Aktienmarkt: Die „Bullen“ sind trotz Nackenschlägen nicht auf dem Rückzug

01.10.15

Börsenskeptiker, die sich mittlerweile bestätigt sehen, werden den ungebrochenen mittel- bis längerfristigen Optimismus zahlreicher Strategen nur kopfschüttelnd begleiten. Tatsächlich fällt es zur Quartalswende nicht leicht, die Ereignisse der vergangenen Wochen einfach abzuhaken. Deshalb kann ich als alter Aktien-Bulle den vielen eher vorsichtigen und risikoscheuen Privatanlegern auch noch nicht raten, jetzt schon wieder einzusteigen. Die Mutigen sind dagegen längst wieder auf dem Zug.

Das Gesamtbild der Finanzmärkte bleibt diffus. Dabei fällt auf, dass die Aktienkurse extrem „nachrichtenreagibel“ sind: Selbst Meldungen, die eigentlich keine Überraschung darstellen sollten, werden immer wieder neu interpretiert und schlagen sich in den Tagesbewegungen nieder. Auch Stimmungsindikatoren und die Charts geben keine klaren Hinweise, werden unterschiedlich ausgelegt. Diese und andere Beobachtungen sind Belege für das anhaltend extrem kurzfristige Verhalten der marktbestimmenden Kräfte – also der institutionellen Anleger.

Auch die aktuelle Bestandsaufnahme der Sentiment-Analysten an der Börse Frankfurt kann man kaum als besonders erhellend empfinden, zeigt sie doch die Schwierigkeit der Auswertung der wöchentlichen Befragung: Während der vergangenen Tage ist viel gerechnet worden. Und die einfachste Kalkulation war wohl die Ermittlung des Quartalsverlusts – das stichtagsbezogene Minus von über 1.400 Zählern ist eine Größenordnung wie sie zuletzt im Jahr 2011 verzeichnet wurde. Setzt man jedoch einen prozentualen Maßstab an, so relativiert sich die ganze Angelegenheit – auf Basis unserer wöchentlichen Frankfurter Stimmungserhebung beträgt der Quartalsverlust rund 13 Prozent. Überraschung: Die Stimmung unter den institutionellen Anlegern hat mit dem Börse Frankfurt Sentiment-Index von +35 (Vorwoche: +22) gestern den höchsten Wert seit Februar 2014 erreicht. Und das, obwohl der Dax während des Berichtszeitraums das bisherige Jahrestief vom August temporär sogar leicht unterschritten hat.

Bei den Privatanlegern konnten wir indes eine andere Tendenz feststellen. Dort ist der Börse Frankfurt Sentiment-Index nämlich gegenüber der Vorwoche um vier Punkte zurückgefallen und notiert derzeit bei einem Wert von +21. Und das, weil eine kleinere Gruppe ehemaliger Optimisten angesichts der neuen, wenn auch nur marginal niedrigeren Jahrestiefstände das Handtuch geworfen hat.

Wie ist das Verhalten der Profis zu werten? Der Hauptbeweggrund für die Zukäufe dürfte nicht in den attraktiver aussehenden KGV‘s der Dax-Werte oder in der Erwartung weiterer geldpolitischer Lockerungen der Europäischen Zentralbank bestanden haben. Das erhöhte Engagement vieler Investoren ist vielmehr der Hoffnung geschuldet, dass das Börsenbarometer in der Nähe des bisherigen Jahrestiefs vom 24. August möglicherweise einen charttechnischen Doppelboden mit der Chance auf eine mittelfristige Trendwende ausbilden könnte. Zumindest muss die Versuchung, in der Nähe des stark wahrgenommen Referenzpunktes „Jahrestief“ noch einmal aktiv zu werden, sehr hoch gewesen sein. Deshalb vermuten die Stimmungsbeobachter: „Diese Zukäufe, die sich per Saldo als Verbilligungsstrategie auswirken, haben den berechneten mittleren Einstandspreis der Engagements der Optimisten einerseits deutlich nach unten gezogen, weswegen wir im Bereich von 10.100 Zählern erstes beträchtliches Angebot auf dem Dax lasten sehen. Wesentlich dramatischer dürften sich jedoch die Dinge gestalten, wenn das Börsenbarometer in einem abermaligen Schwächeanfall die bisherigen Tiefstände deutlich unterlaufen sollte. Die dann höchstwahrscheinlich anstehenden Kapitulationsverkäufe aus den nun erhöhten Engagements, stellen eine nicht unerhebliche Bedrohung für den Dax dar.“

Das sollten auch Sie, liebe Leser, nicht aus dem Auge verlieren. Andererseits können die Bullen angesichts des erholten Wochenbeginns erst einmal aufatmen. Mir fällt auf, dass der VW-Schock jedenfalls vordergründig schnell verdaut worden ist – und das löst bei mir Bauchschmerzen aus. Denn einerseits reagieren die Börsen, wie geschildert, höchst sensibel auf alle Neuigkeiten. Andererseits ist man sich in der Fachwelt doch einig, dass dieser Skandal in seinen Auswirkungen über den Konzern hinaus längst noch nicht eingeschätzt werden kann.

Ungeachtet dessen heißt es in den jüngsten Analysen prominenter Banken „Nicht beirren lassen“ oder so ähnlich. Meist werden für die Zuversicht die sich aufhellenden Konjunkturperspektiven ins Feld geführt. Typisch die Deutsche Bank, obwohl die ihre Jahresendprognose gerade erst reduziert hatte: Geht es in Europa und auch in den USA so weiter, dürfte die Angst vor einer globalen Rezession verfliegen. Für die europäischen Aktienmärkte scheinen die Aussichten damit gar nicht so schlecht. Weil schon so viel Negatives eingepreist ist, könnte Platz für positive Überraschungen sein. Die anziehende Vergabe von Krediten dürfte die Konjunkturerholung stützen oder gar Wachstumsimpulse setzen. Internationales Kapital fließt wieder stärker an Europas Börsen. Und Insider kaufen so viele Papiere wie zuletzt vor vier Jahren. Dreht bald die Stimmung? Dann wird wohl auch die Richtung der Kurse mitdrehen.

Na ja, man mag es glauben oder nicht. Kurzfristig sehen bekannte Häuser noch die Gefahr von Turbulenzen, bis Jahresende und im Verlauf von 2016 aber wieder steigende Kurse. Ich bleibe bis auf auf weiteres ein ungewöhnlich zurückhaltender Bulle und wage erst einmal keine Prognose.

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