Börsenausblick: Aktien wird weiter gute Kondition bescheinigt

30.07.15

Die Finanzmärkte signalisieren den Anlegern weiterhin entspanntes Zurücklehnen. Gold und Öl gelten auf absehbare Zeit als Verlierer, Staatsanleihen packt man sowieso nicht an und Aktien bleiben volatil. Dow und Dax zeigen sich in diesen Tagen bemerkenswert nachrichtenreagibel. Mitten in der aktuellen Berichtssaison führt das zu einer nach Branchen und Einzelwerten sehr differenzierten Kursentwicklung. Von der amerikanischen Notenbank gab es gestern Abend erwartungsgemäß weder Zinsbeschlüsse noch neue Signale. Die Analysten, soweit nicht in Urlaub, produzieren kaum Spektakuläres. Zwei ganz prominente Häuser, Goldman Sachs und Deutsche Bank, kommen in aktuellen Streifzügen aber zu eindeutig optimistischen Einschätzung der Aktienperspektiven.

Wie wankelmütig und dementsprechend kurzfristig sich die Investoren an der deutschen Börse verhalten, lässt erneut der Wochenbericht (erscheint mittwochs) der Frankfurter Stimmungsanalysten erkennen. Denn etwas überraschend haben die zuvor lebhaft diskutierten Globalthemen China und US-Notenbank letztlich die institutionellen Anleger nicht nachhaltig beeinflusst: Der Optimismus, der noch vor einer Woche praktisch vollständig verschwunden war, ist bei ihnen zurückgekehrt, so dass der Börse Frankfurt Sentiment-Index auf den höchsten Stand seit Anfang Juli hochgeschossen ist (von +1 auf +22). Ausschlaggebend für die neuerlichen Aktienkäufe dürfte für die institutionellen Akteure vor allem das relativ günstige Kursniveau des Dax nahe der 11.000er Marke gewesen sein. Eine ähnliche Entwicklung ist auch bei den Privatanlegern zu beobachten.

Und so interpretieren die Analysten ihre wöchentliche Umfrage: „Obgleich sich die jüngsten Positionierungen nach gängiger Lesart unserer Stimmungsanalysen als belastend für den Dax erweisen sollten, ist auf der anderen Seite im Falle abermaliger Kursrückgänge nicht mit einer sofortigen Verkaufswelle zu rechnen. Denn das Polster für etwaige Kursverluste reicht, ebenfalls gemessen an den Handelserfahrungen der vergangenen Wochen, mindestens bis zum Juli-Tief (10.645), bevor man eine Notbremse in Form von Stopp-Loss-Verkäufen überhaupt ins Kalkül ziehen müsste.“

Klare Worte kommen jetzt von Suneil Mahindru, Chief Investment Officer für internationale Aktien bei Goldman Sachs Asset Management: „Wir blicken optimistisch auf die zweite Jahreshälfte. Der MSCI All Country World Index weist zur Mitte des Jahres ein Plus von 4,3 Prozent aus und entspricht somit unseren Erwartungen.“ Im Einzelnen heißt es dann: Die US-Wirtschaft wird nach wie vor die Wachstumsraten anderer Industrieländer übertreffen, doch europäische und japanische Aktien besitzen ein größeres Outperformance-Potenzial aufgrund einer lockeren Geldpolitik, schwacher Währungen und der Chance auf höhere

Unternehmensgewinne. Erste Früchte der Strukturreformen in Ländern wie Japan und Indien werden sichtbar. Dem gegenüber stehen in China ein schwächeres Wachstum, ein überhitzter Aktienmarkt sowie der angeschlagene Immobiliensektor. Folglich sollten die Rohstoffpreise niedrig bleiben, worunter gleichermaßen Rohstoffexporteure in den entwickelten und den aufstrebenden Märkten leiden werden. Auch der Verbrauchersektor ist weiterhin sehr aussichtsreich, dennoch sind wir relativ vorsichtig in Bezug auf den Energiesektor, wo die Ölpreise in etwa auf dem aktuellen Niveau verharren dürften.

Verhaltenen Optimismus übermittelt mir heute Morgen auch Deutsche-Bank-Chefstratege Dr. UIrich Stephan: Für die laufende Berichtssaison in den USA insgesamt war kein Gewinnplus in Sicht, jetzt sind doch fast 3 Prozent erreicht. Die Bewertungen an der Wall Street scheinen zwar ambitioniert, Euro-Anleger könnten aber von einem stärkeren US-Dollar profitieren. Die deutschen Unternehmensgewinne liegen bereits fast ein Drittel über dem Niveau vor der Finanzkrise. In Südeuropa hinken sie dagegen hinterher. Anders als Deutschlands globalisierte Konzerne hängen Firmen aus Italien, Spanien und Portugal oft am Binnenmarkt. Der scheint sich derzeit zu erholen, weswegen die Börsen dort schon deutlich zulegten. Eifern die Unternehmen jetzt auch der deutschen Wettbewerbsfähigkeit nach, um ihr Gewinnplus zu steigern, könnte dieser Aktientrend durchaus halten.

Die japanische Berichtssaison ist auf dem Höhepunkt und läuft gut. Einige wie den Roboterbauer Fanuc erwischt zwar die chinesische Schwächephase voll. Das dürfte aber vorbei sein, sollte China im zweiten Halbjahr wieder stärker wachsen. Zudem müsste die jüngste Reform der Regeln zur guten Unternehmensführung Nippons Konzernen dabei helfen, ihr Kapital effizierter einzusetzen. Zusammen mit dem schwachen Yen könnten die Gewinne so weiter steigen. Dann bliebe die Börse in Tokio auch langfristig interessant.

Wie eine Aktie zur „Champions-Aktie“ wird

Vorige Woche hatte ich Ihnen an dieser Stelle über das Ergebnis der jüngsten Quartalsüberprüfung der Champions-Aktien mit zwei Aufsteigern in den Elite-Club des „boerse.de-Aktienbrief“ berichtet. Inzwischen hat mein Kollege Jochen Appeltauer die Namen genannt: Es handelt es sich um die britische Compass Group sowie den US-amerikanischen Lebensmittelhersteller Hormel Foods, der unter anderem Dosenfleisch der Marke Spam produziert. Jedes Mal wenn ein Champions-Tausch durchgeführt wird, häufen sich die Fragen, weshalb denn dieser oder jener Wert nicht zur Champions-Auswahl zählt. Dazu Appeltauer: „Sie müssen wissen: Das entscheidende Kriterium für die Qualifikation als Aktienbrief-Champion ist das Vorliegen einer Kurshistorie von mindestens zehn Jahren. Damit sollen bewusst Werte ausgeklammert werden, die aufgrund zwischenzeitlicher Modewellen nach oben schießen, um danach wieder heftig abzustürzen. Wenn eine Aktie diese erste Hürde gemeistert hat, werden aus den Kursdaten der vergangenen zehn Jahre Rendite- und Risikokennzahlen berechnet, anhand derer sich die Chance-Risiko-Profile miteinander vergleichen lassen. Kriterien wie die Zugehörigkeit zu einem bekannten Index oder in welchem Land der Unternehmenssitz liegt, spielen im Rahmen der Performance-Analyse dagegen keine Rolle.“

Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!