Der onvista-Börsenfuchs: Geld ausgeben oder sparen? Am besten beides

01.07.20

Hallo Leute! Schon wieder eine peinliche Panne an der Börse Frankfurt, wo die Technik den Xetra-Dax stundenlang voll lähmte. Ist das schlimm? Eigentlich nicht. Die meisten deutschen Sparer (vor allem die „Falschsparer“) interessiert der Aktienmarkt sowie nicht. Das ist schlimmer, zumindest schade. Was bei einer ganz frischen Untersuchung herausgekommen ist (ING International Survey), reist einen auch nicht vom Hocker: Beim Sparen sind die Deutschen weiterhin kein Europameister. Es hat sich in den vergangenen Monaten aber nur ziemlich wenig verändert. Und in vielerlei Hinsicht sind wir verglichen mit den meisten Nachbarn durchschnittlich. Immerhin gibt es einen europaweiten Trend, angesichts der Corona-Krise mehr zu sparen und vor allem weniger auszugeben. Das kann man zwar nachvollziehen, ist aber konjunkturschädlich. Ich bin eher fürs Gegenteil. Nur: Wer kann sich das leisten?



Leute, dieser Punkt stimmt doch nachdenklich: Drei von zehn Deutschen haben nix auf der hohen Kante, können keine Ersparnisse bilden – das ist ein schlechter Wert im europäischen Vergleich. Je höher die angesparten Rücklagen sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass in der Corona-Krise mehr gespart wird als zuvor – und umgekehrt. Ein deutliches Anzeichen dafür, erklären die Autoren der Studie, dass die Krise vor allem für diejenigen eine finanzielle Belastung darstellt, die wirtschaftlich ohnehin schwächer aufgestellt sind.

Heißt das umgekehrt, dass die Gutbetuchten kein Problem haben, ihre Kohle sinnvoll (im eigenen und volkswirtschaftlichen Sinn) zu verteilen? Nee, konkret haben’s auch die Reichen momentan nicht leicht. Drei aktuelle Beispiele machen das deutlich:
Die Börse sieht gut aus – aber soll man jetzt Aktien kaufen, wenn alle Konjunkturprognosen vom Pandemieverlauf abhängig gemacht werden? Die Corona-Nachrichtenlage verwirrt Experten und Laien sowieso immer mehr (Droht eine zweite Welle?). Was wird aus Ami-Land, wo das Trump-eltier Freund und Feind in unerträglicher Weise irritiert? Auch anderswo donnert’s am politischen und diplomatischen Himmel, vor allem in Ländern mit Autokraten an der Spitze.

Kein Wunder, dass sich Analysten und Vermögensverwalter nur in einem Punkt weitgehend einig sind: Auch das jetzt beginnende zweite Halbjahr 2020 verspricht „volatile“ Kurse. Starke Kursschwankungen mögen aber die Bundesbürger nicht. Außerdem verhalten sie sich generell wie Gewohnheitstiere – Krise hin oder her, beim Ausgabe- und Sparverhalten wird sich also nicht viel ändern. Es wär‘ ja auch zu schön, wenn viel mehr Deutsche gerade jetzt mehr konsumieren und gleichzeitig mehr sinnvoll sparen (= langfristige Aktien- und Goldsparpläne) könnten.