Frühlingsgefühle jetzt auch in der Wirtschaft
28.04.24
Hat für die Weltwirtschaft eine Trendwende zum Besseren eingesetzt? Es sieht so aus. Die Volkswirte werden mutiger. Doch Zweifel bleiben, denn es fehlt auch nicht an Warnungen.
Deutsche Indikatoren machen Mut
Zu den Häusern, die (noch vorsichtigen) Optimismus verbreiten, gehört die Frankfurter Helaba mit ihrer Chefstrategin Gertrud R. Traud. In ihrem jüngsten Editorial schreibt sie: Endlich bessere Konjunktursignale aus Deutschland. Die Erholung der weltweiten Industrie scheint langsam auf Deutschland auszustrahlen und auch eher binnenorientierte Indikatoren aus den Dienstleistungsbereichen deuten gen Norden. Die konjunkturelle Wende zeichnet sich für 2024 immer deutlicher ab. Konjunkturprogramme sind definitiv nicht nötig.
Ein weiterer Impuls wird voraussichtlich von der Zinssenkung der EZB im Juni ausgehen. Dieser Zinsschritt wird nicht nur von der Landesbank erwartet, auch die Kapitalmärkte haben ihn aktuell fest eingepreist. Äußerungen aus dem EZB-Rat sind ziemlich eindeutig. Mehr Unsicherheit gibt es bezüglich der Frage, ob auch die Fed bereits im Juni einen Zinsschritt wagen wird. Die dort starke Konjunktur in Kombination mit zuletzt wieder leicht steigenden Inflationsraten hat zu Ernüchterung an den Kapitalmärkten dies- und jenseits des Atlantiks geführt.
Ifo-Index zeigt Belebung der Wirtschaft
Zu den erfreulichen Nachrichtern der vergangenen Woche gehört der stark beachtete Ifo-Geschäftsklimaindex. Den kommentiert die DZ Bank mutig: Der Ifo sendet ein weiteres Lebenssignal der deutschen Wirtschaft. Anders als das aktuelle Wetter versprüht die deutsche Wirtschaft zumindest eine leichte Frühlingsstimmung. Das Ifo-Barometer ist im April zum dritten Mal in Folge gestiegen. Sowohl die Lage als auch die Geschäftserwartungen bewerten die Unternehmen besser. Damit senden die Befragten ein deutliches Belebungssignal für die deutsche Wirtschaft aus, denn in allen Teilbereichen hat sich das Klima aufgehellt. Insbesondere die Dienstleister bewerten inzwischen mehrheitlich die wirtschaftliche Situation positiv, was im Einklang mit der Einkaufsmanagerbefragung steht, die ebenfalls stark zugelegt hat. Die Konjunktur in Deutschland dürfte damit ihre Schwäche abgelegt haben.
Dritter Anstieg in Folge
Die Stimmung unter den Unternehmen in Deutschland hat sich also verbessert. Der Ifo-Index ist im April von 87,9 auf 89,4 Punkte gestiegen. Dies ist der dritte Anstieg in Folge. Die Unternehmen waren zufriedener mit den laufenden Geschäften. Auch die Erwartungen hellten sich auf. Die Konjunktur stabilisiert sich, vor allem durch die Dienstleister.
Im Verarbeitenden Gewerbe (= Industrie) ist der Index gestiegen. Dies war auf deutlich weniger pessimistische Erwartungen zurückzuführen. Die aktuelle Lage beurteilten die Firmen hingegen schlechter. Der Auftragsbestand ging weiter zurück. Produktionssteigerungen sind nicht in Sicht. Im Dienstleistungssektor hat sich das Geschäftsklima merklich aufgehellt. Insbesondere die aktuelle Lage hat sich verbessert. Die Erwartungen blieben nahezu unverändert. Die Unternehmen bleiben skeptisch für die kommenden Monate. Auch im Handel ist der Index gestiegen.
Konsumklima auf Zwei-Jahres-Hoch
Dazu passt die jüngste Statistik zum Konsumklima: Die Erholung der Verbraucherstimmung in Deutschland setzt sich im April dieses Jahres fort. Die Einkommenserwartung legt spürbar zu, die Konjunkturerwartung und die Anschaffungsneigung steigen moderat. Das Konsumklima verbessert sich damit zum dritten Mal in Folge. In der Prognose für Mai nimmt der Indikator im Vergleich zum Vormonat (revidiert -27,3 Punkte) um 3,1 Zähler auf -24,2 Punkte zu. Er erreicht damit ein Zwei-Jahres-Hoch, allerdings immer noch auf einem überaus niedrigen Niveau. Dies zeigen die aktuellen Ergebnisse der GfK-Erhebung.
Kurzfristiges Investieren bleibt riskant
Trotz allem bleibe ich bei meiner vorsichtigen Haltung gegenüber den Aussichten für Dow, Dax & Co. im weiteren Jahresverlauf. Vielleicht wird sich die konjunkturelle Wende später als Bestätigung der vorausgegangenen Wende der Börsenkurse nach oben erweisen. Nur: Die Schwäche der Berliner Ampel sowie die geopolitischen Konflikte und Kriege entwickeln sich zu einem völlig unberechenbaren Risiko, das die Börsen nicht einpreisen können. Langfristig (= mindestens 3 bis 5 Jahre Zeithorizont) ändert sich zunächst einmal nichts an meiner grundsätzlichen Empfehlung, Schwerpunkte des Portfolios durch Qualitätsaktien, Gold und Industrierohstoffe zu bilden.