Konjunkturoptimismus wird zum Dauerzustand

 16.03.21

Schon wieder ein erfreulich positiver Konjunkturbericht des Mannheimer ZEW! Und der kommt parallel zum nächsten Anstieg des Dax. Man könnte fast meinen, die Börse würde die bullischen Stellungnahmen der Profis vorwegnehmen – im Ernst: Für die Kursgewinne sind natürlich entsprechende Käufe notwendig. Also vereinfachend zusammengefasst: Stimmung gut, Anlagebereitschaft gut, Kursentwicklung gut. Das ist nicht trivial, sondern verdient besondere Würdigung angesichts der wieder zunehmenden Pandemie-Probleme und unserer wackligen Regierung.

In der Umfrage im Rahmen des Finanzmarkttests des ZEW – Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung haben sich in den vergangenen Tagen 189 Analysten und institutionelle Anleger beteiligt. Das sieht nach einem starken Ausschnitt aus dem Meinungsbild der marktbestimmenden Kräfte aus. Sie wurden nach ihren mittelfristigen Erwartungen bezüglich der Konjunktur- und Kapitalmarktentwicklung befragt. Der Indikator Konjunkturerwartungen gibt die Differenz der positiven und negativen Einschätzungen für die zukünftige Wirtschaftsentwicklung auf Sicht von sechs Monaten in Deutschland wieder.

Die ZEW-Konjunkturerwartungen steigen in der aktuellen Märzumfrage erneut an und liegen mit 76,6 Punkten um 5,4 Punkte höher als im Februar. Seit Dezember 2020 sind sie damit um mehr als 20 Punkte gestiegen. Die Einschätzung der konjunkturellen Lage verbessert sich ebenfalls im Vergleich zum Vormonat. Der Lageindikator beträgt im März minus 61,0 Punkte. Das ist eine Verbesserung um 6,2 Punkte gegenüber Februar. Seit Dezember 2020 hat sich die Lageeinschätzung mit einem Anstieg um 5,5 Punkte nur geringfügig verbessert. Wichtiger ist aber, dass der Konjunkturoptimismus weiter steigt. Die Finanzmarktexperten gehen von einer breit angelegten Erholung der deutschen Wirtschaft aus. Sie rechnen damit, dass bis Herbst mindestens 70 Prozent der deutschen Bevölkerung ein Impfangebot erhalten werden. Eine große Mehrheit erwartet allerdings auch eine weiter zunehmende Inflationsrate sowie höhere langfristige Zinsen.

Na ja, das Thema Impfen sieht aktuell nicht mehr so erfreulich aus und kam für die Umfrage des Mannheimer Instituts wohl zu spät. Dagegen halte ich die Inflationssorgen für übertriebene Sympathiebekundungen, denn international gehören Warnungen vor einem Anstieg von Teuerungsraten und Zinsen am Horizont momentan zu den beliebtesten Diskussionspunkten der Anlageprofis. Aber auch unabhängig davon: Die Stimmung kann wieder kippen, zusammen mit den Kursen, wenn die Bullen enttäuscht werden. Das ist gegenwärtig nicht abzusehen. Bleibt also zuversichtlich, geschätzte Anleger!