Aktienbörsen 2016: Ein Jahr der Schwankungen und Überraschungen

04.01.16

Zunächst einmal „Prosit Neujahr“! Ich hoffe, dass Sie 2015 einigermaßen gut abschließen konnten, geschätzte Anleger. Noch einmal plus 10 Prozent beim Dax in den vor uns liegenden Monaten – das wär’s doch! Ich glaube nach wie vor, dass auch neue Allzeit-Hochs drin sind. Entsprechende Signale könnten schon die ersten Januar-Tage aussenden – könnten! Doch besteht kein Grund zur Euphorie.

Soweit mein Bauchgefühl, das ich gestern Abend formulierte. Da wusste ich zwar von den neuen Anspannungen in Nahost, konnte aber nicht ahnen, dass uns ausgerechnet China den Start ins neue Jahr vermasseln würde. Ein Dax-Absturz um weit mehr als 3 Prozent auf unter 10.400 Punkte innerhalb weniger Minuten ist ein ganz schöner Hammer. Man könnte meinen, dass einige institutionelle Verkäufer in den letzten Dezembertagen solchen Überraschungen vorbeugen wollten. Dennoch, so schnell will ich mein Fähnchen nicht drehen. Deshalb habe ich den Text wie ursprünglich gelassen.

Mich hat der Jahresausklang enttäuscht, da bin ich (wie immer) ganz ehrlich. Zum einen halte ich Begründungen wie schwache Ölpreise zumindest mit Blick auf Europa für falsch und die China-Phobie für übertrieben. Wenigsten unmittelbar vor Silvester, nach Abschluss des Windows Dressings und der Algo-Trader-Zuckungen, hatte ich noch eine kurze, aber flotte Schlussrally erwartet, quasi als Vorgriff einiger Bullen unter den Großanlegern auf einen Kursaufschwung zum Jahresauftakt. Es sprach auch einiges dafür, nicht zuletzt der sich zwischen 10.700 und 10.800 scheinbar stabilisierende Dax selbst. Doch seilte der sich statt eines finalen Angriffs des 11.000ers außerbörslich unter 10.600 ab. Das gefällt mir nicht.
Es könnte auch sein, dass sich an diesem Jahreswechsel überdurchschnittlich viele Akteure in die Feiertage begeben haben. Jedenfalls habe ich nie so wenige Mail wie in dieser zweiten Dezemberhälfte bekommen. Damit riss auch der gewohnte Zustrom an Analysen und Prognosen förmlich ab.

Aber wir hatten ja schon genug davon, oder? Die Chancen und Risiken für 2016 sind längst abgesteckt. Vernachlässigt man die vermeintlich sicheren Warnungen der Katastrophen-Propheten, dann verspricht das neue Jahr eine Fortsetzung des alten zu werden – also per Saldo weiter nach oben mit erneut größeren Schwankungen. 2015 war aber auch ein Jahr der Überraschungen. Gäbe es auch hier eine Fortsetzung, dann müssten uns ja neue Überraschungen bevorstehen, die wir nicht kennen können. Und dann würde sich die ebenfalls nicht zu beantwortende Frage stellen, welche Vorzeichen die Überraschungen haben und ob sie stärkeren Einfluss auf die Kursentwicklung haben werden als die bekannten monetären und wirtschaftlichen Faktoren.

Neben der Beobachtung der zyklischen, technischen Faktoren (setzt der langfristige Aufwärtstrend oberhalb von 11.000 Dax wieder ein?) und der Daten zur Entwicklung der Weltwirtschaft möchte ich Ihnen, liebe Leser, zwei Blickrichtungen für die ersten Monate des neuen Jahres empfehlen. Lassen Sie die Fed nicht aus den Augen, denn die Zinswende vom Dezember ist zwar spontan cool aufgenommen worden, doch könnten mehr und größere Zinsschritte als von den Märkten erwartet zum Kursdeckel werden. Außerdem dürfen wir die weltpolitischen Entwicklungen nicht unterschätzen!

Vielleicht ein gutes Omen: Während ich diese Zeilen schreibe (gestern Abend), unterbricht mich der Dialog einer alten Hollywood-Komödie von 1964 im Fernseher: „Hey, wie stehen die Aktien?“ „Gut, gut, alles im grünen Bereich!“ (Das klingt heute wie Ironie.)

Kommen jetzt Kaufsignale für den Dax?

Dass die Kollegen vom TM Börsenverlag ohne große Einschränkungen für das Aktienjahr 2016 positiv gestimmt sind, ist Ihnen bekannt, geschätzte Anleger. Jochen Appeltauer, Chefredakteur des „boerse.de-Aktienbrief“, hat in einer ausführlichen Marktanalyse folgende Eckpunkte beschrieben: Solange 10.500 halten, überwiegen die Chancen auf der Oberseite. Denn der Dax kann jetzt praktisch aus dem Stand bedeutende Kaufsignale generieren. Es ist kein großer Sprung bis zum 11.000er-Widerstand sowie zur knapp darüber verlaufenden 200-Tage-Linie (aktuell bei 11.041). Das bedeutet: Es liegt nach wie vor ein mächtiges Kaufsignal in der Luft. Zudem sollte dem Markt jetzt die positive Zyklentechnik in die Karten spielen. Insbesondere da nach den jüngsten Kurskapriolen inzwischen viele Akteure die typische Jahresend-/Jahresanfangs-Rallye abgeschrieben haben dürften. Doch bekanntlich machen die Märkte oft genau das Gegenteil von dem, was die breite Masse erwartet. Daher: Sobald die Rückeroberung der runden 11.000er-Hürde sowie der 200-Tage-Linie gelingt, sollte der Dax wieder einen Gang höher schalten. Als nächste Widerstände sind in diesem Fall die mittlerweile bei rund 11.350 verlaufende April-Abwärtstrendgerade sowie die jüngsten 
Zwischen-Tops um 11.500 auszumachen.


Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!