Wie wär’s mit koreanischen Aktien?

10.10.16

Hier der Auszug aus einem interessanten Kommentar von Dr. Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank, von heute Morgen:

Theresa May hat der Bank of England vergangene Woche einen Bärendienst erwiesen. Nachdem die britische Premierministerin verkündet hatte, den Brexit schneller und härter durchboxen zu wollen, fiel das Pfund bis zum Wochenende um vier Prozent zum Euro. Über die schwache Währung importiert Großbritannien Inflation, und das schmälert den Spielraum der Notenbank für eine lockerere Geldpolitik. Nun neigen Wechselkurse bekanntlich zur Übertreibung, sodass ich glaube, dass das Pfund zwar zum US-Dollar noch weiter abwerten könnte, sich gegenüber dem Euro aber ein Ende abzuzeichnen scheint.


An Europas Börsen steigt derzeit die Party der Zykliker. Allein vergangene Woche gewannen diese konjunktursensiblen Aktien drei Prozentpunkte mehr als defensiv geltende Papiere, seit Anfang Juli sind es sogar 15 Prozentpunkte. An eine solche Rally erinnere ich mich zuletzt im Jahr 2010. Kein Wunder, dass die Bewertungen inzwischen so hoch sind, dass die globalen Konjunkturindikatoren in den kommenden Wochen deutlich positiver ausfallen müssten, um diese zu rechtfertigen. Stiege etwa die Stimmung der Einkaufsmanager um zwei Punkte, käme das einem zusätzlichen Weltwirtschaftswachstum von einem Prozentpunkt gleich. Als treuer Leser wissen Sie, dass das eher nicht in Sicht ist. Deshalb würde ich auch nicht versuchen, die Party noch mitzufeiern.

Beschäftigen Sie sich doch lieber mit koreanischen Aktien, die seit dem zweiten Quartal deutlich besser gelaufen sind als die anderen Börsen Asiens. Interessanterweise klettert der Index KOSPI immer dann, wenn große Tech-Konzerne – wie Apple jüngst mit seinem iPhone 7 – neue Produkte auf den Markt bringen. Südkorea ist mit vielen Zulieferern einer der Produktionsstandorte für den globalen Tech-Sektor. Selbst Samsungs explosive Rückholaktion scheint an diesem Zusammenhang nichts zu ändern. Es ist einer der ganz wenigen Märkte, in denen die Analysten ihre Gewinnschätzungen derzeit nach oben korrigieren. Und damit im Gegensatz zu den Zyklikern die höheren Kurse auch rechtfertigen.