01.03.17
Zwei Erkenntnisse
werden heute wieder einmal bestätigt: Politische Einflüsse auf die
Finanzmärkte sind nicht (oder nur schwer) berechenbar, die Börse
will weiter nach oben. Am Aschermittwoch ist eben doch nicht alles
vorbei. Wer und was immer aktuell die treibenden Kräfte sind – die
Verschnaufpause für Dow und Dax war kurz. Jenseits des Atlantiks
schon vorbörslich wiederauflebende Rekordlaune, zugleich ist bei uns
die Marke von 12.000 Punkten wieder erreicht worden und der
historische Gipfel in Sichtweite. Das sollte Privatanleger auch
ermuntern, Strategie und Taktik möglichst langfristig auszulegen und
nicht von einem Tag zum anderen zu denken. Und das spricht wiederum
für eine defensive Langfrist-Strategie mit den BCDI-Aktien bzw. den
BCDI-Instrumenten (Zertifikat, Investmentfonds) als Basis eines
Depots.
Was war im Vorfeld
der mit Spannung der Kongressrede von Donald Trump alles geredet und
geschrieben worden! Die Erwartungen seitens der Wirtschaft waren
groß. Sind sie tatsächlich enttäuscht worden, wie heute in ersten
Kommentaren der Medien zu lesen ist? Okay, der neue US-Präsident
ließ die Chance verstreichen, den heimischen Unternehmern mehr als
die bereits bekannten Wirtschafts-Linien aufzuzeigen – er nannte in
der vergangenen Nacht keine Details zur Umsetzung seiner
Wirtschafts-Agenda. Was er zu sagen hatte, war also nicht neu: etwa
das Volumen von 1 Billion Dollar für Infrastrukturprojekte und
Steuersenkungen für US-Unternehmen und die US-Mittelschicht. Dazu
das Versprechen einer „historischen“ Steuerreform.
Bei aller
Gelassenheit warne ich aber davor, politische Einflüsse zu
unterschätzen! Nur: Das gilt eben für beide Richtungen. So ist die
Trumponomics-Fantasie geblieben. Und so wird es Trump vielleicht
gelingen, die Euphorie der Republikaner sowie der
amerikanisch-patriotischen Manager und Börsianer in den kommenden
Wochen und Monaten weiter anzuheizen – etwa durch ein überzeugendes
Steuersenkungs- und Investitionsprogramm.
Gleichzeitig sollte
das Thema Geldpolitik keinesfalls schon in die Schublande gelegt
werden. So stellt sich jetzt die Frage, ob die Fed den US-Leitzins
doch schon in diesem Monat weiter anheben wird. Am Terminmarkt ist
die Wahrscheinlichkeit dafür aktuell auf über 50 Prozent gestiegen.
Auch die überraschend hohe Inflation von 2,5 Prozent im Januar
deutet darauf hin, schreibt Deutsche-Bank-Chefanlagestratege Ulrich
Stephan. Mit Spannung erwarten die Märkte deshalb die Rede von
Notenbank-Chefin Janet Yellen und den Arbeitsmarktbericht inklusive
Lohnentwicklung am kommenden Freitag. Gut möglich, dass sich Yellen
trotzdem bis Juni Zeit lässt. Nettes Fazit von Stephan:
„Überraschungen passen derzeit zu den USA wie Ketchup zu Pommes.“
Auch
Sentiment-Spezialisten behalten die politischen Einflüsse im Auge.
So heißt es bei sentix jetzt: „Die gefährlichen Drei. Die
Eurokrise tritt erneut ins Rampenlicht.“ Die sentix GmbH ist ein
Beratungsunternehmen, welches darauf spezialisiert ist, in Echtzeit
Auskunft zum Anlegerverhalten und zur Anlegerpsychologie zu liefern.
Die Basis bildet eine der größten unabhängigen
Investorenbefragungen weltweit, an der sich mehr als 5.000 Investoren
weltweit beteiligen.
Und dieses Mal
besteht das „Drama“ gleich aus drei Hauptakteuren: Griechenland,
Italien und Frankreich. Wie gefährlich diese Tendenz für den
Zusammenhalt der Eurozone werden könnte, zeigt ein Blick auf den
sentix-Index zum Ausbreitungsrisiko, der fast an die 50%-Marke
geklettert ist – ein Allzeit-Hoch! Kommentieren die Analysten: Für
die Politik gibt es also einiges zu tun, dass daraus kein „viraler
Hit“ wird. Die Eurokrise war nie weg. Dies wird in diesen Tagen
deutlich. Denn mehr als 25% der von sentix befragten Anleger können
sich inzwischen wieder den Austritt mindestens eines Landes aus der
Eurozone vorstellen. Dies ist fast wieder so hoch als unmittelbar
nach dem überraschenden Brexit-Ergebnis Ende Juni 2016. Damals
notierte der EBI bei 27,2%.
Zum Verständnis:
Der aktuelle Wert des sentix Euro Break-up Index (EBI) in Höhe von
25,2% bedeutet, dass zurzeit genau dieser Anteil der befragten
Anleger mit dem Ausscheiden mindestens eines Landes aus der Eurozone
innerhalb der nächsten zwölf Monate rechnet. Seinen vorläufigen
Höchststand hatte der sentix EBI mit 73% im Juli 2012 erreicht. Sein
Minimum stammt mit 7,6% aus dem Juli 2014. Die Eurokrise ist damit
wieder sehr „ansteckend“ geworden. Der entsprechende Risikoindex
steigt höher als zu den bisherigen Hochzeiten der Eurokrise. Fazit
der Sentiment-Experten: „Wäre die Eurokrise eine Grippewelle,
würde die Politik wohl vor einer Epidemie warnen.“
Machen Sie also
weiter mit – und machen Sie’s gut!