Finanzmärkte: Wenn die nervösen Kursschwankungen zurückkehren

10.02.18

Was wir in den vergangenen Tagen erlebt haben, gehört zu den besonderen und zugleich typischen Momenten des Börsengeschehens. Nicht nur, weil es mal richtig gerumpelt hat und viele Märkte rund um den Globus von der Wall Street mit nach unten gerissen wurden. Besonders vor allem wegen der Aufgeregtheit, mit der viele Strategen den Stimmungswandel begleiten. Solche Beobachtungen habe ich in den zurückliegenden Jahrzehnten immer wieder machen können: Da werden Veränderungen befürchtet oder zumindest erwartet – und wenn sie dann eintreten, gibt es seltsam überraschende Reaktionen.




So auch jetzt. Denn das, was aktuell eingetreten ist, haben die meisten Experten längst (und lange vergeblich) erwartet – wohl begründet. Ohne hier die Auslöser und Hintergründe im Einzelnen zu analysieren (Sie, liebe Anleger, haben dazu wahrscheinlich schon alles gelesen), ab jetzt müssen wir mit stärkeren Kursschwankungen leben – ohne zu wissen, ob sich daraus eine Trendumkehr, zumindest eine länger andauernde Schwächeneigung entwickelt. Ich plädiere (wie so oft) für Gelassenheit, bleibe damit für Aktien positiv gestimmt. Die Rückkehr von Volatilität und Kurskorrekturen in der Größenordnung von 10 Prozent gehören nun einmal zur Börse – wir haben das Auf und Ab nur verdrängt. Die Zeit allgemeiner Sorglosigkeit ist abgeschlossen.


Das ist okay. Ab jetzt steht aber die Sorge im Raum, die Vorzeichen für die Aktienanlage könne sich verändern. Kommentierten zur Wochenmitte die Frankfurter Sentiment-Analysten: „Angesichts der heutigen Erhebung muss man sich Sorgen darüber machen, dass es nicht bei einer gesunden Korrektur im Aufwärtstrend bleibt, sondern sich womöglich doch um einen Trendwechsel handelt.“ Und internationale Fondsstrategen, die zunächst weiter bullisch bleiben wollen, schreiben nachdenklich: Es scheinen sich erste Risse im aktuellen "Goldilocks"-Szenario aufzutun – solide wirtschaftliche Expansion, Verbesserung der Unternehmensgewinne und stabile Inflation. Begründung: Die Wahrscheinlichkeit sei gestiegen, dass sich das Konjunkturmomentum im zweiten Halbjahr allmählich abschwächen könnte. Die Bewertung in einzelnen Vermögensklassen sei trotz steigender Unternehmensgewinne mittlerweile teuer geworden. Steigen Inflationsraten und Notenbankzinsen dann schneller als bisher erwartet?


Ich halte es eher mit den Strategen von Goldman Sachs Asset Management (GSAM), die zu den Hauptakteuren weltweit gehören. Die haben mir u.a. folgendes geschrieben: Aus fundamentaler Sicht halten wir Aktien weiterhin für attraktiv. Zusätzlichen Rückenwind im Unternehmenssektor erwarten wir von der US-Steuerreform, die noch nicht voll in den Bewertungen eingepreist ist. Wir bewerten den Rücksetzer der Aktienmärkte als eine gesunde und gerechtfertigte Korrektur.

Das war überfällig. In Anbetracht der starken Fundamentaldaten sind wir der Meinung, dass die Aktienschwäche eine kurzfristige Korrektur ist, die in erster Linie von technischen Faktoren getrieben wird, und nicht der Anfang vom Ende des Bullenmarktes. Die aktuellen Ereignisse sind eher eine Reaktion des Marktes auf die gestiegene Volatilität, als umgekehrt bestimmte Marktentwicklungen die Volatilität in die Höhe treiben würden. Zu den wichtigsten Treibern des Volatilitätsanstiegs werden u.a. Übertreibungen bei „Short-Volatility“-Produkten (spezielle Derivate und Zertifikate), Absicherungsgeschäfte von Market-Makern und der Systematische Handel gerechnet – man spricht hier von „technischen Marktfaktoren“.


Kaufen, halten verkaufen? Das hängt von Ihrer individuellen Anlagephilosophie und Anlagestrategie ab, geschätzte Leser. Ich finde, man muss kein übermütiger Aktiennarr sein, um nach Kurskorrekturen von etwa 10 Prozent wieder zuzuschlagen.


Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut