Bad News hauen den Dax (noch) nicht um

 12.10.21

Nur ein Zwischenstand, der ist aber bemerkenswert: Selbst miserable Meldungen aus der Wirtschaft lassen die Aktienkurse momentan nicht entgleisen. Noch nicht. Die Volatilität bleibt relativ hoch, aber auch deutlich schwächere Phasen halten nicht lange an. Heute ist ein solcher Tag. Ich hätte mich nicht gewundert, wenn der Dax angesichts der schlechten fundamentalen Nachrichten und seiner technisch angeschlagenen Verfassung tiefer als in letzter Zeit gewohnt in die Knie gegangen wäre.

Die Finanzmarktexperten erwarten auch nichts Gutes. So ist der Indikator ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland in der aktuellen Umfrage vom Oktober um 4,2 Punkte auf einen neuen Wert von 22,3 Punkten zurückgegangen – der fünfte Rückgang in Folge. Die Einschätzung der konjunkturellen Lage verschlechtert sich in der aktuellen Umfrage um 10,3 Punkte und liegt damit bei 21,6 Punkten. Dies ist der erste Rückgang seit dem kontinuierlichen Anstieg zwischen Februar und September 2021. Damit hat sich der Ausblick auf die wirtschaftliche Entwicklung der nächsten sechs Monate „erkennbar verschlechtert“, ergänzt das Mannheimer Institut. Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich spürbar eingetrübt. Der erneute Rückgang der Konjunkturerwartungen geht hauptsächlich auf die weiterhin bestehenden Lieferengpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten zurück. Die befragten Experten erwarten vor allem bei den exportorientierten Branchen wie zum Beispiel Fahrzeugbau und Chemie/Pharma eine Verschlechterung der Ertragslage.

Wie eine Bestätigung lesen sich auch andere – ebenfalls preisrelevante – Meldungen aus der Wirtschaft. So sind die Verkaufspreise im Großhandel im September um 13,2 % gegenüber Vorjahresmonat gestiegen. Laut Statistischem Bundesamt hatte es letztmalig im Juni 1974 (!) einen höheren Anstieg gegenüber dem Vorjahresmonat gegeben, als die Großhandelspreise im Zuge der ersten Ölkrise um 13,3 % gestiegen waren.

Doch damit nicht genug: Im Einzelhandel kann gegenwärtig nicht jede Bestellung erfüllt werden. 74 Prozent der Einzelhändler klagten im September über entsprechende Probleme. Das geht aus einer Umfrage des Ifo-Instituts hervor. Die Beschaffungsprobleme aus der Industrie sind nun auch hier angekommen. Manches Weihnachtsgeschenk wird vielleicht nicht lieferbar sein oder teuer werden, kommentiert das Ifo. Im Fahrradeinzelhandel berichteten 100 Prozent aller befragten Unternehmen von Problemen bei ihren Bestellungen. Gegenwärtig ist Sand im Getriebe der weltweiten Logistik. Zudem sind Frachtraten in der Schifffahrt deutlich erhöht worden. Bei den Baumärkten und Möbelhäusern zeigen sich die Nachwirkungen der Holzpreisrally im ersten Halbjahr. Durch die Knappheit bei Chips und Halbleitern führt bei Händlern mit elektronischen Produkten aller Art dazu, dass nicht jedes Produkt sofort verfügbar ist. Im Kfz-Handel (88 Prozent) zeigen sich die Lieferprobleme insbesondere bei Elektroautos.

Als Konsequenz nehme Einzelhändler Preiserhöhungen ins Visier. Die Industrie hat Preiserhöhungen angekündigt und diese kommt jetzt zwangsläufig im Einzelhandel an. Und der Aktienmarkt? Der bleibt unsicher, ist aber noch nicht ausgesprochen bärisch. Technische Analysten sind skeptisch geworden: Sowohl die Marken bei 15.233 Punkten als auch die 14.980 Zähler bleiben beim Dax kurzfristig das „charttechnische Maß der Dinge“. Ebenso die 200-Tage-Linie bei 15.052 Zählern. Sollte diese nachhaltig nach unten durchbrochen werden, dann wird es gefährlich.