Aktienstrategie: Was Privatanleger besser machen können

05.04.17

Mehr als 5 Prozent – eine Rendite, die Zigtausenden Kleinanlegern zwischen 2005 und 2015 durch die Lappen gegangen ist. Wenn ich das lese, zumal in einer wissenschaftlichen Studie, dann will ich mehr wissen. Es geht um Anlegerfehler, die sich offenbar über die Jahre nicht verändern. Also bleibt viel zu tun, um doch etwas ins Positive zu bewegen. Deshalb ist sie wichtig, die Studie im Auftrag von „Finanztest“, durchgeführt von den Wirtschaftsprofessoren Andreas Hackethal und Steffen Meyer. Sie haben für 2005 bis 2015 fast 40.000 Wertpapierdepots von Direktbankkunden analysiert.




„Finanztest“ hat Recht, wenn die Kollegen resümieren: Das Gesamtergebnis ist ernüchternd. Mit einer durchschnittlichen Rendite von rund 3,1 Prozent pro Jahr blieben Anleger weit hinter den Wertzuwächsen des Gesamtmarktes zurück. Da die Depots im Durchschnitt zu rund 80 Prozent Aktienanlagen und nur zu etwa 20 Prozent Anleihen enthielten, wäre im Untersuchungszeitraum eine Rendite von 8,7 Prozent realistisch gewesen. Voraussetzung: Anleger hätten in den breiten Markt investiert und dann stillgehalten. Passivität wäre die ideale Strategie gewesen. Die Vergleiche beziehen sich jeweils auf den MSCI World.


Sodann werden fünf Grundregeln „So legen Sie erfolgreich an!“ aufgestellt, die trotz grundsätzlicher Zustimmung eine kritische Betrachtung herausfordern.

* „Vermögen breit streuen.“ Nun gut, das ist die wohl älteste und am meisten verbreitete Expertenempfehlung. Aber sie berücksichtigt nicht die Ausgangslage des Anlegers und die Höhe seines Anlagekapital. Ich halte es für unsinnig, etwa 10.000 bis 20.000 Euro über mehrere Anlageklassen hinweg und dann auch noch möglichst breit zu streuen.

* „Längerfristig investieren.“ Da ist von einem Zeitraum von „mindestens 10 bis 20 Jahren“ die Rede. Schön. Aber ein großer Teil der privaten Anleger ist nicht gewillt, derart langfristig zu denken.

* „Ruhig bleiben.“ In Ruhe auf bessere Zeiten zu warten, wie hier empfohlen wird, ist ebenfalls richtig. Aber wer kann bei starken Kursschwankungen schon total gelassen bleiben?

* „Nicht gierig werden.“ Auch ein Appell, den man dick unterstreichen kann, denn Angst und Gier sind ganz schlechte Ratgeber. Leider könnten die meisten Menschen sie nicht unterdrücken.

* „Kosten senken.“ Gewiss immer richtig. Nur sind die Kosten von Wertpapiergeschäften heutzutage viel niedriger als früher und rauben einem aktiven Anleger nicht der Rendite – wenn er preisbewusst vorgeht.


Die Studie kommt u.a. auch zu dem Befund: Zu viel Deutschland. Anleger beschränken sich gern auf Unternehmen, die sie kennen., Deshalb landen sie oft bei deutschen Aktiengesellschaften – verständlich, doch leidet darunter die Streuung. Doch sollte diese kritische Haltung gegenüber dem „Home Bias“ in meinen Augen eingeschränkt werden. Denn ich halte eine Übergewichtung bestimmter Branchen, Länder und Regionen durchaus für angesagt, wenn diese in einer bestimmten Phase allgemein favorisiert werden. Außerdem sind mir Privatanleger, die sich ganz bewusst auf deutsche und europäische Aktien beschränken, lieber als solche, die Aktien ablehnen und ihr Geld aufs Sparbuch bringen. Sie wissen ja, geschätzte Leser, dass ich seit Monaten für eine besondere Gewichtung von US-Aktien und deutschen Werten plädiere.


Eine Ergänzung noch: Wenn beispielsweise eine Kombination von Werten des MSCI World und des Dax empfohlen wird, und zwar durch den Einsatz von ETFs als Instrument, dann sei als Basisanlage auf den BCDI als Alternative hingewiesen. Denn dieser Defensiv-Index schlägt alle anderen deutlich – auch den MSCI!


Zur Aktualität: Mir fällt auf, liebe Anleger, dass immer mehr internationale Investoren Europa als Ziel ausmachen. Dabei spielen günstige fundamentale Faktoren die Hauptrolle. „Wirtschaft in Hochstimmung“, schreiben die Strategen der Deutschen Bank heute in ihrem Morgenkommentar. Aktuell sind die Stimmungsindikatoren in elf der von dem Insatitut Bank beobachteten Staaten mit über 55 Punkten auf starkem Niveau – denn bereits 50 Punkte signalisieren Wachstum. Die entsprechenden Aktienmärkte legten binnen zwölf Monaten um bis zu 20 Prozent zu. Dazu der Kommentar der Bank: „Gemessen am historischen Gleichlauf von Stimmungsindikatoren und Kursen haben diese Märkte bisher nicht überschossen. Wenn jetzt harte Daten wie Industrieproduktion oder Investitionen die gute Laune des ersten Quartals bestätigen, dürfte die Weltwirtschaft stärker wachsen als 2016. Dann könnte der Aufwärtstrend bei Aktien andauern, wobei aber kurzzeitige Rücksetzer nicht ausgeschlossen sind.“


Ähnlich klingt es im aktuellen Research der DZ Bank. Der Ausblick für die Weltwirtschaft habe sich in den letzten Wochen etwas aufgehellt. So sind vor allem in den großen Industrieländern die meisten Umfrageindikatoren weiter aufwärtsgerichtet. Für die Aktienmärkte ergibt sich 2017/18 ein positives Umfeld. Denn neben der weltwirtschaftlichen Beschleunigung, die sich erstmalig seit einigen
Jahren in deutlich steigende Unternehmensgewinne niederschlagen sollte, wird ein nur moderater Anstieg von Zinsen und Inflation erwarte. Fazit der Analysen: „Wir empfehlen, unverändert am Aktienmarkt investiert zu bleiben. Neben Investitionen in den Dax und den Emerging Markets bieten sich unverändert Dividendenstrategien an.“


Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!