Viele Ereignisse, aber nur geringe Kursveränderung?

Folgt auf einen verregneten Sommer ein milder Börsenherbst an Europas Aktienmärkten? Diese Hoffnung prominenter Frankfurter Strategen ist durchaus berechtigt, weil das Umfeld von gegensätzlichen Einflüssen beherrscht wird, die sich mehr oder weniger ausgleichen. Einige zentrale Einflüsse sind in der Tendenz bekannt (Liquiditätspolitik der Notenbanken), andere noch mit Fragezeichen behaftet (Europas Konjunktur). Völlig unberechenbar bleibt das geopolitische Geschehen, bleibt die weitere Entwicklung in der Ukraine und der Ost-West-Beziehungen insgesamt – hier sollten wir hoffen, dass sich die Spirale der Drohungen und Sanktionen nicht mehr weiter dreht.

Mögen sie gesamtwirtschaftlich noch so umstritten sein, die Aussichten auf neue Liquiditätsspritzen der EZB sind für die Aktienanleger ein Pluspunkt. Der Rückenwind vom Devisenmarkt in Form eines schwächeren Euro-Wechselkurses nicht nur gegenüber dem US-Dollar wird dann noch kräftiger werden, wenn aus diesem Grund die Gewinnschätzungen für Aktiengesellschaften nach oben korrigiert werden und die Unternehmen selbst öffentlich aufatmen – möglichst durch das Ende der Störungen im Russland-Geschäft. Von großer Bedeutung für die Börse könnte ferner sein, wenn meine Spekulation auf staatliche Konjunkturpakete aufgehen sollte. Jedenfalls scheint der finanzpolitische Gegenwind für die Konjunktur abzunehmen.

Und aktuell? Der Blick auf den Kalender der Ereignisse und Veröffentlichungen liefert ein geradezu dramatisches Bild. Heute konnte man noch Vorschauen mit Überschriften wie „Eine Woche fürs Geschichtsbuch?“ lesen. Die Sitzung der US-Notenbank (Mittwoch) ist zweifellos ein Highlight. Die Fed könnte dabei ihre Aussage zur Zinsentwicklung ändern. Bisher sprachen die US-Notenbanker davon, den Leitzins auch nach dem voraussichtlichen Ende des Wertpapierkaufprogramms im Oktober noch lange auf dem aktuell niedrigen Niveau zu halten. Dagegen regte sich innerhalb des Offenmarktausschusses in den vergangenen Wochen wachsender Widerstand. Kommt es schon im Frühjahr 2015 zur ersten Leitzinserhöhung in den USA? Mal sehen, was ab Mittwochabend durchsickert.

Schon vorher beginnt ein Reigen von Wirtschaftsdaten auf beiden Seiten des Atlantiks, insbesondere zur Preisentwicklung. Hierzulande interessieren sich die Marktteilnehmer auch für den neuen ZEW-Index (Dienstag), der zwar nochmals schwächer ausfallen könnte – doch haben die deutliche Abwertung des Euro in den vergangenen Wochen und der signifikante Rückgang der Energiepreise den ZEW vielleicht stabilisiert.

Diese Woche kann also „nachrichtentechnisch“ wieder mal besonders heiß werden. Verständlich zudem, dass das nahende Referendum der Schotten die Anleger nervös macht. Mein Bauchgefühl sagt mir aber, dass die von mir sehr geschätzte Golf- und Whisky-Region das Pfund Sterling und God save the Queen behalten wird – eine Abspaltung von Großbritannien wäre für ganz Europa fatal...  

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