Börsenreaktionen: Ein (hoffentlich) kurzes Draghi-Dax-Drama

04.12.15

Die Europäische Zentralbank hat geliefert – nur zu wenig. Innerhalb weniger Minuten nach Beginn der Pressekonferenz von Mario Draghi (14:30 Uhr) spiegelte die Kursentwicklung wider, dass sich die Mehrheit der Finanzmarktteilnehmer mehr, sogar viel mehr erwartet hatte: Um 14:50 Uhr war der Dax um steile 3 Prozent abgestürzt, fiel damit wieder deutlich unter die 11.000er Marke. Stark erholt dagegen der Euro gegenüber dem Dollar. Nach kurzem Nachdenken war die Euphorie also aus, Aktienpositionen wurden erst einmal eiligst abgebaut.
Wurde die vorab bekanntgegebene Erhöhung der Strafzinsen für Banken noch gelassen hingenommen, so war der Beschluss, die Leitzinsen bei 0,05 Prozent zu belassen für viele Börsianer doch eine arge Enttäuschung. Lange Gesichter gab es erst recht, als der EZB-Chef zwar eine Verlängerung des Anleiheaufkaufprogramms verkündete, die erhoffte Ausweitung des monatlichen Volumens von derzeit 60 Milliarden Euro aber ausblieb.

Stimmung und Kursverlauf seit Mittwoch reflektieren mit seltener Klarheit, wie heftig die Reaktionen der Finanzmärkte sein können, wenn sich zunächst Euphorie entwickelt und übersteigerte Erwartungen dann enttäuscht werden. Der wöchentliche Sentimentbericht aus Frankfurt von gestern Nachmittag enthielt schon eine klare Warnung. So resümierten die damit befassten verhaltensorientierten Analysten: Laut der heutigen (Mittwoch) Stimmungserhebung an der Frankfurter Börse ist der Optimismus der institutionellen und privaten Anleger gleich hoch und liegt in der Summe sogar auf dem höchsten Stand dieses Jahres. Damit wird nicht nur eine hohe Erwartungshaltung hinsichtlich der bevorstehenden Sitzung der EZB deutlich, sondern auch ein zweifaches Risiko. Zum einen könnte Mario Draghi das vorweihnachtliche Überraschungsgeschenk ausfallen lassen. Zum anderen dürfte das ein oder andere Engagement nach dem Motto "buy the rumour, sell the fact" nach der „Bescherung" glattgestellt werden und so für Druck auf das Börsenbarometer sorgen. Dieser Druck dürfte umso höher ausfallen, desto weniger die hochgesteckten Erwartungen der Akteure erfüllt werden. Wie wahr!

Ich bin sicher, dass die jüngsten Inflationsdaten den Draghi-Optimismus gestärkt hatten. Die Teuerungsrate im Euroraum hat nämlich entgegen den Erwartungen im November nicht zugelegt. Wie das Statistikamt Eurostat mitteilte, lagen die Verbraucherpreise 0,1 Prozent höher als im Vorjahresmonat – exakt derselbe Wert wie bereits im Oktober. Bankvolkswirte hatten einen Anstieg auf 0,2 Prozent erwartet. Draghi hat gestern gegenüber Journalisten die Verlängerung des Anleihekaufprogramms gerade damit begründet, dass das angepeilte Inflationsziel von knapp 2 Prozent nach wie vor weit verfehlt wird.
Und jetzt, werden Sie fragen? Ok, übertriebene Spekulationen der Profis sind jetzt hastig korrigiert worden. Das ist alles! Denn an der Überversorgung mit Liquidität, die endlich zunehmend in die reale Wirtschaft fließen sollte, hat sich nichts verändert – im Gegenteil, das Ende ist jetzt praktisch offen, denn als Ziel hat der EZB-Chef jetzt Ende März 2017 (ursprünglich bis September 2016) ausgegeben, vielleicht sogar noch darüber hinaus.
Bitte nicht übersehen: Die gestrigen Beschlüsse stellen eine weitere geldpolitische Lockerung da, sollten also keineswegs als Belastung für die Börsen empfunden werden .Meine längerfristige Zuversicht ist durch die spontane Enttäuschung nicht beeinträchtigt worden. Ich habe vor Monaten als Bauchgefühl geäußert, alle Kurse unter 11.000 könnten als Kaufkurse betrachtet werden. Das gilt unverändert.

Champions unverändert auf Rekordkurs

Inzwischen werde ich unterwegs auf Veranstaltungen im ganzen Bundesgebiet häufiger auf die 100 Champions-Aktien angesprochen, die im Mittelpunkt des vierzehntägig erscheinenden „boerse.de-Aktienbrief“ stehen. Denn immer mehr Privatanleger erkennen die Qualität dieser internationalen Top-Werte und berichten mir von ihren Erfahrungen. Geradezu begeistert sind aber insbesondere die Meinungen zum BCDI-Zertifikat. Sagte kürzlich ein Anleger in einer Diskussionsrunde: „Ich habe Nestlé und jetzt auch das BCDI-Zertifikat, mehr brauche ich nicht als Basisanlage.“

Auch im November entwickelten sich die Aktienbrief-Champions mehrheitlich positiv. So überwogen im vergangenen Monat wieder einmal die Pluszeichen (56 Gewinner, 44 Verlierer). Dabei verzeichneten acht Champions jeweils zweistellige Kurszuwächse. Am steilsten schoss Coloplast nach oben. Der Gesundheits-Champion aus Dänemark verbuchte ein sattes Kursplus von 20%. Auf den Rängen zwei und drei folgen mit Kursgewinnen von 16% bzw. 15% K+S und Syngenta, die beide im Fokus von Übernahmespekulationen stehen. Übrigens erreichte allein im November jeder vierte Champion ein All-Time-High!

Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!