Trotz allem – Chancen für Aktienanleger steigen

 14.10.21

„Krise wird allmählich überwunden.“ Diesen Titel haben unsere führenden Wirtschaftsforschungsinstitute ihrer Herbst-Gemeinschaftsdiagnose gegeben. Mutig. Denn aktuell sieht es (noch) nicht danach aus. Die Krisenmeldungen haben über die Sommermonate noch zugenommen. Lieferengpässe werden zunehmend beklagt, nicht nur im Verarbeitenden Gewerbe (= Industrie), sondern auch im Handel. Deshalb kann der fette Auftragsbestand nicht abgearbeitet werden.

Infolgedessen haben die Institute ihre Konjunkturprognose für dieses Jahr heruntergeschraubt. Sie rechnen mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in Deutschland um 2,4 Prozent. Im Frühjahr hatten sie noch eine Erholung um 3,7 Prozent erwartet. Aber: Im Verlauf von 2022 dürfte die deutsche Wirtschaft wieder die Normalauslastung erreichen. Konkret: Laut Prognose der Institute wird das BIP im nächsten Jahr 2022 um 4,8 Prozent steigen. Es bleibt ein Problem, das wir gern verdrängen: Wir reden von Prognosen, von Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten, die immer wieder überprüft und korrigiert werden müssen. Denn vieles ist unsicher.

Das gilt ebenso für das andere schlagzeilenträchtige Krisenelement – die Inflation. Auf beiden Seiten des Atlantiks sind die Verbraucherpreise in den zurückliegenden Monaten viel stärker gestiegen als erwartet. In den USA, wo die Inflation inzwischen bei 5,4 Prozent angekommen ist, rechnet man damit, dass die Fed ihre Geldpolitik schon ab Mitte November straffen dürfte. Das heißt, ab dann könnte der Ausstieg aus dem Billionen schweren Anleihekaufprogramm beginnen. Derweil wird in europäischen Marktkreisen das Risiko einer „Stagflation“ andiskutiert, also das Zusammentreffen von Stagnation mit Inflation. Das wäre in der Tat fatal, wäre dann wohl auch keine auf wenige Monate beschränkte Erscheinung.

Die scheinbar hartnäckige Verteuerung der Rohstoffe beschäftigt alle – insbesondere wegen der empfindlich steigenden Heiz- und Spritkosten. Und der Winter naht. Der Optimist weist jedoch darauf hin, dass es hier erste Signale einer Entspannung gibt. Inzwischen geben die Preise bereits wieder etwas nach. Die Holzpreise haben sich gegenüber ihrem Höchststand mehr als halbiert, die Kupfer- und Agrarrohstoffnotierungen scheinen zu drehen und auch der Eisenerzpreis hat sich gegenüber seinen am Jahresanfang erreichten Höchstständen halbiert. Marktteilnehmer führen die Preisrückgänge bei Industrierohstoffen wie Kupfer und Eisenerz vor allem auf die drastische Wachstumsverlangsamung in China zurück.

Und die Börsen? Die bleiben cool – genauer gesagt, die Aktienmärkte halten sich wacker. Wenn Sie mögen, geschätzte Anleger, dann spekulieren Sie doch mit mir darauf, dass die Optimisten Recht behalten werden. Motto: 2022 wird ein guter Aktienjahrgang mit beschleunigtem Wirtschaftswachstum und rückläufiger Inflation. Eine Stagflation sehe ich nicht.