Börsenprognosen: Zuversicht für Aktien, wenn Rezession ausbleibt

07.11.18

Es gibt gute Nachrichten, vor allem aber positive Signale für Aktienanleger – nicht nur die jüngste Kurserholung nach der Schwächephase. Nachdem ich zuletzt die Skepsis vieler Börsianer beschrieben habe, sehe ich heute Anlass, einen Blick auf das Bullenlager zu werfen. Denn saisonal bedingt werden von immer mehr Analysten und Fondsmanagern jetzt die Prognosen für die kommenden Wochen und das nächste Jahr vorgelegt. Darin ist überwiegend ein vorsichtiger Optimismus zu erkennen, der vor allem auf der Erwartung eines anhaltenden Wirtschaftswachstums beruht. Dass die Wachstumsschätzungen für Deutschland und Europa nach unten korrigiert worden sind, hat sich bisher nicht belastend ausgewirkt.



An den Aktienmärkten hatte die Kombination aus steigenden US-Renditen, reduzierten Wachstumsaussichten und geopolitischen Risiken in den letzten Wochen zu einer rapiden Stimmungseintrübung geführt. Dazu meint Swisscanto Invest: Die Volatilität an den Aktienmärkten bleibt vorerst auf erhöhtem Niveau. Noch ist es aber zu früh, das Ende der langjährigen Börsenhausse auszurufen. Die US-Notenbank versucht, der US-Wirtschaft eine weiche Landung zu bescheren, indem sie mit der schrittweisen Anhebung der Leitzinsen fortfährt. Wir erwarten den nächsten Zinsschritt im Dezember und halten drei weiteren Zinsschritte im nächsten Jahr für realistisch.

Zur Begründung verweisen die Schweizer auf die Geschichtsbücher, die zeigen, dass Bärenmärkte üblicherweise mit Rezessionen zusammenfallen. Oder genauer formuliert: Die Aktienmärkte erreichen ihren zyklischen Höchststand im Durchschnitt zwischen sechs bis zwölf Monate vor dem Beginn einer Rezession. Zwar ist 2019 mit einer weiteren globalen Wachstumsverlangsamung zu rechnen, das Risiko einer Rezession erachten wir hingegen weiterhin als gering. Die Federal Reserve Bank of New York schätzt das Rezessionsrisiko für die USA in den nächsten zwölf Monaten auf knapp 15 Prozent. Bei einem solch tiefen Wert ist es in der Nachkriegszeit lediglich einmal, nämlich 1973 (Erdölkrise), zu einer Rezession gekommen. Swisscanto: „Wir erachten deshalb die schwierige Phase, welche die Aktienmärkte im Moment durchlaufen, als Bewertungskorrektur und nicht als den Beginn eines Bärenmarkts.“ Im aktuellen Umfeld halten die Schweizer eine eher defensive Strategie für sinnvoll: „Dementsprechend gefallen uns US-Aktien und Schweizer Dividendentitel.“

Eine ähnliche Haltung nehmen die Berenberg-Strategen Henning Gebhardt und Bernd Meyer ein: Die Investoren können sich am Aktienmarkt wieder auf steigende Kurse einstellen. Die niedrigeren Kurse bieten eine gute Einstiegsgelegenheit. Dass es an den Aktienmärkten schon bald wieder nach oben geht, steht für die Beiden außer Zweifel. Sie verweisen darauf, dass die positive fundamentale Dynamik, sowohl konjunkturell als auch was die Gewinnentwicklung angehe, abgenommen
habe. Insgesamt bleibe das Wirtschaftswachstum jedoch solide. Ein unmittelbares Ende des Konjunkturzyklus sei weiterhin unwahrscheinlich. Zwar sei teilweise eine Anpassung der Gewinnschätzungen der Unternehmen nach unten erforderlich, dennoch bleibt das Gewinnwachstum solide. Allerdings sei der Zyklus in der Tat dem Ende näher als dem Anfang.

Insgesamt geben sich Gebhardt und Meyer weiterhin optimistisch, erst recht über das Jahr 2019 hinaus. "Die Aktie bleibt langfristig das Investment der Wahl“, so Gebhardt. Nach dem stürmischen Herbst dürfte es zu einer Bodenbildung kommen, sowohl an den Aktienmärkten als auch bei den Konjunkturfrühindikatoren. Zudem werden die Märkte ab November auch wieder durch Aktienrückkäufe gestützt, prognostiziert Meyer. Auch die laufende Berichtssaisons in den USA und Europa unterstreichen das positive Gesamtbild. Die Saisonalität spreche ebenfalls für den Aktienmarkt. "Nicht zuletzt besteht weiterhin für die meisten Investoren ein Anlagenotstand, da sich der Anleihemarkt auch weiterhin nicht als lukrative Alternative anbietet", führt Meyer aus.

Goldman Sachs Asset Management (GSAM), einer der global führenden Vermögensverwalter, beschreibt ein „abwechslungsreiche Umfeld“. Dazu können auch vermehrt systematische Handelsstrategien drastische Marktbewegungen mit sich bringen. Fazit: „Wir bleiben vorsichtig – sehen allerdings weiterhin vereinzelt positive Wachstumssignale. Hier bietet die Volatilität weitere Anlage- bzw. Einstiegschancen. Daher ist es unserer Ansicht nach für Anleger noch zu früh, in größerem Maße umzuschichten und ihr Risiko abzubauen.“

Machen Sie also weiter mit – und machen Sie’s gut!