Gelassene Aktienmärkte: Von der Fed nach Schottland

Zumindest der bisherige Wochenverlauf hat meine Vermutungen bestätigt: In Ost und West kaum Neues, Kursniveau deshalb nur wenig verändert. Weder neue Wirtschaftsdaten, noch die – wie üblich – mit Spannung erwartete Sitzung der US-Notenbank haben spektakuläre Ergebnisse gebracht. Jetzt legen die Analysten noch die Worte von Fed-Chefin Janet Yellen unters Mikroskop, die Händler fragen sich eher, was heute beim Schottland-Referendum herauskommen wird. „Should Scotland be an independent country?“ Es ist die spannendste Frage diese Woche. Ich bleibe dabei, dass es ein knappes „No“ wird.

Die US-Notenbank hat auf ihrer gestrigen Sitzung erneut deutlich gemacht, dass es noch einige Monate dauert, bis der Zinserhöhungszyklus eingeleitet wird. So halten die Währungshüter an der Aussage fest, dass die Zinsen nach der Beendigung des Anleihen-Aufkaufprogramms auf niedrigem Niveau bleiben – das Kaufprogramm wurde erwartungsgemäß um 10 Mrd. auf 15 Mrd. Dollar gestutzt und dürfte Ende Oktober komplett eingestellt werden. Für eine gewisse Überraschung sorgten indes die überarbeiteten Projektionen der Notenbankgouverneure für die Fed Funds-Rate, die für Ende 2015 (Median: 1,375 % nach 1,125 %) und 2016 (2,875 % nach 2,5 %) nach oben angepasst wurden. Demnach wird von Marktteilnehmern nun eine aggressivere Verschärfung der Geldpolitik erwartet, was in Anbetracht der unveränderten Aussage zum Startpunkt der Zinserhöhungen einen Kontrast bildet. Jedenfalls hat der Dollar davon spontan profitiert.

Umgekehrt, die Euro-Schwäche wird von immer mehr internationalen Analysten als Pluspunkt für Europas Wirtschaft und speziell für deutsche Aktien gesehen. Und wie hat sich das Sentiment inzwischen hierzulande entwickelt? Die Stimmung bei den mittelfristig orientierten Marktteilnehmern kann man derzeit durchaus als flatterhaft, also volatil bezeichnen. Waren in der Vorwoche noch auffallend viele institutionelle Akteure skeptisch gegenüber dem Dax eingestellt, so haben die damit beauftragten Analysten bei der gestrigen Befragung einen deutlichen Zuwachs an Optimismus zu verzeichnen können. Der Börse Frankfurt Sentiment-Index hat sich wieder in positives Terrain hochgearbeitet und liegt nun bei +12 (Vorwoche -10), so dass er nicht nur absolut gesehen Zuversicht zum Ausdruck bringt. Selbst gegenüber dem Jahresmittel ergibt sich ein leichtes relatives Plus. Dieses Ergebnis gilt angesichts der Unsicherheitsfaktoren als Überraschung. Möglicherweise rechnen die mittelfristigen Anleger mit einem Rückfluss ausländischen Kapitals in den Aktienmarkt, wofür auch die jüngste BofA Merrill Lynch-Umfrage unter globalen Investoren spräche. Danach hat sich das deutliche negative Sentiment aus dem August im September wieder erholt – netto 18 Prozent der Befragten (zuvor 13 Prozent) haben ihre Aktieninvestments in der Eurozone übergewichtet und elf Prozent planen, dies in den kommenden zwölf Monaten zu tun.

Bei den Privatanlegern hat sich das Sentiment gegenüber der Vorwoche noch einmal verbessert, so dass zum dritten Mal in diesem Quartal ein Höchststand des Börse Frankfurt Sentiment-Index von +19 verbucht werden konnte. Auch bei diesen Akteuren scheint sich der relativ günstige Stand des Dax für Zukäufe angeboten zu haben.

Die starke Divergenz zwischen institutionellen und privaten Anlegern ist nun mit der jüngsten Stimmungserhebung so gut wie verschwunden. Auch wenn nicht sicher ist, ob die Privatanleger tatsächlich stärker auf weitere geldpolitischen Lockerungen in der Eurozone setzen als die Institutionellen, ist zumindest eines deutlich geworden: Die jüngsten Käufe sind aus Überzeugung getätigt worden. Dies dürfte allerdings auch für die institutionellen Marktteilnehmer gelten. Fazit der Sentiment-Analysten: „In beiden Panels bleibt der Optimismus jedoch nach wie vor überschaubar, so dass der Dax weiterhin über ein leichtes Aufwärtspotenzial verfügt.“ Das passt zu meiner Einschätzung: Die Börse will weiter nach oben.

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