Aktienstrategien 2018: Wo Veränderungen in den Branchen Chancen bieten

20.12.17

Digitalisierung, Innovationen, Wirtschaft 4.0 – die Welt verändert sich. Neue Technologien spielen eine Schlüsselrolle und verändern auch die Sprache. Aktive Kapitalanleger müssen mitlernen, um das Neue zu begreifen. Das ist gar nicht so einfach, wie uns Bitcoin und Blockchain in diesen Tagen vor Augen führen. Es geht aber nicht nur um totale Neuerungen, sondern auch um tiefgreifende Veränderungen in bestehenden Unternehmen und Branchen. Wie unterschiedlich die Entwicklungen sein können, sei anhand einiger Analysen skizziert, die von internationalen Anlagestrategen erstellt worden sind.




Weltweit tätige Investmentexperten beschreiben beispielsweise Anlagechancen durch „disruptive Veränderung im Einzelhandel“. Disruptiv ist zu einem Modewort der Wirtschaft geworden. Eine disruptive Technologie (englisch: to disrupt = unterbrechen) ist eine Innovation, die eine bestehende Technologie, ein bestehendes Produkt oder eine bestehende Dienstleistung möglicherweise vollständig verdrängt. Viele Investoren unterschätzen die Dynamik und das Ausmaß der disruptiven Veränderung, die von der zunehmenden Bedeutung des E-Commerce ausgeht. Das betrifft ganze Industriebereiche und Branchen, vor allem aber den Einzelhandel. Die Veränderung speziell im Einzelhandel wird nicht nur durch einen immer intensiveren Onlinehandel vorangetrieben, sondern auch durch die mittlerweile beeindruckende Größe, die technische Innovationskraft und die Datensammlungen, die die führenden Plattformbetreiber für ihr Geschäft nutzen können. Dadurch sind diese Firmen in der Lage, auch auf sich rasch ändernde Konsum- und Nutzergewohnheiten unmittelbar zu reagieren und in neue Markttrends zu investieren.


Als konkretes Beispiel nennen die Investmentexperten Alibaba und Amazon. Der chinesische Onlinehändler verfügt mittlerweile über sehr genaue Kenntnisse hinsichtlich der Gewohnheiten und Vorlieben seiner Kunden, da er dazu Daten verschiedener Service- und Geschäftsbereiche zusammenträgt und auswertet. Das umfasst die klassischen E-Commerce-Aktivitäten, Unterhaltungsangebote und reicht bis zur Zahlungsabwicklung. Alibaba nutzt die über die eigene Plattform gewonnenen Daten, um einzelne Konsumenten zielgerichtet anzusprechen und mit ihnen ins Geschäft zu kommen. Die Betreiber von Handelsplattformen verfügen über weitere Wettbewerbsvorteile gegenüber klassischen Einzelhändlern mit lokalen Ladengeschäften. Dazu gehört ein technologisch getriebenes Geschäftsmodell, das sich sehr einfach skalieren lässt. Plattformbetreiber, die in einen Markt eintreten, können damit auch bei zunehmender Größe ihren Vertrieb zentral steuern und ausbauen. Das hält die Fixkosten gering. Gleichzeitig sind sie in der Lage, ein breit gefächertes Angebot vorzuhalten, das, wenn es über lokale Geschäfte vertrieben würde, erhebliche Lagerkosten verursacht.


Namhafte Bank- und Fondsanalysten befassen sich mit einem weiten Feld, dessen Beachtung ich Ihnen, geschätzte Anleger, schon seit langem ans Herz lege – das Gesundheitswesen, geht um wachstumsträchtige Märkte, die durch Begriffe wie Health Care, Pharma und Medizintechnik auch bei Anlegern bekannt geworden sind. Beispiel Biopharmazeutika. Sie sind aus der Behandlung chronischer, im Wesentlichen altersbedingter Pathologien wie Krebs und Autoimmunerkrankungen längst nicht mehr wegzudenken. 2022 werden sie für über 50 Prozent der Umsätze der Top-100-Produkte verantwortlich sein. Doch die Therapie mit Biopharmazeutika ist teuer. Das ist die Chance für Biosimilars – also die deutlich günstigeren Nachahmer-Präparate. Insbesondere wenn ab 2020 zahlreiche Patente der Originalmedikamente auslaufen.


Die Uhr für die Entwickler der Bio-Generika tickt also. Entsprechend laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren, um von Anfang dabei zu sein und Marktpotential abzuschöpfen. Dass auch in Deutschland einiges in Bewegung ist, zeigt der kürzlich erfolgte Erwerb der Biosimilar-Sparte von Merck Darmstadt durch Fresenius Kabi für bis zu 670 Mill. Euro. Auch die Formycon AG hat das Potential von Biosimilars frühzeitig erkannt. Das in Martinsried ansässige Unternehmen setzt dabei auf die dritte Welle der Biosimilars. Deutsche Biotech- und Pharmaunternehmen sind, so die Analysteneinschätzung, gut aufgestellt für die anrollende zweite und dritte Welle der Biosimilars.


Betrachtet man das weite Feld Gesundheitswesen insgesamt, dann kommt man u.a. auch zu dem Ergebnis, dass zunehmende Technisierung plus demographischer Wandel zwei Trends darstellen, die Europas Medizintechniksektor zugutekommen: 2017 können die Gewinne Schätzungen zufolge um durchschnittlich 8,4 Prozent, im nächsten Jahr um fast 10 Prozent steigen. Der Umsatz dürfte nach einem Plus von 4,1 Prozent in diesem Jahr 2018 um über 5 Prozent zulegen. Dies sollten die Kurse widerspiegeln, zumal sich beide Trends aus den Industrie- und aus den Schwellenländern speisen. In Letzteren sorgt steigender Wohlstand für mehr Gesundheitsausgaben, älter werden die Menschen weltweit. Tech und Health Care scheinen sich zum „Dream Team Medizintechnik“ zu mausern, das auch möglichem Preisdruck im Gesundheitswesen trotzen könnte.


Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut