Finanzmärkte: Kurvenreiche Schlussetappe 2017 – Erste Prognosen 2018

15.11.17

Was sich bei den kryptischen Währungen derzeit abspielt, verdient die Überschrift „Der ganz normale Wahnsinn“. Bitcoin stürzt Richtung 5.000 Dollar, schwingt sich dann wieder auf 7.000 Dollar empor – kann man das überhaupt noch Volatilität nennen? Die scheint an den klassischen Finanzmärkten mit dem Näherrücken des Jahresendes zuzunehmen, nachdem die Schwankungsbreite der Kurse bisher viel geringer gewesen ist als von den meisten Strategen erwartet. Es ist also gut möglich, dass wir insbesondere bei den Aktien noch eine kurvige Schlussetappe erleben – den Bullen wird das nicht gefallen.




Kein Zweifel, es ist bei uns eine gewisse Unsicherheit über die kurz- bis mittelfristigen Aussichten aufgekommen. Das erschwert den Strategen naturgemäß ihre Positionierung vor dem Jahreswechsel. Es zeigt sich auch in den seit Wochen unterschiedlichen und wechselhaften Stimmungsindikatoren. An der Wall Street sieht das anders aus: Bei Profianlegern gibt es derzeit Anzeichen für „irrationale Euphorie”. Dieses Ergebnis liefert die Auswertung der monatlichen Umfrage unter Fondsmanagern, teilte die Bank of America Merrill Lynch jetzt mit. Die Risikofreude sei auf Rekordhoch, während die Bargeld-Bestände der Fonds so niedrig lägen wie zuletzt vor vier Jahren. Obwohl 48 Prozent der Befragten Aktien als überteuert bezeichneten, setzten Fondsmanager verstärkt auf diese Anlageklasse, hieß es weiter. Die Aktienquote von Hedgefonds, die im Gegensatz zu Lebensversicherern oder Pensionsfonds größeren Spielraum bei der Auswahl ihrer Investitionsobjekte haben, liegt auf einem 11-Jahres-Hoch. Besonders beliebt sind Papiere aus der Euro-Zone und den Schwellenländern.


Positive Konjunkturanalysen und -prognosen reißen hierzulande aber keinen Anleger mehr vom Hocker. Vorsichtshalber orientiert man sich an internationalen Vorgaben und behauptet (was ich für Unsinn halte), der festere Euro belaste Dax & Co. Interessant ist demgegenüber, dass die Kursausschläge einzelner Werte weiter zunehmen – in Abhängigkeit von den neuen Lageberichten der jeweiligen Unternehmen. Man differenziert also stärker nach einzelnen Aktien und reagiert durchaus heftig auf Überraschungen oder Enttäuschungen.


Wer hätte das vor einem geglaubt? Ständig werden die weltwirtschaftlichen Vorhersagen nach oben korrigiert. Und für Deutschlands Konjunktur gibt es gar Warnungen vor einer Überhitzung! Ich bin wirklich gespannt, wie die Prognosen für das neue Jahr ausfallen werden – das Gros der Jahresausblicke wird traditionell bis Weihnachten/Silvester veröffentlicht.

Der IWF erwartet jetzt für 2017 und 2018 ein Wirtschaftswachstum von 2,4 beziehungsweise 2,1 Prozent. Letztes Jahr hatte das BIP noch um 1,7 Prozent zugelegt. Laut IWF gleicht sich dabei das Wachstumstempo in den Euro-Staaten an. Zugleich rechnet die EU-Kommission nun für das laufende Jahr im Euroraum mit einem Zuwachs von 2,2 Prozent – so viel wie seit zehn Jahren nicht mehr. Zudem befindet sich das Ifo-Weltwirtschaftsklima auf Sechs-Jahres-Hoch. Das macht Hoffnung, dass die Dynamik sogar noch anzieht und uns über 2018 hinaus erhalten bleibt, kommentieren Bankanalysten.


Die deutsche Wirtschaft ist im dritten Quartal um 2,8 Prozent gewachsen, verglichen mit dem Vorjahresquartal. Noch einmal stärker als erwartet. Detaillierte Daten fehlen zwar noch, aber das Statistische Bundesamt deutete an, dass nun auch die Investitionen anziehen. „Kann also gut sein, dass ich meine Wachstumsprognose für 2017 noch einmal anpassen muss“, schreibt heute dazu Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank.


Gute Chancen für Investoren 2018 sagt die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) voraus, die jetzt schon ausführlich ihre Erwartung für das kommende Jahr beschreibt. Das in Fachkreisen hoch angesehene LBBW Research kommt zu dem Schluss, dass die Weltwirtschaft nach einigen schwierigen Jahren die Trendwende geschafft hat. „Insbesondere in Deutschland, dem Schwergewicht des Euroraums, sind die Konjunkturdaten gut und die Frühindikatoren deuten auf keinerlei Lageverschlechterung hin“, sagt Uwe Burkert, LBBW-Chefvolkswirt und Leiter des Research.


Für die Anleger an den Kapital- und Rohstoffmärkten besteht 2018 eine gute Chance, sich erfolgreich zu positionieren. Das Bewertungsniveau sei am Rentenmarkt sehr hoch, werde aber erst gegen Jahresende langsam sinken, wenn die für 2019 erwartete Leitzinswende der EZB stärker ins Blickfeld gerate. Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen sehen die Analysten Ende 2018 bei 1 Prozent. Zugleich sollten aber die Zinserhöhungen der US-Notenbank den Euro auf 1,12 Dollar nachgeben lassen.


Die Aussicht auf niedrige Bondrenditen und damit hohe Anleihepreise schafft Raum für eine höhere Bewertung an den Aktienmärkten. Besonders für die Werte des Dax und EuroStoxx50 gebe es noch Aufwärtspotenzial. Aktien sollten sich auch 2018 im Einzelfall besser als Bonds entwickeln, glauben die Analysten. Die LBBW sieht den Dax Ende 2018 bei 14.000 Punkten, den Dow-Jones-Index nahezu unverändert bei 23.500 Punkten. Der EuroStoxx 50 wird demnach auf 3.750 Punkte steigen.

Keine spektakulären Perspektiven, aber positive, die man gut nachvollziehen kann.


Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut