Auf dem Weg in die Rezession – Dax dennoch in guter Kondition

05.09.19

Es spricht für eine gute Marktverfassung, wenn Börsen freudig auf jede nur ansatzweise günstige Nachricht reagieren bzw. umgekehrt Belastungsfaktoren beiseiteschieben. Das gilt momentan für den Dax, denn es ist schon bemerkenswert, dass die Agenturen heute Vormittag melden konnten „Bewegung bei Brexit und Zollstreit gibt Börsen Auftrieb“. Bei mir hat das nur Kopfschütteln ausgelöst: Was ist denn wirklich geschehen, das Mut machen kann? Beide Themen bleiben doch problematisch. Punkt. Allenfalls das vielzitierte Prinzip Hoffnung kann Aktienanlegern den Rücken stärken.



Erstaunlich die Aktientendenz auch wegen der parallelen Veröffentlichung gewichtiger Fundamentalfaktoren aus der Wirtschaft mit negativen Vorzeichen: Die deutsche Industrie hat im Juli wegen der sinkenden Nachfrage aus Übersee den stärksten Auftragsschwund seit einem halben Jahr erlitten. Das Neugeschäft schrumpfte um 2,7 Prozent zum Vormonat – Volkswirte hatten lediglich mit einem Rückgang um 1,4 bis 1,5 Prozent gerechnet. Auch die Auftragsflaute für die deutschen Maschinenbauer hält an. Im Juli lag der Wert der Bestellungen erneut unter dem Niveau des Vorjahresmonats, wie der Branchenverband VDMA heute berichtet. Und die Lage der deutschen Autoindustrie ist weiterhin schwierig. Das geht aus der neuesten Konjunkturumfrage des Ifo-Instituts hervor, die kurz vor der Internationalen Automobil-Ausstellung IAA erstellt wurde. Die Erwartungen der Branche für die kommenden Monate verfinsterten sich im August von minus 10,2 Punkte auf minus 14,1 Punkte.

Ökonomen und Anlagestrategen machen keinen Hehl aus ihren Konjunktursorgen. Immer öfter wird das R-Wort in den Mund genommen, weil man eine Fortsetzung der weltwirtschaftlichen Abschwächung befürchtet. Das spiegelt sich in den Aktienkursen nicht wider. Es kann natürlich sein, dass sich der Wind wieder dreht, dass die Kurse im Herbst/Winter-Halbjahr von „fundamentalem Aufwind“ profitieren werden. Bis es tatsächlich soweit ist, wäre ich aber weiter vorsichtig, geschätzte Anleger, denn ich traue diesen Kursen noch nicht.