Anleger müssen immer mehr Corona-Folgen berücksichtigen – Krise bietet auch Chancen

 29.04.21

Es mag ein Zufall sein, dass heute eine besonders große Zahl von neuen Analysen und Einschätzungen der Pandemie-Folgen herausgekommen ist. Und die mit nationalem und internationalem Bezug – von Wissenschaftlern und Organisationen über Verbände und Finanzunternehmen bis zur Situationsbeschreibung durch Spahn / Wieler in der Bundespressekonferenz. Eine Gesamtnote für alle Aussagen kann auch der langfristige Beobachter nicht vergeben, dafür waren die Vorzeichen einfach zu unterschiedlich. Kapitalanleger müssen inzwischen immer mehr Argumente in ihre taktischen kurz- bis mittelfristigen Überlegungen einbeziehen. Und wer „konstruktiv“ denkt (also nicht ängstlich aussteigt), kann den jüngsten Argumenten sogar eher Positives abgewinnen, sind sie doch häufiger als in den vergangenen Wochen auf die Chancen in der Krise gerichtet.

Stichwort Dividendenaktien. Ihr Ausblick hat sich laut Deutsche Bank verbessert. 236 Unternehmen des Stoxx 600 kürzten im vergangenen Jahr ihre Dividende. Viele Konzerne verzichteten gar vollends auf Ausschüttungen. An den Terminbörsen ließ dies die Futures auf die Dividendenzahlungen des Euro Stoxx 50 im Jahr 2021 um bis zu 60 Prozent einbrechen. Dividendenstrategien verbuchten (wenig überraschend) zweistellige Kursverluste. Inzwischen hat sich der Ausblick für Dividendentitel jedoch deutlich verbessert. Seit Jahresbeginn haben die Analysten ihre Dividendenerwartungen für 2021 um 2,7 Prozent angehoben; für Bergbau- und für Automobilkonzerne sogar um 53 Prozent beziehungsweise um 21 Prozent. Angesichts der sich abzeichnenden Gewinnerholung dürfte es nicht dabei bleiben. Vermutlich wird sich das Comeback der Dividendenstrategien im Jahresverlauf fortsetzen.

Wer mit seiner Anlage auch einen Beitrag zum Umweltschutz leisten will, sollte sich den Vorschlag von Nordea Asset Management ansehen – internationale Aktien von Unternehmen, die innovative Lösungen zur Bekämpfung der dramatischen Verschmutzung der Meere entwickeln. Schätzungsweise 8 Millionen Tonnen Plastik landen laut Weltnaturschutzunion IUCN jedes Jahr in unseren Ozeanen. Rund 80 Prozent des gesamten Meeresmülls zwischen Oberflächengewässern und Tiefsee besteht mittlerweile aus Kunststoffen. Zieht sich China wie angekündigt als Müllaufkäufer zurück, müssen neuer Abnehmer gefunden werden. Große Programme zur Reduzierung von Plastikmüll stellen deshalb eine Investitionschance dar.

Unternehmen wie die US-amerikanische Republic Services, die Umladestationen und Abfallentsorgungslösungen anbieten, dürften von diesem Bedarf profitieren. Der Konzern ist spezialisiert auf Abholung, Recycling und fachgerechte Entsorgung unterschiedlicher Abfälle. Auch Konsumgüterunternehmen wie Mondelez International, die biologisch abbaubare Verpackungen herstellen, könnten profitieren. Als ein weiteres attraktives Beispiel gilt die norwegische Tomra Systems. Die zählt zu den global führenden Anbietern von innovativen Lösungen für Materialverwertung und Recycling von gebrauchten Getränkeverpackungen.

Zu guter Letzt noch die kurze Zusammenfassung historischen Rede von gestern Abend: Weltwirtschaft setzt große Hoffnung in Joe Biden. Denn der hat mit seiner ersten Rede als US-Präsident vor dem Kongress beeindruckt. Biden verspricht den Amerikanern eine glänzende Zukunft und beschwört die Chancen der Krise. Ich vertraue ihm – und der Wall Street als Leitbörse.