Geldanlage: Gerade jetzt ist Zeit für Aktienförderung

01.11.17

So interessant sie auch sein mögen – Vorsicht bei der Beurteilung von Stimmungsmessungen an der Börse! Abgesehen davon, dass Experten Sentiment-Ergebnisse oft als Kontraindikatoren einsetzen, sind diese sehr wechselhaft geworden. Auch ohne große Volatilität der Kurse schwanken die Stimmungslagen von institutionellen Großanlegern in kurzen Abständen – eine Folge des schnellen Rein und Raus. Wir können ja schon seit längerem beobachten, dass sich das Bild am Aktienmarkt sogar innerhalb eines Handelstags mehrfach verändern kann.




„Sehr gute Stimmung am Aktienmarkt“, bestätigen aktuell die Sentiment-Analysten von Sentix und stellen im Rückblick fest: „Wie sehr sich doch die Welt für Anleger binnen zweier Monaten ändern kann! Mitte August hatten wir noch Panik unter den Anlegern gemessen. Zwei Monate später hat sich das Stimmungsbild komplett gewandelt. Nun herrscht nahezu eine euphorische Stimmung.“ Waren es im August noch die geopolitischen Sorgen (Nordkorea / USA), so beschäftigt die Marktteilnehmer jetzt die Aussicht auf eine weiter expansive Geldpolitik und die robuste Konjunktur mit steigenden Unternehmensgewinnen.


Eine Stimmung auf Panik-Niveau ist in der Regel eine aussichtsreiche Gelegenheit für Anleger, Nutzen aus dem „Sentiment Value“ des Marktes zu ziehen. „So auch dieses Mal“, heißt es bei Sentix. Die schlechte Stimmung ging mit einem Tief einher und seitdem hat der Deutsche Aktienindex eine fulminante Rallye hingelegt. Die durchschnittlich in Aussicht stehenden 6 Prozent Ertrag, die einem negativen Sentimentextrem folgen, wurden dabei sogar deutlich übertroffen. Zwar bedeutet Jubelstimmung nicht zwangsläufig einen Preiseinbruch. Anleger sollten in den nächsten vier Wochen dennoch nicht mit positiven Nettoerträgen rechnen.


Das sehe ich nicht so. Denn die Märkte können eine enorme Eigendynamik entwickeln. Dann spielen auch Diskussionen über „Euphorie“ und „Kursübertreibungen“ erst einmal keine Rolle. Hinzu kommen Unterstützungsfaktoren durch das Welt-Börsenklima (USA, Japan). Schließlich gelten europäische Aktien analytisch noch nicht als überbewertet. Es würde mich nicht wundern, wenn wir im Zuge der Jahresschluss-Rallye noch auf die 14.000er Marke zusteuern sollten.


Nicht zuletzt die große Aufmerksamkeit, die den Börsen auch in den Massenmedien geschenkt wird, macht die dringend erforderliche Aktienförderung jetzt aktuell. Zwar habe ich nach jahrzehntelanger Erfahrung Zweifel, dass die Politik Großes rasch bewegen wird. Doch sollte man die Hoffnung nie aufgeben. „Unternehmen fordern mehr Vermögensbildung in Arbeitnehmerhand“, sei deshalb ausdrücklich begrüßt. Im Klartext geht es um die Aktie. Mit dem „Berliner Appell für mehr Vermögensbildung in Mitarbeiterhand“ fordern hochrangige Vertreter der deutschen Wirtschaft und Repräsentanten von Wirtschaftsverbänden die künftige Bundesregierung auf, bessere Rahmenbedingungen für die Mitarbeiterkapitalbeteiligung zu schaffen. Mehr Arbeitnehmer müssen an den Erfolgen ihrer Unternehmen teilhaben können.


„Die Versorgung der Menschen im Alter wird eine zentrale Frage unserer Gesellschaft. Eine langfristige und attraktive Form der Vermögensbildung ist, wenn sich Mitarbeiter an ihrem Unternehmen beteiligen können. Sie nehmen direkt am Erfolg ihrer Firma teil, sind langfristig orientierte Teilhaber und bauen Vermögen auf. Diese Form der langfristigen Beteiligung am Unternehmen und Alterssicherung braucht eine steuerliche Besserstellung der Arbeitnehmer als verantwortungsvolle Miteigentümer,“ betont Joe Kaeser, Vorstandsvorsitzender von Siemens und einer der Initiatoren des neuen Aufrufs. 1,1 Millionen Mitarbeiter börsennotierter Unternehmen und etwa die gleiche Anzahl Beschäftigter mittelständischer Unternehmen sind an ihren Unternehmen beteiligt. Nur ein kleiner Teil der deutschen Arbeitnehmer kommt damit in den Genuss einer Mitarbeiterkapitalbeteiligung. Da diese für die Vermögensbildung und für die Altersvorsorge ein wichtiger Baustein ist, muss das Thema auf die politische Agenda gesetzt werden.


Damit Arbeitnehmer zukünftig besser an den Erfolgen ihrer Unternehmen teilhaben können, ist es aus Sicht der Unterzeichner unter anderem notwendig, den jährlichen Steuerfreibetrag für die Mitarbeiterkapitalbeteiligung von derzeit 360 Euro auf ein international übliches Niveau von mindestens 3.000 Euro anzuheben. Darüber hinaus dürfen Zinserträge und Dividenden, die für den langfristigen Vermögensaufbau reinvestiert werden, nicht besteuert werden. Auch ist es erforderlich, langfristig orientierte Anleger anders zu besteuern als kurzfristig orientierte. Die geforderte Einführung der Steuerfreiheit für Veräußerungsgewinne bei einer Haltefrist von mindestens zehn Jahren könnte deshalb ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu mehr Mitarbeiterkapitalbeteiligung sein.


Parallel zur politischen Lobby können andere Häuser aktiv werden, um die Bundesbürger ganz konkret über die Vorteile der Aktienanlage aufzuklären. Ich werbe in diesem Zusammenhang gerne für die Arbeit des TM Börsenverlags, der seit Jahren Vorbildliches leistet. Sein hervorragender BCDI-Index und die beiden Produkte darauf (Zertifikat, Aktienfonds) werden übrigens am kommenden Samstag auch auf dem Hamburger Börsentag durch einem eigenen Stand präsentiert – ich werde dabei sein.


Machen Sie also mit – und machen Sie’s gut!