Die Globalisierung der Märkte geht weiter

 01.07.21

Uneinheitliche Aktienkurse zum Beginn des neuen Monats. Auch Intraday. Das werden wir in den nächsten Monaten noch öfter erleben. In der jetzt abgeschlossenen ersten Jahreshälfte beherrschten die Börsenbullen das Feld. Die führenden Indizes kletterten immer weiter auf historische Höchststände. Kann das im zweiten Halbjahr so oder ähnlich weitergehen? Es kann. Doch sind die meisten Propheten noch vorsichtig-zurückhaltend.

Mit dem Dax (+13,5 %), Stoxx 600 (+16,3 %) und S&P 500 (+15,2 %) legten führende Indizes in Euro allesamt kräftig zu. Bei den Sektoren schnitten in den USA Energie (+46 %), Finanzen (+25 %) und Immobilien (+24 %) am besten ab, während Versorger (+2,5 %) und Gebrauchsgüter (+5 %) die abgeschlagenen Schlusslichter bildeten. In Europa lagen Anleger indes mit Bank-, Automobil- (jeweils +26 %) und Banktiteln (+23 %) „goldrichtig“. Allerdings verbuchte auch nur ein einziger Sektor (Versorger) ein minimales Minus. Ich gehe momentan davon aus, dass auch das Jahr 2021 erfreulich enden wird. Geschichtsbewusste Analysten unterstützen solche Zuversicht: Seit 1950 haben Dow Jones und S&P 500 nach zweistelligen Kurszuwächsen in den ersten sechs Monaten das Jahr nicht ein einziges Mal im Minus beendet. Das kann Mut machen.

Widersprechen muss ich der folgenden These: Die Coronavirus-Pandemie wird die Globalisierung umkehren. Für manche Menschen ist dies eine Vorhersage, für andere ein Wunsch. Die rasante Ausbreitung des Virus über den gesamten Globus verdeutlichte die Zerbrechlichkeit einer vernetzten Welt. Die Hinwendung nach innen, vermehrte Selbstgenügsamkeit und die Verringerung der Abhängigkeit von globalen Verflechtungen wären plausible Reaktionen. Eine soeben vorgelegte Betrachtung von Morningstar sieht die Zukunft dennoch ganz anders. Denn während der weltweite Reiseverkehr im Jahr 2020 zum Stillstand gekommen ist, scheint das Geschäft nicht weniger global geworden zu sein. Zu diesem Ergebnis kommt man, wenn man den Umsatzmix der börsennotierten Unternehmen, aggregiert auf Indexebene, untersucht.

Wie die internationale Finanzinformations- und Analysegesellschaft im einzelnen beschreibt, haben sich im Jahr 2020 nur 13 Länder stärker auf ihr Inland konzentriert. Großbritannien gehörte zu diesen Ländern, aber die Veränderung war gering, und der britische Aktienmarkt bleibt in absoluten Zahlen ein sehr globaler Markt. In 29 Märkten nahm die Globalisierung dagegen zu, und der Anteil der außerhalb des Landes erzielten Umsätze zwischen 2019 und 2020 stieg. Nahezu alle asiatischen Märkte wendeten sich 2020 trotz der pandemiebedingten Lockouts nach außen. Der Morningstar US Market Index erwirtschaftete sowohl 2019 als auch im ersten Pandemiejahr 63 % seiner Umsätze im Inland.

Digitalisierung und Globalisierung sind langfristige Prozesse von historischer Qualität. Sie sind voll im Gang, aber längst noch nicht in einer Endphase. Der Wettbewerb kann nicht auf die nationale Ebene zurückverlagert bzw. konzentriert werden – denken Sie nur an die Mega-Themen wie Umweltschutz, Klimaschutz und Künstliche Intelligenz. Deshalb sollten Sie, geschätzte Anleger, im Sinne eines sinnvollen Chance-Risiko-Mix unbedingt an einer internationalen Aktienstrategie festhalten.