23.11.16
Sie können sich
entspannen, geschätzte Anleger, denn die ersten umfassenden
Ausblicke großer Banken auf das kommende Jahr sind so ziemlich das
Gegenteil zu den Katastrophen-Warnungen der ewigen Crash-Gurus.
Sollten die Analysten von Heleba und DZ Bank Recht behalten, dann
werden sich die Kurse europäischer Aktien 2017 deutlich verbessern.
Die Prognosesaison
beginnt. Viele Aussagen stehen naturgemäß noch unter dem Eindruck
der US-Präsidentschaftswahl. Ich finde es bemerkenswert, dass die
bisher vorliegenden Ausblicke bei aller Unsicherheit doch recht
gelassen klingen. Um es vorweg zu nehmen: Meine persönlichen Zweifel
sind überhaupt nicht ausgeräumt! An der optimistischen Grundhaltung
hat sich zwar nichts geändert („Am Ende wird alles gut …“),
doch bin ich in der glücklichen Lage, anders als die
Research-Abteilungen namhafter Institute jetzt keine konkrete
Jahresprognose veröffentlichen zu müssen. Und so bleibe ich bei
meiner schon seit Wochen vertretenen Meinung: Es gibt zu viele und zu
dicke Fragezeichen, um eine klare Position zu beziehen. Trump ist
unberechenbar, die Zukunft Europas auch – und das gilt
dementsprechend für die Auswirkungen der Politik auf die Börsen.
Larry Hatheway,
Chefökonom beim Asset Manager GAM, bestätigt meine Vorsicht: „Es
ist noch nicht sicher, welche Auswirkungen die US-Wahl auf die
Weltwirtschaft haben wird. Zwar hat die Unsicherheit über die
Auswirkungen des Ergebnisses und die fiskalischen Impulse in den USA
auf kurze Sicht abgenommen. Die Zweifel über die Handels- und
Außenpolitik bestehen jedoch weiter.“ Die Anleiherenditen werden
mit der Wahl von Trump steigen, glaubt der Experte. Das dürfte den
US-Dollar vor allem gegenüber den Währungen von Ländern, die nach
wie vor eine expansive Geldpolitik betreiben, weiter aufwerten –
dazu gehören beispielsweise Japan und die Schwellenmärkte. Wie sich
das Wahlergebnis auf Aktien auswirken wird, sei hingegen weniger
klar. Das Gesamtniveau der Aktienmärkte ist recht hoch und die
Bewertungen sind alles andere als günstig: „Damit wird es Aktien
schwer fallen, in einer Zeit der steigenden Anleiherenditen auf
breiter Linie zuzulegen.“
Gesteigerte
Aufmerksamkeit verdient die Jahresvorschau der Helaba mit dem Titel
„Märkte und Trends 2017“. Das Team um Dr. Gertrud R. Traud hat
sich auch in diesem Jahr originelle Bilder einfallen lassen und auf
90 Seiten drei Eintrittsszenarien beschrieben. Diesmal geht es auf
den Jahrmarkt. Und das favorisierte Modell, dem man 75%
Eintrittswahrscheinlichkeit gibt, heißt „Die Welt fährt
Autoscooter“. Es ist eine positive Darstellung. Zwar gehören
Schubsen, Drängeln und verbale Entgleisungen zu den Risiken, denen
man bei diesem Fahrgeschäft ausgesetzt ist. Doch sind diese
überschaubar, wirklich ernsthafte Unfälle treten in der Regel nicht
auf. Nur der Vollständigkeit halber: Dem Szenario „Geisterbahn“
geben die Analysten nur 15% Eintrittswahrscheinlichkeit, dem
„Riesenrad sogar nur 10%.
Bei den
Darstellungen der Rahmenbedingungen für die Börse hat die Helaba
klar Stellung bezogen, die meinen Thesen in einem Punkt voll und ganz
entspricht: „Politische Einflüsse gewinnen erheblich an Bedeutung.
Das Augenmerk in der Wirtschaft und an den Finanzmärkten richtete
sich zuletzt zunehmend auf politische Entwicklungen und Ereignisse.
Politische Nachhaltigkeit ist für die ökonomischen Perspektiven
schließlich ganz entscheidend. Genau!
Ähnliches gilt die
folgende Feststellung: Unter den Anlageklassikern sind Aktien der
einzige Vertreter, der noch eine im historischen Vergleich
überdurchschnittliche Risikoprämie bietet. Allerdings gibt es
regional erhebliche Unterschiede.
Beim Blick auf
europäische Märkte machen die Helaba-Analysten den Anlegern Mut:
„Vergleicht man Euro-Titel mit den klassischen Anlagealternativen,
sind sie sogar ausgesprochen attraktiv bewertet.“
Und nach
ausführlichen Analysen und Vergleichen kommt die Helaba dann zu
folgendem Fazit: „Unter realistischen Annahmen lässt sich für den
Dax 2017 ein Korridor zwischen 9.500 und 12.500 Punkten ableiten.“
Da bin ich dabei.
Einen alles in allem
ebenfalls vorsichtig optimistischen Blick hat die DZ Bank kurz nach
der Helaba veröffentlicht. Auch hier wird die politische
Unsicherheit unterstrichen und auf das Risiko eines Erstarkens
populistischer Strömungen bei den anstehenden Wahlen in Europa
hingewiesen. Für die weitere Entwicklung der Aktienmärkte sind die
Analysten der DZ BANK vorsichtig optimistisch. Sie trauen dem Dax
einen Anstieg auf 12.000 Punkte bis zum Jahresende 2017 zu. Dies
entspricht einem Aufwärtspotenzial von rund 12 Prozent gegenüber
dem aktuellen Wert.
Und das sind die
„Fünf Thesen für 2017“, mit denen das genossenschaftliche
Spitzeninstitut seine Jahresprognose zusammengefasst hat:
1. Trump agiert
rationaler als erwartet, Fiskalpolitik erstarkt in 2017.
Wachstum bekommt
Impulse, bleibt aber fragil.
2. Inflation
bleibt moderat, weltweit ist die Nachfrage zu schwach.
Entwicklung in den
USA bleibt Risiko.
3. Zentralbanken
bleiben berechenbar.
Sie werden nicht
noch expansiver.
4. Rentenmärkte
zu pessimistisch, Renditen im Euroraum fallen wieder.
Euro ohne Trend, um
1,10 USD je Euro pendelnd.
5. Aktienmärkte
in Industrieländern haben noch etwas Luft nach oben.
Dax erreicht 12.000
Punkte / Emerging Markets attraktiv.
Machen Sie also
weiter mit – und machen Sie’s gut!