Deutsche Aktien: Wenn die Kurse besser als die Stimmung sind

Manchmal sprechen Analysten davon, dass eine Kursbewegung nicht durch neue Fakten oder Nachrichten entstanden ist, sondern durch die Preise selbst. Klingt komisch, ist aber ein Aspekt der Eigendynamik, die Märkte nun einmal entwickeln können. Und die wiederum hat viel mit dem Herdentrieb zu tun. Es mangelt nicht an Skeptikern, die für den jüngsten, zeitweise fulminanten Kursaufschwung keine rechte Erklärung finden. Wieder einmal wird meine These unterstützt, dass das Wann wichtiger ist als das Warum.

Den von der Frankfurter Börse mit der wöchentlichen Stimmungsuntersuchung beauftragten Analysten ging es nicht anders, haben sie doch festgestellt: Eine Liebeshochzeit war es nicht, was viele Börsianer angesichts des jüngsten Kursanstiegs an den Dax gebunden hat. Hatte man sich in der Vorwoche mehrheitlich noch auf stärkere Kursrückgänge eingerichtet, wurden viele Akteure nun eines Besseren belehrt. Denn angesichts eines Kursgewinns des Dax von 3,2 Prozent im Wochenvergleich (per Mittwoch) musste ein Teil der allwöchentlich befragten institutionellen Anleger einfach reagieren und hat offensichtlich die Notbremse gezogen – also preisgetrieben. Allerdings ist es nicht zu einer „Kaufpanik“ gekommen, denn der Sentiment-Index liegt mit einem Wert von +9 immer noch unter seinem Jahresmittel. Es sind also längst nicht alle früheren Bären aktiv geworden, aber diejenigen, die aktiv waren, haben anscheinend ihre Meinung um 180 Grad gedreht. Denn die Wanderung der meisten mittelfristig orientierten Anleger ging per Saldo von den Pessimisten direkt zu den Bullen.

Man tut sich schwer, für die deutliche Aufwärtsbewegung des Leitindex, bei der es übrigens keinen nennenswerten Rücksetzer für einen günstigen Einstieg gab, eine zufriedenstellende Begründung zu finden. Sicherlich könnte man hier als ein Motiv die Hoffnung auf eine geldpolitische Lockerung der EZB im Juni anführen. Doch genau genommen waren bereits Mitte April zwei Drittel der von Bloomberg befragten Ökonomen davon ausgegangen, dass die Zentralbank im Juni eine Zinssenkung als Maßnahme gegen eine drohende Deflation ergreifen würde. Tatsächlich waren es doch vielmehr die schlechten Nachrichten, die das Handelsgeschehen trotz der steigenden Kurse beherrscht haben! So spielte die Entwicklung in der Ukraine immer noch eine wichtige Rolle bei der Beurteilung der aktuellen Situation, und von einem Erreichen der 10.000er Marke war im Gegensatz zum Jahresanfang kaum etwas zu hören...

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