Anleger stehen auf drei Beinen sicherer

19.04.20

Sollte man jetzt noch austeigen oder schon wieder einsteigen? Hinter dieser Frage, die mich immer öfter erreicht, steht die ganze Bandbreite von Hoffnungen und Ängsten privater Anleger. Und sie bestätigt meine alte Mahnung, dass Anleger ganz unterschiedliche Voraussetzungen und Zielsetzungen mitbringen, so dass pauschale (und konkrete) Empfehlungen nicht ohne weiteres von allen übernommen werden können. Ich habe an diesem Wochenende den Versuch unternommen, alle mir vorliegende Analysen und Prognosen von professionellen Anlagestrategen zu sortieren und zu gewichten. Ziel war, daraus eine überzeugende Mehrheitsmeinung zu gewinnen, deren Veröffentlichung sinnvoll erscheint. Das Ziel wurde nicht erreicht, denn die Marktbetrachtungen der Fondsmanager und Vermögensverwalter enthalten – kein Wunder – zu viele Wenn und Aber. So habe ich einen früheren Vorschlag weiterentwickelt, über den alle Privatanleger zumindest nachdenken können. Das Umfeld in Kürze:



Stichwort Pandemie. Die vielen Einzelberichte und Statistiken aus aller Welt gelten nicht für alle Länder und sind ohnedies noch stark uneinheitlich. Das betrifft auch die (zeitlichen) Vorhersagen über die weitere Entwicklung und deren Folgen für die Wirtschaft. Mein Instinkt meldet, wir dürfen Covid-19 keinesfalls verharmlosen!

Stichwort Konjunktur. Die jüngsten Wirtschaftsprognosen auf beiden Seiten des Atlantiks waren überwiegend furchterregend. Meist beziehen sich die Rezessionsschilderungen nur auf das zweite Quartal 2020, das ja schon begonnen hat. Und viele Analysen sagen mehr oder weniger deutlich, dass in der zweiten Jahreshälfte und dann im nächsten Jahr eine (kraftvolle) Erholung einsetzen dürfte. Das möchte ich noch bezweifeln.

Stichwort Geldpolitik. Die Liquiditätsversorgung der Wirtschaft ist insgesamt gesehen kein Problem, denn führende Notenbanken und Regierungen stellen ungeheure, bisher kaum vorstellbare Summen zur Verfügung. Das ist ausgesprochen positiv, verdrängt aber erst einmal das Problem der enormen internationalen Verschuldung.

Stichwort Börse. Die Aktienmärkte befinden sich seit Mitte März in einer Bear Market Rally. Wir erleben also noch keinen neuen Haussetrend. Der ist bis auf weiteres auch nicht in Sicht, während andererseits weitere Schwächeanfälle der Kurse gut möglich sind. Dennoch werden „aktiven Anlegern“ von zahlreichen Profis „selektive Käufe“ empfohlen.

Mein Vorschlag. Denken Sie einmal über folgendes Dreigestirn nach, das Chancen mit Sicherheit verbindet und sich für mittleren Zeithorizont (zwei bis drei Jahre) eignet.

Zunächst sollten Kurgewinne realisiert werden, zumindest teilweise. Aktien bleiben aber die Hoffnungswerte für die Performance des Portfolios – neben den internationalen (meist amerikanischen) Hightech-Favoriten würde ich zum Beispiel auf China und vor allem auf den Gesundheitssektor (einschließlich Medizintechnik) setzen. Als zweites Element rate ich momentan zu einem hohen Anteil von 20 bis 30 Prozent Gold in physischer Form (kleine Barren und Münzen). Und das dritte Bein sollte die Liquidität sein, durch die ein Anleger handlungsbereit bleibt und reagieren kann