrieg alarmieren, gibt es keinen aktuellen Anlass zur Panik. Bullen und Bären bleiben im Clinch, an kontroversem Stoff herrscht kein Mangel. Die Finanzmärkte müssen also mit der ganzen Breite von Hoffen und Bangen fertig werden. Meine Gelassenheit ist jedenfalls noch nicht nachhaltig erschüttert. Und vor allem für die Aktienmärkte sehe ich keinen Anlass zur Neueinschätzung.

Griechenland wird seit Wochen übergewichtet (Diese Zeilen wurden bewusst vor dem gestrigen Europa-Gipfel geschrieben). Dafür sind die Medien mitverantwortlich. Dass sie China wiederentdeckt haben, kennen wir schon seit ein paar Jahren. In der Wachstumseuphorie geiferten Journalisten förmlich nach allem, was von den Chinesen angeblich verantwortet wurde – steigende Sojapreise, Kupfernotierungen in Rekordhöhe, Belebung der Goldnachfrage, Wettlauf um die afrikanischen Rohstofflagerstätten usw. Jetzt werden möglichst die Schattenseiten ausgeleuchtet – nachlassendes Wachstum in China, fallende Rohstoffpreise, Crash der Aktienkurse in Shanghai etc.

Weil es sonst kaum einer tut: Ich behaupte zum wiederholten mal, dass nicht mehr die Investoren (= langfristig orientierte Großanleger) die Börsentendenz bestimmen, sondern die Trader (= kurzfristiges Rein-Raus auf Basis von Algorithmen, ebenfalls durch große Kapitalsammelstellen). Man handelt nicht mehr eigene Meinungen, sondern die – zeitlich eng begrenzten – Reaktionen der Herde. Dadurch steigt die Volatilität, sind Tagestendenzen äußerst wechselhaft – die längerfristigen Trends zu erkennen, fällt gleichzeitig immer schwerer.

Blicken wir auf die kommenden Tage und Wochen, so möchte den Strategen von Allianz Global Investors beipflichten: „Die Odyssee an den Weltkapitalmärkten geht weiter. Die Anleger sahen (und sehen sich wohl auch weiterhin), dem antiken Helden gleich, sieben Treibern für Wellenbewegung (sprich: „Volatilität“) ausgesetzt.“ Ich greife die Faktoren zusammenfassend auf und versuche eine Wertung. China und Griechenland können immer wieder alle anderen Einflüsse überlagern und für zeitweise stärkere Kursausschläge sorgen. Bleibt abzuwarten, welches Thema als nächstes auf die geopolitische Agenda gerät (Ukraine?).

Auch die Wirtschaftsdaten, insbesondere die konjunkturellen Frühindikatoren lösen auf den Finanzmärkten Wellenbewegung der Kurse aus. Zu den wichtigen fundamentalen Einflüssen gehören naturgemäß die aktuellen Lageberichte der börsennotierten Gesellschaften. Inzwischen hat die Berichtssaison für das zweite Quartal begonnen – für Stockpicker besonders wichtig, weil sich hier die Nachrichten insbesondere auf die Kurse der jeweiligen Unternehmen auswirken.

Beruhigend sollte der anhaltende Liquiditätsstrom der Zentralbanken wirken. Die Politik des billigen Geldes ist ein globales Phänomen. Im laufenden Jahr kam es in 28 Ländern (19 darunter waren aufstrebende Staaten) zu insgesamt 44 Zinssenkungen. Und es dürfte weiter gehen. In den nächsten Tagen geht es jedoch zum wiederholten Mal um den Zeitpunkt der Zinswende in den USA, wobei das „Beige Book“ zur US-Konjunktur (Mittwoch) und die Statements der Fed-Präsidentin Janet Yellen vor dem Repräsentantenhaus und dem Senat (Mittwoch und Donnerstag) besondere Termine sind.

Für mich zählt in erster Linie der langfristige Blick. Deshalb sehe ich mich durch Rob Kapito, den Präsident des weltgrößten Vermögensverwalters Blackrock voll bestätigt, der jetzt in einem Handelsblatt-Interview folgende Sätze formuliert hat: „Letztlich kommt es nicht darauf an, den richtigen Zeitpunkt zum Investieren an den Märkten zu erwischen, sondern lange genug breit diversifiziert zu sein. Das kurzfristige Denken richtet langfristigen Schaden an.“

„boerse.de-Anleger-Barometer“: Bald Teilnahmeschluss!

Noch einmal möchte ich die Kollegen vom Börsenverlag bei ihrer neuen Leserumfrage „boerse.de-Anleger-Barometer Q3/2015“ unterstützen. Der Teilnahmeschluss steht bevor. Hier sind dazu die fünf kurzen Fragen:

1. Wo steht Ihrer Einschätzung nach der Dax in drei Monaten (unter 10.000 Punkten, im Bereich von 11.500 Punkten, über 13.000 Punkten)?

2. Wo erwarten Sie den Dax in sechs Monaten (unter 10.000 Punkten, im Bereich von 11.500 Punkten, über 13.000 Punkten)?

3. Wo sehen Sie den Dax in zwölf Monaten (unter 10.000 Punkten, im Bereich von 11.500 Punkten, über 13.000 Punkten)?

4. Welche Geldanlageform bevorzugen Sie persönlich (Aktien, Fonds, Festgeld)?

5. Was ist Ihr Hauptziel bei der Geldanlage (Vermögenserhalt, regelmäßiger Nebenverdienst, langfristiger Vermögensaufbau)?

Das Umfrage-Ergebnis veröffentlicht der Verlag ab dem 16.07.2015 im geschützten Teilnehmer-Bereich unter www.boerse.de/anleger-barometer/. Teilnahmeschluss ist der 15.07.2015, 15 Uhr. Die Auswertung der Umfrage erfolgt anonym.

Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!