Noch kein frisches Futter für Bullen und Bären

 06.07.21

Nicht schlecht, aber auch nicht überraschend gut – die neuen Wirtschaftsindikatoren sind uneinheitlich. Sie haben aus Anlegersicht eines gemeinsam: Es gibt keine neuen Impulse für die Finanzmärkte in die eine oder andere Richtung. Aber damit kann man zufrieden sein, nimmt die Börse doch schon seit dem ersten Corona-Jahr 2020 mutig den Genesungsprozess vorweg. Der wird mittlerweile bestätigt. Wollte man eine alles zusammenfassende Schulnote für die seit gestern vorgelegten volkswirtschaftlichen Daten vergeben, würde ich eine 3 (= befriedigend) wählen. Doch könnte man die jüngsten ökonomischen Entwicklungen auch mehr wie eine 2 oder 4 benoten, je nach individueller Interpretation.

Eines ist klar: Der Wirtschaftsaufschwung setzt sich fort. Das belegt auch die heute veröffentlichte Erhebung des ZEW. Wichtig: Die Lagebeurteilung für Deutschland ist erstmals seit zwei Jahren wieder positiv. Die Konjunkturerwartungen sinken allerdings in der Umfrage vom Juli um 16,5 Punkte und liegen aktuell bei 63,3. Sie halten sich damit auf einem nach wie vor auf einem sehr hohen Niveau. Die Normalisierung der Wirtschaftsentwicklung geht weiter, kommentieren die Mannheimer Forscher. Denn die befragten Finanzmarktexperten rechnen in den kommenden sechs Monaten mit einer überdurchschnittlich positiven gesamtwirtschaftlichen Lage.

Auf den ersten Blick enttäuschend entwickelt sich die Orderlage in der Industrie. Denn die Aufträge sind im Mai so stark eingebrochen wie seit dem ersten Lockdown 2020 nicht mehr. Die Betriebe sammelten wegen schwacher Auslandsnachfrage 3,7 Prozent weniger Bestellungen ein als im Vormonat, wie das Bundeswirtschaftsministerium mitteilt. Das Neugeschäft sank damit erstmals in diesem Jahr. Ökonomen hingegen hatten eher mit einem Anstieg von 1,0 Prozent gerechnet. Der April-Wert wurde allerdings kräftig nach oben revidiert – von minus 0,2 Prozent auf plus 1,2 Prozent. Grund für den Rückgang im Mai dürfte auch der Materialmangel sein, glauben gelassene Volkswirte, die erwarten, dass unsere Industrie weiterhin gute Quartale vor sich hat. Vermutlich endet nun langsam die Sondernachfrage.

Diese und andere Daten sind geeignet, den Dax weiterhin zu stützen. Doch taucht jetzt vermehrt das Wort „Normalisierung“ auf – erfreulich auch für den Aktienmarkt, aber kein Anstoß für einen weiteren, kraftvollen Anstieg. Die Börse hat dies früh antizipiert und sich seither (wieder einmal) besser entwickelt als die vorherrschenden Analystenprognosen des vergangenen Jahres.

Seien sie demütig, geschätzte Anleger, und handeln Sie nicht euphorisch! Selbst eine (vorübergehende) Schwächephase sollte unaufgeregt hingenommen werden – auch die wäre normal. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir noch in diesem Jahr neue Höchstkurse sehen werden.