22.02.17
Die anhaltende
Rekordlaune der Wall Street steckt an. Andere Aktienmärkte
entwickeln Eigendynamik, weil immer mehr Investoren auf den fahrenden
Zug springen. Neben den mit „Trumponomics“ verbundenen Hoffnungen
der amerikanischen Wirtschaft hat sich die „Reflation“ zum
Börsenmotor entwickelt. Die Strategen kennen die Chancen und
Risiken, setzen dabei aber zunehmend auf die Aktienanlage.
Bei der Gelegenheit
sei noch einmal auf Stimmungsindikatoren hingewiesen, denn die
international beachteten Analysten aus dem Hause sentix heben den
warnenden Zeigefinger: Der „Overconfidence-Index“ signalisiert
Gefahr für deutschen Aktienmarkt. Was heißt das? Der Datenkranz
dieser Sentiment-Forscher weist aktuell eine seltene Besonderheit
auf: Der sentix Overconfidence Index für den deutschen Aktienmarkt
erreicht den höchsten Wert seit zwei Jahren. Der Indikator
signalisiert damit eine extreme Trendwahrnehmung unter den Anlegern.
In der Vergangenheit deuteten solche Indexstände auf Gefahren hin.
Der sentix Overconfidence Index für den Dax ist um zwei auf +9
Punkte gestiegen. Damit erreicht der Index den oberen Extrembereich
und ist nicht mehr weit von seinem theoretischen Maximum entfernt.
Daher liefert der hohe Overconfidence-Index einen Hinweis darauf,
dass die Investoren bezüglich deutscher Aktien derzeit einer sehr
starken Trendwahrnehmung unterliegen. Dies begünstigt Sorglosigkeit
und Selbstüberschätzung. In solchen Situationen kann die Mehrheit
der Investoren leicht auf dem falschen Fuß erwischt werden.
Dennoch teile ich
die Einschätzung namhafter Analysten, die zunehmend zuversichtlich
geworden sind. Typisch die zusammenfassende These der DZ Bank:
„Geldanlage bei steigender Inflation – ohne Aktien geht es
nicht.“
Seit einigen Monaten
zieht weltweit die Inflation wieder an. So betrug der Preisauftrieb
in den USA jüngst 2,5%, der höchste Wert seit dem Jahr 2012. In
Deutschland stiegen die Preise per Ende Januar 1,9% - ein Wert, der
zuletzt 2013 erreicht wurde. So überrascht es nicht, dass das
Stichwort der „Reflation“, also eine Rückkehr der Inflation,
ausgelöst durch eine expansivere Gangart bei der Geld- und
Fiskalpolitik und steigende Rohstoffpreise, wieder die Runde macht.
Lange Zeit hatten Dividendenpapiere einen Ruf als
inflationsgeschützte Investition. Würde die Eignung von Aktien als
Absicherung gegen Inflation zutreffen, müssten Aktien in Zeiten
hoher Teuerungsraten eine entsprechend bessere Kursentwicklung
aufweisen. Eine Fehleinschätzung, wie unsere Untersuchungen zum
amerikanischen Aktienmarkt für den Zeitraum 1871 bis 2008 zeigen.
Die Resistenz von Aktien zeigt sich in Zeiten gemäßigter Inflation,
nicht aber während eines stagnierenden oder negativen
Wirtschaftswachstums. Aber es droht keine starke, keine galoppierende
Inflation jenseits von etwa 3 bis 4 Prozent. In Deutschland betrug
der Preisauftrieb seit der Währungsreform 1948 2,3% pro Jahr.
Und was empfehlen
die Strategen? In den vergangenen 50 Jahren hingegen konnten deutsche
Aktien inflationsbereinigt pro Jahr um 6,0% (nominal 8,3%) zulegen
(inklusive Reinvestition der Dividende). Schreibt die DZ: „Es
scheint empfehlenswert, auch in Zukunft verstärkt auf Aktien als
Absicherung gegen Inflation zu setzen. Unternehmen mit
Preissetzungsmacht oder Value-Charakter, Immobilien-Gesellschaften
sowie Firmen, die nicht beliebig vermehrbare Rohstoffe besitzen,
dürften eine erhöhte Resistenz gegen Inflation aufweisen. Auch
Titel, die regelmäßig eine hohe und sichere Dividendenausschüttung
vornehmen, gehören in das Auswahluniversum.“
Auch hier tauchen
also neben speziellen Branchen die defensiven Value-Aktien auf. Damit
bleiben gerade die internationalen Werte des BCDI auf dem Radar. Es
ist nach meiner Einschätzung noch nicht zu spät, bei der aktuellen
Rally mitzufahren. Der MDax ist ja schon seit Wochen in
Rekordstimmung, der Dax scheint inzwischen auch nicht mehr zu
bremsen. So haben sich die Marken 11.900 und 12.000 nicht als harte
Widerstände erwiesen. Und der historische Gipfel ist nicht mehr
weit. Aber ich warne vor überzogener Euphorie – nicht allein wegen
der eingangs geschilderten Stimmungsindikatoren. Deshalb: Vergessen
Sie auch jetzt nicht, geschätzte Anleger, Ihre Positionen gegen
heftige Rückschläge abzusichern!
PS.: Soeben erreicht
mich der Februar-Index des ifo-Instituts: „Geschäftsklimaindex
steigt. Die Stimmung in den deutschen Chefetagen hat sich wieder
verbessert. Der ifo Geschäftsklimaindex stieg im Februar von 109,9
auf 111,0 Punkte. Die aktuelle Lage beurteilten die Unternehmer
zuletzt im August 2011 so gut. Auch der Optimismus mit Blick auf die
kommenden Monate nahm wieder zu. Nach verhaltenem Jahresauftakt
befindet sich die deutsche Wirtschaft wieder auf gutem Kurs.“ Hey,
das klingt gut!
Machen Sie also
weiter mit – und machen Sie’s gut!