Nachrichtenlage bleibt für Aktienanleger günstig

 08.04.21

Der zunehmende Zoff (gerade in Europa) über die nachhaltige Corona-Bekämpfung liegt mir, nicht aber der Börse schwer im Magen. Das uneinheitliche Taktieren der Politiker droht schnellen Erfolg zu behindern – trotz der erfreulichen Impffortschritte. Die Mehrheit der Marktteilnehmer orientiert sich aber eher an den positiven Nachrichten oder wartet auf schwächere Kurse, weil sie den anhaltenden Aufschwung verpasst hat. Die jüngsten Wirtschaftsindikatoren bestätigen das.

In der deutschen Industrie lässt der Auftragseingang weiter einen kräftigen Aufschwung erwarten. Im Februar sind laut Statistischem Bundesamt wieder mehr Bestellungen in den Industrieunternehmen eingegangen als im Vormonat. Damit ist der Auftragseingang seit Beginn des Jahres den zweiten Monat in Folge gestiegen. Ökonomen sprechen von einer Fortsetzung der Erfolgsgeschichte in der deutschen Industrie.

Die von der Corona-Krise gebeutelten deutschen Maschinenbauer kommen dank einer kräftig anziehenden Nachfrage aus dem Ausland wieder in Schwung. Im Februar sind die Bestellungen insgesamt um 12 Prozent gestiegen, teilte der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) heute mit. Dies ist die erste zweistellige Wachstumsrate seit Oktober 2018. Das traditionell starke Auslandsgeschäft legte um 17 Prozent zu, die Inlandsbestellungen allerdings nur um 2 Prozent. Der Erholungsprozess im Inland lässt also noch zu wünschen übrig.

Solche Zahlen können Mut machen – aber sie sind vom Februar. Inzwischen könnte sich das Bild wieder eingetrübt haben. Sollten Anleger solchen Statistiken vertrauen?

Wichtiger für die Börsenstimmung ist die geldpolitische Ebene. Hier hat sich in den zurückliegenden Wochen unter den Börsianern eine nachdenkliche Diskussion über die Inflations- und Zinsaussichten im weiteren Jahresverlauf entwickelt. Denn man weiß längst, welch entscheidenden Einfluss der monetäre Kurs großer Notenbanken – insbesondere der Fed und der EZB – auf die Kurse am Aktienmarkt hat. Good News aber auch von dieser Seite: „EZB-Chefvolkswirt Lane erwartetet nur kurzzeitigen Inflationsschub“, so eine passende Nachricht. Die Europäische Zentralbank erwartet in den nächsten Monaten zwar steigende Preise, allerdings nur für einen kurzen Zeitraum. In einem Gastbeitrag für das "Handelsblatt" schreibt Chefvolkswirt Philip Lane, vorübergehende Preisanstiege ließen sich "auf eine Vielzahl temporärer Faktoren zurückführen, die allesamt keinen Einfluss auf die mittelfristige Inflationsdynamik haben dürften". Lane geht weiter davon aus, dass die Inflation in den kommenden Jahren in der Eurozone deutlich unter dem von der Notenbank mittelfristig angestrebten Ziel von knapp 2 Prozent liegt.

Strich drunter: Trotz allem sind nach dem mutigen Anstieg Konsolidierungs- und auch Schwächephasen der Aktienkurse nicht auszuschließen. Doch bleibt auch das Sentiment-technische Bild nach wie vor günstig. Das Risiko einer Short-Squeeze im Falle neuer Rekordhochs ist mit der jüngsten wöchentlichen Befragung durch die Stimmungsanalysten an der Börse Frankfurt gestiegen.