Vorsicht der Anleger spricht gegen Aktien-Baisse

29.08.19

Hin und Her – Der Dax hat sich wieder erholt, um im Vormittagsverlauf unerwartet steil nach oben zu klettern. Kein lauter Jubel, denn von allen Seiten (von der Wall Street bis China) kommen seit gestern Verhaltensanalysen mit fast auf den Punkt übereinstimmenden Ergebnissen: Die meisten Privatanleger haben sich von den Aktienmärkten vorsichtshalber erst einmal zurückgezogen, weil sie eine Rezession befürchten. Anderseits fehlt es an starken Impulsen. Deshalb mussten auch die Verhaltensökonomen an der Börse Frankfurt in ihrem jüngsten Wochenbericht resümieren, viele Investoren hätten „fallendes Interesse“, sich stärker zu positionieren.



Obwohl die globalen Aktienmärkte in der ersten Jahreshälfte zweistellige Renditen verzeichneten, sind die Anleger so kritisch wie schon seit Jahren nicht mehr, beobachten internationale Investmentstrategen. Im Extremfall hat sich das Kapital von Unternehmen weg verlagert, die in hohem Maß von nicht zum Kerngeschäft gehörenden Aktivitäten profitieren. Was sagt uns das? Noch nicht sehr viel, dafür ist es noch zu früh. Technische Analysten entwickeln derzeit viel Spaß mit dem Unter- und Überschreiten von Unterstützungs- und Widerstandslinien. Mich interessiert insbesondere der gleitende 200-Tage-Durchschnitt, den der Dax inzwischen wieder überschritten hat. Ein gutes Zeichen. Neben der Markttechnik glauben vereinzelte Beobachter, die jüngsten politischen Nachrichten aus Italien und China könne man als positive Faktoren verbuchen. Da habe ich starke Zweifel. Vielmehr dürfte schon das Ausbleiben neuer Belastungsfaktoren als Kaufargument gelten.

Interessant (und ermutigend) ist die Erfahrung, dass Einbrüche am Aktienmarkt selten kommen, wenn sie alle erwarten. Dieser Umstand spricht nach Expertenansicht gegen einen kurzfristigen Ausverkauf und man verweist beispielhaft auf einen Vergleich mit dem vergangenen Jahr: Anders gegenüber 2018, als die Kurse im September zur Abfahrt ansetzten, sei momentan bei den Anlegern keine Sorglosigkeit zu beobachten. Ganz im Gegenteil hätten die Investoren die Sturzhelme übergestreift und die Fallschirme angelegt. Die Anleger scheinen sich für das Schlimmste zu positionieren. Sie suchen die vielzitierten sicheren Häfen und bevorzugen dabei Anleihen und Gold.

In meinen Augen sind diese Einschätzungen aber nicht viel mehr als Momentaufnahmen – der „Moment“ kann allerdings monatelang dauern. Deshalb muss man dem Dax jetzt nicht hinterherlaufen (egal in welche Richtung). Vor allem sollten Sie, geschätzte Anleger ihre Wachsamkeit nicht aufgeben und – wenn überhaupt – weiter vorsichtig disponieren!