Börsenprognosen für 2018: Nicht schlecht, aber nur wenig Fantasie für den Dax

18.11.17

Sind die Propheten wieder einmal zur vorsichtig? Erwartungsgemäß beginnt jetzt die Prognosewelle für 2018 anzurollen – sie ist bisher von sehr vorsichtigem Optimismus für Dax & Co. geprägt. Sollte die Dynamik der Aktienmärkte tatsächlich nachlassen, dann ist mit einer zunehmend differenzierten Kursentwicklung nach Branchen und Einzelwerten zu rechnen, also vor allem etwas für die Stock-Picker, außerdem mit steigender Volatilität, wie sie von Analysten schon seit langem erwartet wird.




Die jüngste Entwicklung hat uns schon so etwas wie einen Vorgeschmack geboten – mehr Auf und Ab und viele Sonderbewegungen. Nach kurzer Schwächephase hat die Nasdaq am Donnerstag auf Rekordhoch geschlossen. Und der US-Volatilitätsindex VIX hat diese Woche zeitweilig den höchsten Stand seit August erklommen – Anfang November war er noch auf Allzeittief. Kommentar der Deutsche-Bank-Strategen: Zwar bleibt die Volatilität im historischen Vergleich niedrig. Doch dürfte künftig wieder Bewegung in die globalen Märkte kommen, etwa weil der absehbare US-Zinsanstieg noch nicht vollständig eingepreist scheint. Dann würde Aktien anlegen ungemütlicher. Doch die starke Weltkonjunktur spricht für höhere Unternehmensgewinne 2018, sodass die Kurse auch unter größeren Schwankungen steigen könnten.


Gegensätzlich sind derzeit die Beobachtungen der Kapitalströme. Internationale Investoren interessieren sich wieder stärker für europäische Aktien, stellt die Deutsche Bank fest: Die Zuflüsse in den hiesigen Markt waren vorige Woche so hoch wie seit vier Monaten nicht mehr. Ein Grund: Wegen der guten Konjunktur scheinen sich die europäischen Aktienrückkäufe von ihrem 13-Jahres-Tief zu lösen – kündigten doch im letzten halben Jahr über 40 Unternehmen solche Buybacks an. Zudem werden die hiesigen Unternehmen dynamischer, etwa bei Fusionen und Übernahmen. Für angedachte und abgeschlossene Deals europäischer Firmen könnte dieses Jahr dank höherer politischer und konjunktureller Stabilität eines der besten seit 2008 werden. Halten diese Trends, dürften europäische Aktien weiter profitieren. Soweit die europäische Betrachtung – und wie ist das Bild bei uns in Deutschland?


Das Verhalten der Investoren war hier in den vergangenen Wochen wieder einmal ziemlich wechselhaft, wie die Sentiment-Forscher an der Börse Frankfurt feststellen. Es ist nicht einmal zwei Wochen her, da sprach man vielerorts hinsichtlich der Börsenentwicklung von einer vorgezogenen Jahresend-Rallye der Aktienmärkte. Betrachtet man überdies die Entwicklung der jüngsten ökonomischen Daten, etwa die noch einmal besser als erwartet ausgefallenen Wachstumszahlen in Deutschland für das dritte Quartal, wäre zumindest ein fundamentaler Grund gegeben, tatsächlich optimistisch zu sein. Doch war für viele Akteure eine ordentliche Abwärtskorrektur längst überfällig, und viele Anleger hatten sich sogar entsprechend positioniert.


Immerhin hatten viele der allwöchentlich befragten mittelfristig orientierten institutionellen Anleger eine Korrektur des Aktienindex vorweggenommen, weswegen der Börse Frankfurt Sentiment-Index am Mittwoch der Vorwoche auf +/-0 gefallen war. Dies hat sich nun mit der jüngsten Erhebung grundlegend geändert, denn der Sentiment Index ist wie Phönix aus der Asche auf einen Stand von +35 Punkte hochgeschnellt und liegt damit auf dem höchsten Stand des Jahres. Die Privatanleger, die sich während der vergangenen Wochen vielfach etwas optimistischer als ihre institutionellen Pendants gezeigt hatten, haben sich ganz ähnlich verhalten, sind aber doch deutlich zurückhaltender geblieben.


Letztlich haben sich die in Frankfurt befragten Börsianer also im Großen und Ganzen erwartungsgemäß verhalten, dürften wahrscheinlich kurz unter der 13.000er Marke in einer Art Schnäppchenkauf als Nachfrager aufgetreten sein. Allerdings hat sich das Börsenbarometer trotz dieser Engagements seither nicht nennenswert befestigt. Die Frankfurter Sentiment-Analysten vermuten, dass den heimischen Aktienkäufern internationale Kapitalabflüsse gegenüberstehen.


Wie immer man diese kurzfristigen Beobachtungen einschätzt – führende Institute unter den öffentlichen Banken erwarten meist wenig veränderte bis leicht steigende Aktienkurse im kommenden Jahr. Die Ergebnisse der soeben veröffentlichten Prognose 2018 von BayernLB, DekaBank, Helaba, HSH Nordbank, LBBW und Nord/LB zusammengefasst: Der Dax dürfte in 12 Monaten (November 2018) bei 12.700 bis 14.000 Punkten ankommen (= Bandbreite der einzelnen Vorhersagen). Zuvor könnte er bis auf ein Niveau von 12.300 zurückfallen, wie ein einzelnes Haus glaubt. Ein ähnliches Bild wird für den Eurostoxx50 skizziert. Den Dow sehen die großen öffentlichen Banken in 12 Monaten bei 20.500 bis 23.800 Punkte.


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