Kennen Sie schon Raru-Raru? Nein, es handelt sich nicht um ein hawaiianisches Gericht, sondern gilt als innovative Wortschöpfung eines Frankfurter Aktienhändlers. Es ist die Abkürzung für Rauf-Runter-Rauf-Runter-Börsen, für die von mir schon so oft beschriebenen kurzfristigen Kurszuckungen, die nicht mit der für die Analyse wichtigen Volatilität verwechselt werden darf. Gestern (einschließlich des Abends) stellte sich wieder einmal ein typischer Verlauf ein – diesmal nur in der anderen Reihenfolge: erst runter, dann rauf, dann wieder runter und rauf. Dow und Dax entwickelten sich nahezu deckungsgleich. Was soll der Anleger von solchen Tagen halten, wie sie in letzter Zeit immer wieder zu beobachten sind?
Die Vermutung liegt nahe, dass die Marktteilnehmer extrem nervös sind. Die Medien verbreiten auch solchen Eindruck. Ich halte ihn für nicht zutreffend, zumal die Volatilität (siehe VDax) nach wie vor sehr niedrig ist. Vielmehr hat sich eine dem Trading angenäherte Verhaltensweise der institutionellen Großanleger verbreitet und seit ein paar Wochen spürbar intensiviert: Man hält Positionen nur ganz kurz, realisiert schon kleine Gewinne und spielt so weiter. Dabei wird auf jede Nachricht sofort reagiert, wenn sie als potenziell kursrelevant gilt. Selbst Nachrichten, deren Inhalt nicht wirklich neu, sondern eine Bekräftigung von Bekanntem ist, zeigen jeden Tag Wirkung. Manchmal nur für Minuten. Gegen den Markt will man sich nicht stellen. Natürlich ist das Ausdruck von Unsicherheit, aber nicht von ängstlicher Nervosität.
Es sollte nämlich nicht übersehen werden, dass die Aktienkurse über den Tag hinaus gesehen doch solide sind. Es gab schon seit einiger Zeit keinen stärkeren Verkaufsdruck mehr. Ich bleibe also dabei: Die Börse will weiter nach oben, hat aber (noch) nicht die Kraft für eine größere Klettertour. Dafür bedarf es der vielzitierten „neuen Impulse“ – das wären überraschend gute Nachrichten. Die fehlen gerade, der Aktienmarkt muss eher die Unsicherheitsfaktoren verarbeiten.
Wie die Herde über den Globus rennt, zeigt schon folgendes Beispiel von Marktberichten: Neue Spekulationen auf eine frühere Zinserhöhung in den USA haben die Aktienmärkte in Fernost am Mittwoch belastet. Der MSCI-Index für die Asien-Pazifik-Region ohne Japan büßte 1,2 Prozent ein. Später: Aus Furcht vor einer Eskalation der Ukraine-Krise und angesichts neuer Spekulationen über eine frühere Zinswende in den USA haben sich Europas Aktienanleger am Mittwoch bedeckt gehalten. Und schließlich: Zinsspekulationen bremsen Wall Street. An den US-Börsen geht es nicht voran. Übergeordnet belasten die Sorgen um eine vorgezogene Zinserhöhung. Am Markt geht die Angst um, dass die Zinswende schon eher als bislang erwartet kommen könnte. Laut einer Studie der Notenbankfiliale von San Francisco, die am Montag bekannt geworden war, unterschätzt der Markt die Entschlossenheit der Fed und erwartet den ersten nun anstehenden Zinsschritt zu spät.
Bei uns sind die Anleger schon seit Wochen wankelmütig, wie auch der neue Stimmungsbericht von der Frankfurter Börse bestätigt. Laut der Erhebung von gestern ziehen sich die Profis wieder zurück. 10 Prozent der Befragten haben seit vergangenem Mittwoch ihre Dax-Aktien verkauft, 7 Prozent sind short gegangen. Das drückt den Sentiment-Index in pessimistisches Terrain auf -10 Punkte. Gänzlich anders reagieren die privaten Anleger auf die Gemengelage aus Geopolitik und Finanzpolitik. 7 Prozent haben Aktien gekauft, 5 Prozent ihre Short-Positionen geschlossen. Das hebt das Sentiment auf +6 Punkte. Vermutlich betrachten die mittelfristig orientierten institutionellen Händler die jüngsten Maßnahmen der EZB mit wachsender Distanz und Skepsis betrachten, weil sie sich fragen, ob die jüngsten Beschlüsse in der Praxis überhaupt nachhaltig greifen. Ausreichend Grund, die Gewinne der optimistischen Positionierung der Vorwoche mitzunehmen. Die privaten Anleger gelten dagegen nicht etwa als Käufer aus Optimismus, sondern dürften in dem Szenario fester Aktienpreise ihre Short-Positionen geschlossen haben. Fazit der Behavioral-Finance-Analysten: Das Börsenbarometer steht auf stabil. Und im Falle einer tatsächlich eintretenden Abwärtskorrektur kann der Dax wohl auf kaufwillige mittelfristige Marktteilnehmer zählen.
„Rosenheimer Börsentag“ am 18. Oktober
Denken Sie daran: Es beginnt bald wieder die Saison der Börsentage und Anlegermessen. Gerne gebe ich deshalb einladende Worte von Thomas Müller, Chef des TM Börsenverlags, zum kommenden „Rosenheimer Börsentag“ weiter: „Am 18. Oktober findet unser Tag der offenen Tür statt, zu dem ich Sie herzlich einlade. Bei Interesse melden Sie sich bitte jetzt gleich kostenlos an, denn den Platzkapazitäten in unserem Verlagshaus sind natürliche Grenzen gesetzt. Vor zwölf Monaten mussten wir leider bei 500 Anmeldungen die Notbremse ziehen, und ich denke, dass auch unser siebter Rosenheimer Börsentag komplett ausgebucht sein wird. Dabei ist es natürlich unser Ziel, Ihnen unser neues Börsenbuch druckfrisch in Rosenheim präsentieren zu können. Kaum zu glauben, wie die Zeit vergeht:
Vor gerade einmal zwei Jahren durfte der Börsenverlag sein 25. Jubiläum feiern, und jetzt hat boerse.de bereits 20. Geburtstag. Die Gründung erfolgte 1994, womit boerse.de sogar das erste Finanzportal Europas ist. Natürlich haben wir uns zum Jubiläum ein paar ganz besondere Services für Sie einfallen lassen und werden Ihnen in Kürze z.B. eine runderneuerte App präsentieren.“
Machen Sie weiter mit – und machen Sie’s gut!