Wer hat (keine) Angst vor dem größten Crash aller Zeiten?

24.11.19

Dass Bad News besondere Anziehungskraft besitzen, ist eine alte Beobachtung. Sie gilt nicht nur für harte Nachrichten, sondern mindestens ebenso für Vorhersagen aller Art. Und wenn es um Wirtschaft und Börse geht, fühlen sich die Menschen besonders angezogen. Crash-Propheten sind volle Säle auf Anlegerveranstaltungen sicher – ungeachtet der aktuellen Marktentwicklung. Momentan gibt es nur vereinzelt Crash-Warnungen. Immerhin stürmen zwei neue Katastrophenwerke die Bestsellerlisten und genießen auch bei öffentlichen Präsentationen enormes Echo. Von meiner Seite dazu kein Pro oder Contra, sondern nur ein paar wichtige Hinweise, wie sich Privatanleger auf einen Börsenkrach einstellen können.



Vor wenigen Tagen erst hat die EZB berichtet, die Risiken und Herausforderungen für die Finanzstabilität hätten zugenommen – auch wegen der Nullzinspolitik der Notenbank. Während das Niedrigzinsumfeld die Gesamtwirtschaft stützt, wurde eine steigende Bereitschaft festgestellt, Risiken einzugehen. Das könnte mittelfristig zu „Herausforderungen für die Finanzstabilität“ führen. Milde formuliert, wenn man diese Sorgen mit den Aussagen der Neuerscheinungen „Weltsystemcrash“ (Max Otte) und „Der größte Crash aller Zeiten“ (Marc Friedrich / Matthias Weik) vertieft. Meine erste Empfehlung: Lesen Sie dazu die Besprechung im neuen „Der Spiegel“.
Sorgen ums Geld (genauer: um den Geldwert) sind nachvollziehbar, obwohl es seit Jahren keine Inflation gibt. Und Angst setzt zwar Energie frei, ist aber gerade an der Börse ein schlechter Ratgeber. Droht also tatsächlich der größte Crash aller Zeiten? Als unverbesserlicher Optimist kann ich dem nicht zustimmen – ich befürchte keinen Mega-Kollaps. Aber: Seit längerem sage ich auch, dass in dieser verrückten Welt nichts mehr unmöglich ist („Nichts ist unmöglich“ = übernommen von einem früheren Toyota-Werbeslogan).

Was kann (sollte) der ausgesprochen vorsichtige oder gar ängstliche Anleger heute tun? Zunächst (und das gilt für alle) rate ich dringend dazu, grundsätzlich alle Aktienpositionen nach unten abzusichern, um tiefe Kurseinbrüche nicht hinnehmen zu müssen. Dazu gibt es intelligente Stop-Loss-Orders, Termin- und Optionskontrakte und strukturierte Produkte (Zertifikate). Extrem Ängstliche unter Ihnen, geschätzte Anleger, werden die Empfehlungen einer breiten Mischung ihres Portfolios international und über Anlageklassen hinweg nicht befolgen, sondern ihr Investment in der Nähe konzentrieren (= Inland). Außerdem macht ein hoher Liquiditätsanteil Sinn, wobei das Bargeld teilweise durch physisches Edelmetall ersetzt werden kann. Überhaupt: Je besorgter Sie sind, liebe Leser, umso größer sollte auch als Langfristanlage ihr Bestand an Gold (nur Gold, keine anderen Edelmetalle) sein – kleine Barren und bekannte Münzen sowie edler Schmuck.

Meine wichtigste Empfehlung: Seien Sie wachsam, aber bleiben Sie gelassen!