Anlagestrategie: Trump + Konjunktur + Inflation = neue Aktienfantasie

01.02.17

Geht es Ihnen auch wie der Deutschen Bank, deren Chef-Anlagestratege heute Morgen festgestellt hat: Kaum zu glauben, dass der erste Monat des Jahres 2017 schon um ist – eine Januar-Bilanz: Die großen globalen Aktienindizes hielten sich in Euro gerechnet mit plus/minus 2 Prozent, während sie in Argentinien und Brasilien seit Jahresanfang um über 7 Prozent anzogen. US-Staatsanleihen tendierten stabil, aber in der Eurozone gerieten die Bondkurse unter Druck – besonders in den Randstaaten. Energie lief schlecht, einige Metalle hingegen gut. Und die türkische Lira war mit einem Minus von 8,9 Prozent zum Euro die schwächste Währung weltweit. Vorerst dürften Aktien stärker als Bonds und Zykliker stärker als defensive Sektoren bleiben. Aber Vorsicht: Die letzten Tage belegen, wie schnell weniger konstruktive Ideen von Donald Trump die aktuell positive Entwicklung gefährden können.


Na ja, ob Zykliker oder Defensive – ich selbst neige abgesehen von wirklich selektivem Stock-Picking eher zum, Value-Ansatz, jedenfalls bei längerfristig ausgelegten Depots. Aber: 2017 kann tatsächlich ein Jahr werden, in dem uns das Wachstum positiv überrascht. Deshalb und wegen der „Trumponomics“ favorisieren nicht wenige Großanleger derzeit Unternehmen, die von höheren Zinsen und anziehenden Rohstoffpreisen profitieren dürften (also Banken und andere Finanzunternehmen sowie Energieunternehmen), sowie zyklische Industriewerte, deren Gewinne sich erholen dürften. Dazu passt eine soeben vorgelegte Prognose: Analysten rechnen in diesem Jahr bei europäischen Banken mit einem Anstieg des operativen Gewinns um durchschnittlich 22 Prozent. Das wäre die höchste Zunahme seit 2010.

Typisch für die Einstellung institutioneller Bullen ist ein aktuelles Zitat von Axa Investment Managers, auch wenn es sich auf die vergangene Woche bezieht: „Nichts, was in dieser Woche aus Washington an die Öffentlichkeit drang, steht der Annahme entgegen, dass die neue Regierung versuchen wird, das Wachstum anzukurbeln – durch niedrigere Steuern, weniger Regulierung und zusätzliche Ausgaben. Es scheint somit klar, dass Präsident Trump für Wachstum ist.“

Auch aus anderen Teilen Europas und der Welt mehren sich die positiven Konjunktursignale, u.a. aus Frankreich und China. Ich will nicht verhehlen, dass eine Minderheit unter den Volkswirten davor warnt, dass es in der zweiten Hälfte zu einer spürbaren Abschwächung der Weltwirtschaft mit entsprechenden Belastungen für die Aktienmärkte kommen könnte. Belastung auch durch eine Rückkehr der Inflation?

Die ist im Januar in der Euro-Zone mit dem höchsten Stand seit rund vier Jahren eng an die Zielmarke der EZB von knapp 2 Prozent herangerückt. Aufgrund deutlich gestiegener Energiekosten sprangen die Preise für Waren und Dienstleistungen binnen Jahresfrist im Schnitt um 1,8 Prozent in die Höhe. Volkswirte hatten nur 1,6 Prozent erwartet, nachdem es im Dezember noch 1,1 Prozent waren. Allein die Energiepreise kletterten um 8,1 Prozent. Nun vermuten einige Analysten, dass diese Entwicklung die Diskussion über den baldigen Ausstieg der EZB aus ihrer ultra-expansiven Geldpolitik befeuern wird. Andere Experten weisen darauf hin, dass sich an der Inflationsbewertung tatsächlich aber nichts geändert habe. Denn der bereinigte Preisauftrieb, bei dem die besonders schwankungsanfälligen Energie- und Nahrungsmittelpreise herausgerechnet werden, bleibt ja schwach: Die sogenannte Kerninflation, auf die es unseren Währungshütern in erster Linie ankommt, verharrte im Januar bei 0,9 Prozent. Dort lag sie auch im Dezember. Deshalb rechne ich auch nicht damit, dass uns Mario Draghi in dieser Woche mit spektakulären Neuigkeiten überrascht. Außerdem wird der Basiseffekt durch die Anfang 2016 extrem niedrigen Ölpreise schwinden.

Oder kommen doch neue Signale? Wegen des Anstiegs der Inflation schon im Dezember war zuletzt innerhalb der Notenbank über eine Kurswende nachgedacht worden. Bundesbankchef Jens Weidmann hat laut über eine Abkehr von der laxen Linie der EZB sinniert. Und die deutsche EZB-Direktorin Sabine Lautenschläger ist der Ansicht, dass die Diskussion über einen Ausstieg bald beginnen sollte. Wann immer die Zinswende eingeläutet wird – möglicherweise nicht mehr 2017 –, kommt es aus Börsensicht auf die Begleitmusik an. Ich bin zuversichtlich, dass Draghi am Tag X die richtigen, vorsichtigen Formulierungen gelingen werden, um nachhaltige Irritationen der Finanzmärkte zu vermeiden.

Fatal wird es jetzt schon für den deutschen Durchschnittssparer – ungeachtet von Gesamtinflation oder Kerninflation. Wer sein Geld immer noch aufs Konto trägt, sollte endlich begreifen, dass ihm von nun an wirklich empfindlicher Kaufkraftverlust droht, wenn er nicht mit dem Investieren in Sachwerte beginnt. Für Aktienanleger bringen Inflationsraten, wie wir sie jetzt und in absehbarer Zukunft erleben, kein neues Risiko. Im Gegenteil, die Performance von Aktien, Immobilien und Gold bietet längerfristigen Schutz vor Kaufkraftschwund, zumal Staatsanleihen nach wie vor keine Alternative sein können.


Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!