08.03.17
Erleben wir gerade
eine ganz normale Zwischenphase, eine Verschnaufpause der
Aktienkurse? Schwer zu sagen, denn es mischen sich mittlerweile auch
unüberhörbar skeptische Stimmen in den Chor der Optimisten. Die
Stimmung der Profis ist nicht mehr stabil. Dafür sind aber nicht
unbedingt enttäuschende Nachrichten aus der Wirtschaft
verantwortlich. Es bleibt jedenfalls bei einem eher kurzfristigen
Verhalten der marktbestimmenden Großanleger – schnell rein,
schnell Gewinne realisieren. Stärkerer Verkaufsdruck ist bisher
nicht zu beobachten.
Aber wie ist denn
nun das aktuelle Sentiment, die Stimmung? Jüngste Berichte geben
Aufschluss. An der amerikanischen Börse mehren sich Stimmen, die mit
einem Kursrückschlag rechnen. Hedgefonds-Manager sehen einen
entscheidenden Faktor dafür in der schleppenden Umsetzung von Trumps
Wirtschaftspolitik. Aber das kann sich erfahrungsgemäß von heute
auf morgen wieder ändern. Laut Handelsblatt werden werden Vorstände
und Aufsichtsräte in Deutschland nach der starken Börsen-Rally an
den Börsen vorsichtiger. Sie verkaufen verstärkt Aktien ihrer
Unternehmen. Vor allem bei kleinen Werten ist der Trend auffällig.
Das kann ein Signal sein – kann.
Nach zahlreichen
Konjunkturmeldungen mit positiven Vorzeichen könnte die Folgende
nachdenklich stimmen: Bei unseren Betrieben sind im Januar 7,4
Prozent weniger Bestellungen eingegangen als im Vormonat. Aber: Viele
Ökonomen sehen darin einen Ausreißer und das Minus als Reaktion auf
das kräftige Plus von 5,2 Prozent im Dezember. „Die Zahlen von
heute sind kein Grund zur Sorge", sagt ein Analyst. Das
Bundeswirtschaftsministerium verweist auf ungewöhnlich wenig
Großaufträge im Januar und rechnet weiter mit einer „Belebung der
Konjunktur im Verarbeitenden Gewerbe". Der DIHK erklärt
allerdings, der Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump habe zu
Jahresanfang für Verunsicherung bei Unternehmen gesorgt.
Super-Konjunktur,
aber Wall Street wird riskant – so lassen sich zwei neue
Stimmungsindizes von sentix zusammenfassen. Zunächst kamen die
angesehenen Sentiment-Forscher mit ihrem aktuellen sentiment
Konjunkturindex heraus: Der Gesamtindex für Euroland steigt im März
um 3,3 Punkte auf den höchsten Stand seit knapp 10 Jahren! Äußerst
positiv stellt sich die Lagebeurteilung dar, die abermals um 3,3
Punkte zulegen kann. Dies entspricht dem höchsten Stand seit Mai
2011. Sämtliche Erwartungskomponenten für die globalen
Wirtschaftsregionen steigen und stellen den Vormonatsrückgang in
einem anderen Licht dar. Heißt es im Kommentar: Damit ist die
potentielle Gefahr eines jähen Abrisses der Wirtschaftserholung vom
Tisch. Neben den etablierten Weltregionen bleibt auch das positive
Konjunktur-Momentum für die Emerging Markets erhalten.
Es ist schon
beachtlich, welche Kraft die globale Konjunktur entfaltet. Hätte man
vor einem Monat noch erste Zweifel an der Nachhaltigkeit des
laufenden Aufschwunges hegen können (damals gaben die
Konjunkturerwartungen global deutlicher nach), so ist im Monat März
bereits über die Hälfte des Vormonats-Rücksetzers wieder
aufgeholt. Eine der tragenden Säulen der Wirtschaftserholung war
bislang die äußerst positive Lagebeurteilung. Diese hatte auch im
Vormonat keine Schwäche signalisiert.
Durch den
neuerlichen Anstieg um 3,3 Punkte auf ein 6-Jahres-Hoch schieben die
Teilkomponenten auch den Gesamtindex für Euroland deutlich nach
oben: Der Indexstand von 20,7 Punkten ist immerhin der höchste seit
August 2007!
Von der Tendenz her
verhält sich die Konjunktureinschätzung für Deutschland gleich,
nur läuft dies auf einem deutlich höheren Niveau ab.
In die andere
Richtung, also nach unten, deutet der Stimmungsindikator für die
Wall Street: „Die Luft für den US-Aktienmarkt wird dünner“,
heißt es. Denn das Grundvertrauen der Anleger in den US-Aktienmarkt
leidet. Der sentix Strategische Bias fällt bereits seit
Jahresbeginn. Die veränderte Haltung gegenüber Aktien lässt sich
bislang noch nicht an den Aktienkursen ablesen. Aber das Risiko einer
Korrektur steigt. Wie das?
Die Diskrepanz von
Aktienkursentwicklung, gemessen am S&P 500 und dem sentix
Strategischen Bias für US Aktien vergrößert sich auch im März.
Konzeptionell misst der sentix Strategische Bias das Grundvertrauen
der Anleger auf Sicht von bis zu sechs Monate. Aufgrund dessen folgt
einem fallenden Indikator in der Regel eine steigende
Verkaufsbereitschaft. Die aktuelle Entwicklung des Grundvertrauens zu
US-Aktien birgt Zündstoff, denn mittlerweile sind die Portfolien der
Anleger, gemäß den jüngsten Anlegerpositionierungsdaten der CFTC,
wie ein „Schwamm“ mit Aktien vollgesaugt. Die Gefahr für den
Aktienmarkt steigt deshalb, je grösser die Diskrepanz zwischen
Aktienkursen (eingepreisten Erwartungen) und dem Grundvertrauen wird.
Zudem ist
erfahrungsgemäß eine solche Diskrepanz nur von kurzer Dauer. Aus
dem sentix-Datenkranz geht hervor, dass in der Vergangenheit ein
vergleichbar starker Einbruch des Grundvertrauens in US-Aktien im
Durchschnitt zu einer Kurskorrektur von 3% binnen der folgenden acht
Wochen geführt hat. Kommentieren die Analysten: „Wir gehen davon
aus, dass der Bereinigungsprozess am Aktienmarkt dieses Mal aufgrund
der hohen Investitionsquoten jedoch heftiger ausfallen kann.“
Machen Sie trotz
allem weiter mit – und machen Sie’s gut!