US-Anleger stützen Europa-Aktien
29.06.25
Die Signale einer Stimmungsbesserung werden heller. Wirtschaft und Börse vermitteln einen zunehmend optimistischen Eindruck.
Unternehmen langsam zuversichtlicher
Die Entwicklung bleibt also uneinheitlich. Immerhin hat sich die Stimmung unter den Unternehmen in Deutschland verbessert. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg im Juni auf 88,4 Punkte, nach 87,5 Punkten im Mai. Insbesondere die Erwartungen hellten sich auf. Die Unternehmen beurteilten ihre aktuelle Lage geringfügig besser. Die deutsche Wirtschaft schöpft langsam Zuversicht.
Auch im Verarbeitenden Gewerbe (Industrie) hat sich das Klima geringfügig verbessert. Die Unternehmen blickten einerseits merklich hoffnungsvoller auf die kommenden Monate. Andererseits entwickelten sich die laufenden Geschäfte schlechter. Die Unternehmen sind weiterhin sehr unzufrieden mit dem Auftragsbestand.
Dienstleistungen laufen besser
Besonders stark hat sich der Index im Dienstleistungssektor verbessert. Die Firmen bewerteten ihre aktuelle Lage etwas besser. Ihre Erwartungen korrigierten sie deutlich nach oben. Letzteres gilt insbesondere für unternehmensnahe Dienstleister. Auch im Handel hat sich das Geschäftsklima verbessert. Die Händler zeigten sich zufriedener mit den laufenden Geschäften. Die Erwartungen fielen weniger pessimistisch aus. Diese Entwicklung war durch den Großhandel getrieben. Im Einzelhandel gab es hingegen einen kleinen Rückgang beim Geschäftsklima.
Auch beim Bau weiter aufwärts
Im Bauhauptgewerbe setzte sich die Aufwärtsbewegung beim Geschäftsklima fort. Die Erwartungen stiegen auf den höchsten Wert seit Februar 2022. Sie sind jedoch immer noch von Skepsis geprägt. Die Einschätzungen zur aktuellen Lage blieben unverändert.
Für Entwarnung aber noch zu früh
Der Ifo signalisiert also einen kontinuierlichen Stimmungsaufschwung in der ersten Jahreshälfte. Doch schreiben vorsichtige Analysten auch in der vergangenen Woche noch: Für eine Entwarnung ist es noch zu früh. Bei der DZ Bank heißt es beispielsweise: Die Stimmung verbessert sich seit Januar zwar kontinuierlich, das Geschäftsklima bleibt trotzdem eher auf einem niedrigen Niveau. Zudem ist die bessere Stimmung weiterhin größtenteils auf die Erwartungen zurückzuführen. Die deutsche Wirtschaft ist noch lange nicht über den Berg.
Kurzfristig kommt es dabei vor allem auf zwei Faktoren an: eine Zoll-Einigung zwischen den USA und der EU sowie die weiterhin im Raum stehende Schließung der Straße von Hormus. Diese könnte den Ölpreis über die Hundert-Dollar-Marke treiben, was die verbesserte Laune der hiesigen Unternehmen ebenfalls schnell wieder zunichtemachen würde.
„Who owns the German DAX?“
In dieses Umfeld passt die neue Untersuchung „Who owns the German DAX?“. Das Comeback US-amerikanischer Investoren und globale Kapitalumschichtungen verändern die Aktionärslandschaft – mit Chancen für mehr Stabilität und Diversifikation. Auch im Jahr 2024 haben S&P Global Market Intelligence und der DIRK - Deutscher Investor Relations Verband e.V. in ihrer jährlichen Studie die Veränderungen in der Aktionärsstruktur der 40 börsennotierten Dax-Unternehmen im Laufe von 12 Monaten analysiert. Dabei wurde insbesondere der institutionelle Streubesitz der Emittenten betrachtet.
Comeback der US-Investoren
Darin zeigt sich: Besonders bemerkenswert ist die Rückkehr US-amerikanischer Investoren, während sich Anleger aus Europa und Großbritannien leicht zurückziehen. Diese Veränderungen in der Eigentümerstruktur stellen Investor Relations vor neue Herausforderungen – bieten aber zugleich erhebliches Potenzial.
Die Kapitalflüsse verschieben sich sichtbar in Richtung Europa, was auch dem Dax zugutekommt. In einem Umfeld wachsender Volatilität steigt der Bedarf an klarer, vertrauensvoller Kommunikation. Für IR-Verantwortliche ergeben sich daraus konkrete Chancen: neue Zielmärkte erschließen, die Investorenbasis diversifizieren und die Positionierung des Unternehmens gegenüber internationalen Anlegern gezielt stärken.
Ergebnisse der neuen Studie im Detail:
Im Jahr 2024 ist die Beliebtheit des Dax im Vergleich zu den Vorjahren gestiegen. Der Anteil institutioneller Anleger im Dax ist dabei auf 58 % angewachsen – ein Plus von einem Prozentpunkt gegenüber dem Vorjahr. Parallel dazu verzeichnete der Streubesitz einen Zuwachs von zwei Prozentpunkten.
US-Investoren konnten ihren Anteil am institutionellen Streubesitz des Dax auf 42 % erhöhen – ein Zuwachs von knapp drei Prozentpunkten gegenüber 2023, als es noch zu hohen Kapitalabflüssen kam.
Der Anstieg des US-Engagements ist jeweils zur Hälfte auf aktiv gemanagte Fonds und ETFs zurückzuführen.
Zu den auffälligsten Käufern im Dax zählen große US-Häuser und Stock Picker wie Capital Group, FMR Boston, GQG und Dodge & Cox – deren Zuwächse bewegten sich jeweils zwischen 0,2 und 0,8 Prozentpunkten.
Europäische und britische Investoren, die im Vorjahr noch zu den Käufern zählten, traten 2024 zurück: Ihr Anteil am Dax sank um insgesamt 2,6 Prozentpunkte.
Privatanleger zeigen anhaltendes Interesse am Dax – ihr Anteil stieg um rund 6 % und liegt derzeit bei 14,3 %.
BlackRock bleibt führend unter den institutionellen Investoren im Dax – mit einem Anteil von 5,3 % am Streubesitz. Seit 2022 erhöhte sich dieser Anteil um etwa 0,2 Prozentpunkte, hauptsächlich dank der ETF-Sparte.
Die Städte Los Angeles und New York haben als Standorte für Dax-Investor Relations stark an Bedeutung gewonnen. Frankfurt ist trotz Rückgängen weiterhin ein bedeutendes Ziel für Roadshows – übertroffen wird es nur von London.
Zu guter Letzt
Es gibt also gute Argumente, die für eine Verstärkung des Anteils europäischer Aktien sprechen. Wenn Sie zu den betont langfristigen Investoren gehören, geschätzte Leser, können Sie Dax & Co. durchaus als ein Kerninvestment betrachten.