Aktienkurse: Die Konsolidierung des Dax hat längst begonnen

30.08.17

Ob sich mein Gedankenspiel als richtig erweisen wird, dass die von vielen befürchtete tiefe Korrekturphase des Dax gar nicht eintritt, lässt sich noch nicht mit Überzeugung sagen. Aber es spricht einiges dafür, dass der Aktienmarkt schrittweise zurückgeht – zwei Schritte rückwärts, dann ein Schritt vorwärts. Der kurzfristige Abwärtstrend kann nicht verleugnet werden. Wir stecken bereits in einer Konsolidierungsphase, in der Aktien nach wie vor eine gute Kondition an den Tag legen und deshalb nicht einbrechen.




Ganz ehrlich, ich bin schon erstaunt über die Gelassenheit nach dem Nordkorea-Raketen-Schock vom Dienstag, der zur Wochenmitte schon wieder überwunden zu sein schien. Aber Vorsicht, geschätzte Anleger, mir geht das zu schnell! Werfen Sie einmal einen Blick auf den Einjahres-Chart des Dax mit dem GD200 (200-Tage-Linie) – darauf ist der laufende kurzfristige Abwärtstrend gut zu erkennen. Was auch die Bullen nachdenklich stimmen kann, ist das Durchstoßen des langfristigen Durchschnitts – erstmals seit längerem wieder. Schreibt mir ein technischer Analyst dazu: „Das charttechnische Bild hat sich durch Bruch der 200-Tage-Linie eingetrübt.“

So schwebt die Frage über den Märkten, ob sie nicht all zu gelassen sind angesichts der aktuellen, gewichtigen Unsicherheits- und Belastungsfaktoren – droht also ein bitteres Erwachen? Ich sehe das immer noch nicht, traue dem Braten aber auch nicht mehr. Allein eine weitere geopolitische Zuspitzung kann in denkbar kürzester Zeit zu schweren Turbulenzen führen.


Die Deutschen sind immer noch erstaunlich gelassen, wie mehrere Indikatoren bestätigen, die Kauflaune hält weiter an: Im Juli sank der comdirect Spar- und Anlageindex von 99,2 auf 98,7 Punkte. Dies ist der niedrigste Stand seit Februar 2017. Wie bereits im Juni haben 39 Prozent der Befragten im Juli nichts oder weniger als 50 Euro zurückgelegt. Im Mittel hat jeder Bundesbürger im Juli 112 Euro gespart. Der niedrige Wert spiegelt auch die anhaltend gute Konsumstimmung in Deutschland wieder. „Angesichts des stabilen Wirtschaftswachstums und der geringen Arbeitslosigkeit machen sich die Sparer offenbar weniger Sorgen über die Zukunft“, kommentiert comdirect. Außerdem: Für viele Deutsche bieten die anhaltend niedrigen Zinsen kaum einen Anreiz, mehr Geld beiseitezulegen als zuvor.


Cash bleibt halt fesch. Ihre Ersparnisse verwahren die Bundesbürger weiterhin überwiegend auf dem Girokonto oder dem Sparbuch. Besonders bei den norddeutschen Anlegern erfreut sich das Sparbuch einer hohen Beliebtheit (60 Prozent), während im Osten nur 40 Prozent diese Variante wählen. Im Westen und Süden ist es jeder Zweite, der sein Erspartes auf dem Sparbuch parkt (51 Prozent). Die Süddeutschen setzen hingegen besonders stark auf Liquidität – 71 Prozent verwahren ihr Erspartes auf dem Girokonto oder in bar. Bei den Sparern im Westen liegt dieser Wert bei 62 Prozent, im Norden bei 63 Prozent und im Osten sind es zwei Drittel der Sparer (66 Prozent). Während sich 13 Prozent der Deutschen vorgenommen haben, im August mehr auf die hohe Kante zu legen, möchten drei Viertel der Deutschen (74,6 Prozent) diesen Monat nichts ändern.


Das eigentliche Drama wird aber erst deutlich, wenn man sich die Top Ten der Geldanlage in Deutschland laut comdirect-Erhebung anschaut (Stand Juli):


1. Girokonto (56 %)
2. Sparbuch (50 %)
3. Tagesgeld (36 %)
4. Bargeld (30 %)
5. Bausparvertrag (29 %)
6. Lebensversicherung (27 %)
7. Altersvorsorge (25 %)
8. Festgeld (16 %)
9. Fonds (16 %)
10. Aktien (15 %)


Zum wiederholten Mal dazu meine Behauptung, dass die Aktie völlig zu Unrecht hierzulande so stark vernachlässigt wirkt. Erfolgreiche Anleger wissen, dass die Aktie auch längerfristig konkurrenzlos bleibt.


Machen Sie also weiter mit, bleiben Sie aber vorsichtig – und machen Sie’s gut