Aktienprognosen für 2018 (4): Europa bleibt im internationalen Blickfeld

01.12.17

Fast alle Augen der Anlagestrategen sind auf Europa gerichtet (neben den Schwellenländern). Das zeigen auch die jüngsten Ausblicke auf das kommende Jahr – trotz Brexit (wo sich Einigung mit der EU abzeichnet), trotz der heiklen Regierungsbildung in Deutschland und trotz der politischen Probleme in anderen Ländern (z.B. Italien). Grund für die überwiegende Zuversicht von Analysten und Volkswirten ist das zusehends strahlende gesamtwirtschaftliche Bild. Schon gibt es Prognosen, die anhaltendes Wirtschaftswachstum über 2018 hinaus beschreiben.




Angesichts der mittlerweile erreichten Kurshöhen werden den Aktien – wenn überhaupt – aber nur noch leichte bis mäßige Steigerungen vorausgesagt. Es überwiegt also so etwas wie solide Zuversicht, doch ohne Euphorie. Der zunehmend schwankende Dax konnte in diesem Umfeld in den vergangenen Tagen keinen Boden gutmachen. Dafür sind die Anleger in Bewegung gekommen. Laut Erhebung an der Börse Frankfurt orientierten sich die Profis wieder hin zu Aktien. Das hebt den Sentiment-Index auf eine Jahresbestmarke.


Verhaltensbeobachter Joachim Goldberg nimmt an, dass die institutionellen Investoren die positiven Nachrichten aus den USA und Europa glauben möchten und die Preise unter 13.000 Dax-Punkten zum günstigen Einstieg genutzt haben. Das verschärfe allerdings die kurzfristig ungemütliche Lage des Markts. Hinzu kommt nach Ansicht des Analysten Gefahr einer Gewöhnung an gute Botschaften aus Politik und Konjunktur. Insgesamt fehle es an der nötigen Kursphantasie für weitere Nachfrage, die angesichts des hohen Optimismus und der damit verbundenen Engagements zusätzlich in den Markt kommen müsse. Die vermuteten Einstiegspreise legten den Schluss nahe, der Dax sei weiterhin bei 13.300 Punkten gedeckelt. Deshalb der verhaltene kurzfristige Ausblick der Frankfurter: „Kaum Chancen für einen Endspurt 2017.“


Und im neuen Jahr? Union Investment hat jetzt einen Ausblick vorgelegt, der meiner Einschätzung weitgehend entspricht, wenn man die Performanceziele nicht all zu hoch ansetzt. Investoren steht ein aussichtsreiches Börsenjahr 2018 bevor. Union-Vorstandsmitglied Jens Wilhelm sieht die Kapitalmärkte im zehnten Jahr nach dem Lehman-Kollaps auf dem besten Weg, die Nachwirkungen der Finanzkrise hinter sich zu lassen. „Das wirtschaftliche Umfeld ist so stabil wie lange nicht“, ist Wilhelm überzeugt. Wichtigster Stützpfeiler für die Kapitalmärkte bleibt demnach das Wirtschaftswachstum. „Zum ersten Mal seit langem haben wir überall auf der Welt gleichzeitig Aufschwung. Der globale Konjunkturmotor läuft auf allen Zylindern“, meint Wilhelm. Für die Weltwirtschaft rechnet er 2018 mit einem Zuwachs von 3,5 bis 4,0 Prozent. Besonders in der Eurozone hat sich die Lage deutlich verbessert. Hier lassen die Prognosen von Union Investment ein Plus beim Bruttoinlandsprodukt von 2,0 Prozent erwarten. In Deutschland dürfte das Wachstum mit 1,9 Prozent ebenfalls stark ausfallen. In den USA sieht Wilhelm den Konjunkturzyklus deutlich weiter fortgeschritten, geht aber nicht von einem baldigen Abschwung aus.


Trotz der guten Wirtschaftslage wird nicht mit stark anziehenden Teuerungsraten gerechnet. Grund: Strukturelle Faktoren dämpfen den zyklischen Inflationsdruck. Für die Eurozone wie für die USA wird ein Anstieg der Verbraucherpreise um etwa 1,5 Prozent erwartet. In Deutschland dürfte der Wert auf 1,7 Prozent klettern. Die Inflationsniveaus bleiben also moderat. Geringe Teuerung und anziehendes Wachstum sind für Kapitalmärkte und Zentralbanken eine sehr komfortable Mischung. Vor diesem Hintergrund geht der Vorstand von einer Fortsetzung der umsichtigen globalen Geldpolitik aus: „Die Notenbanken haben ausreichend Spielraum für einen Richtungswechsel der kleinen Schritte.“


Was heißt das für Sie, geschätzte Anleger? Vor allem chancenorientierte Anlageklassen, insbesondere Aktien, sind 2018 aussichtsreich. Man beachte: Hier hat endlich einmal ein Profi den üblichen Begriff „Risikopapiere“ durch „chancenorientierte Anlageklassen“ ersetzt. Rentenseitig gibt es nur geringe Ertragsperspektiven. Vielen Unternehmen wird es 2018 noch besser gehen als 2017. Union Investment rechnet mit einem Gewinnanstieg von 6 bis 8 Prozent. Insbesondere bei zyklischen Märkten, Branchen und Unternehmen sieht Wilhelm Chancen. Unter regionalen Gesichtspunkten präferiert er Aktien aus der Eurozone, Japan und den Schwellenländern.


Wie gesagt, diese Aussichten werden auch von anderen namhaften Strategen beschrieben, wie etwa dem österreichischen Erste Asset Management, dessen Ausblick sich kurz zusammenfassen lässt: Börsenumfeld bleibt positiv, starkes Wachstum der Weltwirtschaft unterstützt Aufwärtstrend bei Aktien, Inflation bleibt niedrig, Kerninflation unter dem EZB-Ziel von 2 Prozent, Anleihen-Korrektur nicht in Sicht, aber tendenziell leicht steigende Renditen.


Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!