Börseneinflüsse: Inflation und Zinsen bereiten weiterhin keine Sorgen

31.05.17

Es gibt nichts dramatisch Neues – nur in der Weltpolitik brodelt es seit den Gipfeltreffen noch mehr. Donald Trump liefert schier unglaublichen Stoff, Angela Merkel lässt sich aber nichts mehr gefallen. Es könnte sein, dass initiiert von Frankreich und Deutschland bald so etwas wie ein neuer Ruck durch Europa gehen wird. Noch sind die Börsen lethargisch und ruhen sich auf den Indexgipfeln aus. Beim Versuch einer Vorausschau auf die kommenden Monate liegen Chancen und Risiken liegen vor allem wegen der Politik und weniger wegen der Wirtschaft dicht zusammen.




Die Inflation bereitet keine Sorgen, und spürbar steigende Zinsen sind immer noch nicht absehbar. Deshalb kann aus heutiger Sicht als einigermaßen sicher nur gelten, dass Zinssparen das „falsche Sparen“, wie ich es nenne, bleibt. Andererseits ändert sich grundsätzlich nichts daran, das Investieren in Sachwerte (Aktien, Immobilien, Rohstoffe einschl. Edelmetalle) zu favorisieren.


Man soll die Hoffnung zwar nie aufgeben, aber das Verhalten der meisten Deutschen ist in dieser Hinsicht schon deprimierend. Trotz der anhaltend niedrigen Zinsen sind die Bundesbürger einer neuen Studie zufolge nicht bereit, mehr Geld in Aktien zu investieren und geben sich mit Mini-Renditen zufrieden. „Die Risikobereitschaft der Anleger in Deutschland hat sich zwar erhöht, aber lange nicht so stark wie das international der Fall ist", sagte der Deutschland-Chef der Fondsgesellschaft Legg Mason, Klaus Dahmann. Eine Umfrage des Vermögensverwalters hat ergeben, dass nur 15 Prozent der deutschen Investoren bereit sind, mehr Risiko einzugehen. Dagegen seien 37 Prozent der Befragten im Ausland risikobereiter als früher. Die Studie hat auf der anderen Seite gezeigt, dass mehr als die Hälfte der Deutschen zufrieden ist mit der getroffenen Anlageentscheidung. Wie kann das sein?


Vielleicht folgt der Einsicht in das unsinnige Zinssparen ja doch noch die Tat, denn Hoffnungen auf bald wieder attraktive Zinsen fürs Geld darf sich hierzulande keiner machen. Die deutsche Inflationsrate ist im Mai auf den niedrigsten Stand seit einem halben Jahr gefallen. Langsamer steigende Energiepreise drückten sie auf 1,5 Prozent, wie das Statistische Bundesamt gestern mitteilte. Im April hatte die Teuerungsrate noch bei 2,0 Prozent gelegen. Von Reuters befragte Ökonomen hatten diesmal mit 1,6 Prozent gerechnet. Hauptgrund für die nachlassende Inflation ist die Entwicklung bei Energie: Sie kostete 2,0 Prozent mehr als im Mai 2016. In den beiden Vormonaten gab es hier jeweils noch ein Plus von 5,1 Prozent. Auch bei Dienstleistungen ließ der Preisdruck nach, weil nach den Osterferien das Reisen wieder billiger wurde. Gegen den Trend verteuerten sich Nahrungsmittel: Sie kosteten 2,4 Prozent mehr als vor einem Jahr, nach einem Plus von 1,8 Prozent im Vormonat.


Experten rechnen damit, dass sich die Teuerungsrate in den kommenden Monaten in etwa auf dem aktuellen Niveau halten wird. Mit der geringeren Inflation in der größten Volkswirtschaft Europas sinkt der Druck auf die EZB, rasch aus ihrer extrem lockeren Geldpolitik auszusteigen. EZB-Präsident Mario Draghi will sich vor der mit Spannung erwarteten nächsten Zinssitzung am 8. Juni nicht in die Karten schauen lassen. Zwar seien die Gefahren für die Konjunkturentwicklung seit dem Jahresende 2016 messbar zurückgegangen, sagte er Notenbank-Chef am Montag im Wirtschafts- und Währungsausschuss des Europa-Parlaments in Brüssel. Die Europäische Zentralbank sei aber fest davon überzeugt, dass ein "außergewöhnliches Ausmaß an geldpolitischer Unterstützung" immer noch nötig sei.


Draghi ist vor allem die Inflation immer noch zu niedrig. Der Kostendruck, insbesondere von den Löhnen, sei nicht ausreichend, um eine dauerhafte und selbsttragende Entwicklung hin zum mittelfristigen EZB-Ziel zu unterstützen. "Das Lohnwachstum ist immer noch verhalten." Die Notenbank strebt bekanntlich eine Teuerung von knapp 2 Prozent als Optimalwert für die Wirtschaft an. Im April lag die Inflation in der Euro-Zone bei 1,9 Prozent. Die deutsche Inflationsrate ist nach vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamts im Mai auf 1,5 Prozent gesunken.


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