Von HERMANN KUTZER
Warum sind so viele Menschen gegen
Donald J. (J. = John) Trump? Die Frustrierten, Wütenden,
Demonstrierenden sollten sich lieber an den Börsen orientieren –
die spiegeln bekanntlich doch die Gesamtheit aller verfügbaren
Informationen in den Kursen wider. Der Schwächeanfall unmittelbar
zum Handelsbeginn am Mittwoch war auch nur kurz, quasi ein Irrtum
(kommt auch an den Börsen mal vor). Denn dann rückte der Trumpeter
mit seiner präsidialen Dankesrede alles zurecht. Er ist eben doch
ein guter Mensch, der nur Gutes im Sinn hat – und das Beste für
Ju-Es-Ei. Und was gut ist für Amerika, muss auch gut für den Rest
der Welt sein.
„Märkte hoffen auf Clinton (=
Headline). Noch ist der Ausgang der US-Wahlen offen. Doch weltweit
setzen die Investoren auf einen Sieg der Demokratin. Zwar kritisieren
Ökonomen Clintons wirtschaftspolitische Pläne. Im Vergleich zu
Trump halten sie Clinton aber für das geringere Übel.“ Das war
der Anfang der Titelstory im „Handelsblatt“ am 8 November, dem
Tag der Wahlen. Eine FBI-Mitteilung hatte globale Erleichterung
ausgelöst. Der Dax erholte sich um satte 1,8 Prozent.
Trump gilt also als das größere Übel?
Nein, nicht gilt, sondern galt – bis zu seiner emotionalen
Dankesrede im großen Familienkreis. Der Dax jubelt und klettert
weiter, ähnlich wie andere Aktienmärkte, obwohl Börsianer
angeblich emotionslos sind. Vertrauen wir doch den Kurse, denn die
Börse nimmt doch das Kommende vorweg. Das nennt man „eskomptieren“.
Deshalb kann ich auch nicht verstehen,
dass der ehrenwerte „Handelsblatt“-Herausgeber Gabor Steingart
heute folgendes schreibt: „Das war keine Niederlage, das war eine
Demütigung. Nicht nur für Hillary Clinton, sondern für das
Establishment des westlichen Politikbetriebes. Der Triumph von Trump
markiert den vorläufigen Höhepunkt eines Weltbebens, dessen
Epizentrum von Kontinentaleuropa über die Brexit-Insel nach Amerika
gewandert ist, von wo die Schockwellen auf uns zurückwirken.“ Puh!
(Um weiteren Missverständnissen
vorzubeugen, hier noch ergänzend eine Erläuterung des Begriffs
„Ironie“: Dabei behauptet der Sprecher etwas, das seiner wahren
Einstellung oder Überzeugung nicht entspricht, diese jedoch für ein
bestimmtes Publikum ganz oder teilweise durchscheinen lässt. Sie
kann dazu dienen, sich von den zitierten Haltungen zu distanzieren
oder sie in polemischer Absicht gegen angesprochene Personen zu
wenden).