Was tun in der Krise? Entscheiden Sie selbst!

14.06.20

Guter Rat muss nicht teuer sein, kann es aber werden. Ich kann mich nicht erinnern, in den zurückliegenden Jahren so viele unterschiedliche Ratschläge der Experten beobachtet zu haben. Damit sind nicht etwa konkrete taktische Tipps gemeint (da sind die Profis eher zurückhaltend), sondern vor allem grundsätzliche Verhaltensempfehlungen für Anleger in einer höchst unsicheren, kritischen Zeit. Dazu gibt’s meist Prognosen zu Konjunktur und Börse. Was mir (in aller Regel) zu kurz kommt, ist eine Zuordnung der Markteinschätzungen zu den unterschiedlichen Anlegertypen. Deshalb rufe ich Ihnen zu, geschätzte Anleger: Nutzen Sie die diversen Informationsmöglichkeiten zu Wirtschaft und Börse, lernen Sie die für sich selbst zu selektieren, aber treffen Sie die Anlageentscheidungen selbst!



Den privaten Anleger (die Betonung liegt auf „Den“) gibt es nicht – zu unterschiedlich sind Ausgangssituation, Anlegertypus und Anlageziel. In meinem privaten Bekanntenkreis sind alle Arten vertreten. Und bei Ihnen dürfte es kaum anders sein. Wenig geändert (wenn überhaupt) hat sich im Laufe der Zeit die bewusste oder unbewusste Vernachlässigung des wirklich langfristigen Investierens mit einem Zeithorizont von mindestens 10 Jahren, möglichst länger – insbesondere für die private (Alters-)Vorsorge. Dem steht häufig der Wunsch nach einer attraktiven kurz- bis mittelfristigen Rendite gegenüber – und die möglichst mit hoher Sicherheit fürs eingesetzte Kapital. 

Spekulieren wollen nach eigener Aussage nur wenige, tatsächlich ist die spekulative Neigung aber bemerkenswert hoch. Und eine sinnvolle individuelle Mischung des Portfolios unter Berücksichtigung des Risikoprofils und der Höhe des Anlagegesamtvolumens ist die Ausnahme.
Infolgedessen rate ich Ihnen dringend, den Weg vom Allgemeinen zum Besonderen zu gehen. Beginnen Sie also nicht mit der Aktienauswahl, sondern (wenn noch nicht geschehen) mit einem Depotcheck und prüfen Sie, ob alle einzelnen Werte gehalten werden sollen bzw. ob Gewinnmitnahmen und/oder Bestandsabbau angesagt sind. Weitere Fragen, die gerade jetzt beantwortet werden sollten: Sind meine Aktienengagements ausreichend gegen starke Kurseinbußen abgesichert? Bieten sich Tauschoperationen aufgrund der veränderten Wirtschaftsaussichten an?

Wer dann sein Portfolio umbauen möchte, dem sei der individuell zu strukturierende „Core-Satellite-Ansatz“ empfohlen – eine möglichst solide Kernanlage (z.B. defensive Aktien oder Edelmetalle), die etwa die Hälfte des Depotvolumens ausmacht, dazu als Satelliten mehrere Anlageklassen drumherum (je nach persönlicher Neigung), die auch höhere Risiken beinhalten können. Dafür kommt vieles in Frage, u. a. Hochzinsanleihen von Schwellenländern, europäische Wandelanleihen, Kunst, Rohstoffe, landwirtschaftliche Produkte, Holz usw. Hier sollten auch nachhaltige Investments einbezogen werden (beispielsweise internationale Wasserfonds).

Was die von mir bevorzugten Anlageklassen betrifft, so ist aus dem „Dreigestirn“ ein Doppel geworden: Aktien + Gold bleiben meine Favoriten, Immobilien als Anlage (neben der Wohnung zur Eigennutzung) sind es jetzt nicht mehr.
Werden Sie nicht leichtsinnig, geschätzte Leser, und bleiben Sie gesund!