Sparen und Anlegen: Wer auf Aktien verzichtet, hatte große Probleme

18.01.17

Wo gibt’s noch Aussicht auf Wertzuwachs, auf Rendite des eingesetzten Kapitals? Wer diese Herausforderung als Sparer immer noch nicht erkannt hat, ist selber schuld. Es kommt eher noch schlimmer: Deutschlands Anleger steuern 2017 auf ein massives Renditeproblem zu. Umso wichtiger wird die Beteiligung am Produktivkapital unserer Wirtschaft – an der Aktie also.


Von allen Seiten Frankfurt am Main werden die Bundesbürger darauf angesprochen. Und es wird mit Sicherheit ein zentrales Thema auf dem Börsentag in Dresden am kommenden Samstag (21. Januar) sein, der zu den größten Anlegerveranstaltungen in Deutschland zählt – ich kann den (kostenfreien) Besuch nur empfehlen!

Für deutsche Anleger haben sich die Chancen, bei unveränderter Vermögensallokation eine nachhaltige Wertentwicklung zu erzielen, sogar dramatisch verschlechtert. Zu dieser Einschätzung kommt der unabhängige Finanzdienstleister MainFirst in einer aktuellen Studie. Demnach wird der Durchschnittsdeutsche, betrachtet man das aktuelle Marktumfeld, zukünftig nur noch eine Rendite von 1,5 Prozent erzielen können, sofern er seine Vermögensaufteilung nicht ändert. Inflationsbereinigt dürfte die Performance seines Portfolios dann mit -0,3 Prozent sogar im negativen Bereich liegen.

Man hat ausgerechnet, dass die aktuelle Aufteilung der Vermögenswerte privater Haushalte in Deutschland in den vergangenen zehn Jahren durchschnittlich eine Wertsteigerung von jährlich 2,8 Prozent ermöglichte – in den vergangenen 20 Jahren lag der Wertzuwachs sogar bei 4,1 Prozent pro Jahr. Doch diese Zeiten sind angesichts der anhaltenden Niedrigzinsphase vorbei. Mit einer Gewichtung von rund 78 Prozent ist das durchschnittliche deutsche Portfolio zu stark auf Versicherungen, Standardgarantien und klassische Einlagen ausgerichtet. Die Folge: Bei unveränderter Anlagestrategie werden die Deutschen ihre Sparziele erst später erreichen – oder sie müssen ihre Sparsumme deutlich erhöhen. Jetzt kommt belastend hinzu, dass die Inflationsrate langsam zu steigen beginnt – Werterhalt? Es droht zunehmend ein empfindlicher realer Kaufkraftschwund.

Dieser Entwicklung können die deutschen Anleger nur durch eine veränderte Portfolioallokation entgegenwirken, mahnt nicht nur MainFirst. Das heißt, ohne eine deutliche Erhöhung des Aktienanteils, der auf lange Sicht nach wie vor über das attraktivste Wertentwicklungspotenzial verfügt, werden sie ihre Sparziele nicht erreichen können. Um seinen Lebensstandard auch im Alter halten zu können, ist dieser Wertzuwachs im Rahmen der Altersvorsorge zu gering – zumal er von der Inflation aufgezehrt wird.

Die extrem niedrigen Zinsen machten deutschen Sparern schon 2016 zu schaffen. Bei Bankeinlagen tendierte die Verzinsung gegen Null und die durchschnittliche Umlaufsrendite inländischer Rentenpapiere bewegte sich im zweiten Halbjahr sogar erstmals im Minus. Erst gegen Ende des Jahres drehte die Rendite wieder leicht ins Plus. Auch die Aktienkurse rangierten fast das gesamte Jahr unter dem Kursniveau von Ende 2015, bis schließlich die Jahresend-Rally im Dezember für Kursgewinne
und damit für die wenigen Lichtblicke des Anlagejahres 2016 sorgte.

Nach aktuellen (vorläufigen) Hochrechnungen der DZ Bank dürften die Geldvermögensbestände der privaten Haushalte in Deutschland im letzten Jahr um rund 230 Mrd. Euro auf 5,7 Billionen Euro gestiegen sein. Mit 4,1 Prozent lag der Anstieg nur wenig unter dem des Vorjahres (+4,8 Prozent). Die Wertzuwächse bei Aktien unterstützten die positive Entwicklung. So legte beispielsweise der DAX um 6,9 Prozent auf 11.481 Punkte zu. Zwar finden kursabhängige Anlageformen wie die Direktanlage in Aktien, Aktien- und Mischfonds sowie bestimmte Zertifikate weniger Berücksichtigung im Portfolio deutscher Privatanleger als in anderen Ländern. Trotzdem trugen die Kursgewinne an den Aktienmärkten insgesamt mit immerhin rund 44 Mrd. Euro zum Vermögenszuwachs bei.

Sehen wir uns am Samstag in Dresden?
Übrigens: Sie kennen ja bereits meine kritische Haltung gegenüber den Kommentaren von Händlern und den Medien zu den Tagestendenzen an den Börsen. Gestern – ein Tag nach dem spektakulären Trump-Interview in der „Bild“-Zeitung – konnte man überall hören und lesen, die May-Rede zum Brexit habe dazu geführt, dass die anfänglich fortgesetzte Kursschwäche im Verlauf voll wettgemacht werden konnte. Argumentation: Man sei beruhigt, weil die britische Premierministerin ja betonte, man wolle trotz eines harten Brexit ein Partner des Kontinents bleiben. So ein Käse! Nicht nur die Wirtschaft in U.K. selbst ist entsetzt – und die Börse jubelt? Ich sag’s ja: Die Börsianer kapieren das komplizierte politische Umfeld nicht mehr; außerdem plappert der eine das nach, was der andere absondert. Bleiben Sie vorsichtig!


Machen Sie aber weiter mit – und machen Sie’s gut!