Aktienanlage: Mit Dividendenrendite durch bewegte Zeiten

07.03.18

Für viele mittelfristig orientierte Anleger, die sich in den kommenden ein, zwei Jahren eine ordentliche Wertsteigerung erhoffen, sind zunehmende Unsicherheit und Kursschwankungen am Aktienmarkt abschreckend. Anders sehen das aktive Stockpicker auf der Suche nach Unternehmen, die einen Turnaround signalisieren. Und natürlich reizt jetzt das ganz kurzfristige Trading, das allerdings spezielle Kenntnisse erfordert. Mit dem Beginn des Frühjahrs empfehlen Experten den vorsichtigen Privatanlegern, in einzelnen Aktien oder Fonds mit attraktiver Dividendenrendite zu investieren. Das sehe ich auch so, denn schon seit Jahren berichten mir zahlreiche Gesprächspartner, dass sie mit dieser Strategie sehr zufrieden seien. Voraussetzung: Konzentration auf ertragsstabile Unternehmen, die längerfristig und alljährlich relativ hohe Dividenden ausschütten.




Das LBBW Asset Management hat jetzt dazu eine positive Betrachtung veröffentlicht, Titel: „Europäische Dividendenwerte sind in diesem Jahr besonders attraktiv – dank niedriger Bewertungen.“ Das deckt sich mit meiner seit geraumer Zeit besonders zuversichtlichen Einstellung für Europas Wirtschaft. Auf der Suche nach attraktiven Dividendentiteln werden Anleger in diesem Jahr vor allem in der Eurozone fündig, glaubt LBBW-Fondsmanager Markus Zeiß. Angesichts der Stabilisierung der Europäischen Währungsunion und der anhaltend guten wirtschaftlichen Entwicklung Europas gelten europäische Titel derzeit als aussichtsreich. Gleichzeitig bringen europäische Dividendentitel Stabilität ins Depot – wie ein Fels in der Brandung.


Wie attraktiv Dividenden von großen und gut aufgestellten Unternehmen sein können, zeigen auch die diesjährigen Ausschüttungen der Dax-Konzerne für das vergangene Geschäftsjahr. Deutschlands Topkonzerne werden erstmals mehr als 35 Milliarden Euro an ihre Aktionäre verteilen. Trotz der Kurssteigerungen des Dax bewegt sich die Dividendenrendite mit 2,6 Prozent auf Vorjahresniveau. Für die Eurozone wird sogar eine Dividendenrendite von 3,5 Prozent erwartet. „Im Vergleich zu US-Aktien sind europäische Werte niedriger bewertet“, betont Zeiß. „Daher bieten europäische Aktien grundsätzlich mehr Aufwärtspotenzial als ihre amerikanischen Pendants.“


Da ich ein Befürworter des „Home Bias“ bin, also der Bevorzugung heimischer Werte, neige ich zur These: Die Stabilisierung der Europäischen Union, der wirtschaftliche Aufschwung und die fundamental gute Lage vieler europäischer Konzerne sprechen dafür, auch in diesem Jahr auf Dividendenperlen der Eurozone zu setzen. Markus Zeiß geht davon, dass europäische Dividendentitel weiterhin einen wichtigen Beitrag zur Performance im Depot leisten werden. Nach seinen Berechnungen haben in den vergangenen 20 Jahren Kursgewinne im europäischen Aktienindex EuroStoxx zu einer Performance von 3,4 Prozent p.a. geführt – viel größer sei jedoch mit 5,8 Prozent p.a. der Performance-Anteil aus Dividenden gewesen. Dementsprechend erreichen aktiv gemanagte Dividendenfonds oft eine Outperformance.


Bemerkenswert, dass gerade jetzt auch internationale Vermögensverwalter das Thema aufgreifen. Sie wissen, geschätzte Leser, dass asiatische Aktien (zusammen mit europäischen) bei den meisten Profis ganz oben auf den Favoritenlisten stehen. Dazu passt eine aktuelle Untersuchung der wachsenden Dividendenkultur asiatischer Tech-Firmen von Jason Pidcock, Fondsmanager bei Jupiter Asset Management.
Im asiatischen Technologiesektor galt einst, dass lieber in das Wachstum von Marktanteilen investiert wird, statt Aktionäre mit Dividenden zu belohnen. Mittlerweile haben sich aber asiatische Tech-Unternehmen einen zunehmend guten Ruf als solide Dividendenzahler erworben.


Einige Länder sind dabei schneller vom Fleck gekommen als andere, heißt es in der Analyse. In Taiwan haben Technologieunternehmen ihre Dividenden zwischen Mitte bis Ende der 90er Jahre und Anfang der 2000er Jahre deutlich erhöht, wobei der Chip-Hersteller TSMC die Nase vorn hatte. Viele dieser Unternehmen hatten gemeinsam große Netto-Cash-Positionen und Geschäftsmodelle, die den Höhen und Tiefen des Konjunkturzyklus standhalten konnten. TSMC konnte auch bei rückläufigen Gewinnen im Jahr 2009 die Dividende konstant halten, was unter anderem auf die sehr solide Bilanz und dominante Stellung im Halbleitermarkt zurückzuführen ist. Dazu schreibt der Fondsmanager: „TSMC demonstriert außerdem beeindruckend, welchen Einfluss man als Marktführer ausüben kann. TSMC hat mit seiner Dividendenpolitik ein klares Signal gesetzt, dass auch Aktionäre für ihr Investment belohnt werden müssen. Die Botschaft TSMCs blieb von anderem taiwanesischen Technologieunternehmen wie Hon Hai, Mediatek und Delta Electronics nicht unbemerkt. Diese implementierten entweder eine Dividendenausschüttungspolitik oder verbesserten sie.“


Bis vor kurzem war es oft so, dass asiatische Firmen Investitionen von Minderheitsaktionären begrüßten, ohne wirklich Verständnis dafür zu haben, dass diese Investoren einen Anteil der zukünftigen Gewinne in Form von Dividenden erwarten würden. Das Beispiel Südkorea zeigt, dass es vor einigen Jahren unmöglich war, ein Technologieunternehmen zu finden, das eine angemessene Dividende ausschüttet. Die Entscheidung von Samsung Electronics, regelmäßiger und großzügiger Dividenden auszuschütten, gilt als eine Zäsur. Seitdem hat das Unternehmen seine Dividende ziemlich schnell erhöht. Ähnlich wie in Taiwan beginnen nun auch andere koreanische Technologieunternehmen, diesem Beispiel zu folgen.


Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!